WIE SIND GENTAMYCIN-MP AMPULLEN 40 ANZUWENDEN ?
Wenden Sie Gentamycin-mp Ampullen 40 immer genau nach Anweisung des Arztes an. Bitte fragen Sie bei Ihrem Arzt oder Apotheker nach, wenn Sie sich nicht ganz sicher sind.
Dosierung
Als Anfangsdosis werden unabhängig von der Nierenfunktion 1,5 - 2,0 mg/kg Körpergewicht empfohlen. Die empfohlene Tagesdosis bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit normaler Nierenfunktion beträgt 3 - 6 mg/kg Körpergewicht pro Tag und sollte bevorzugt als Einmaldosis, ansonsten aufgeteilt in 2 Einzeldosen gegeben werden. Die empfohlene Tagesdosis bei Kindern nach dem ersten Lebensmonat beträgt 4,5 - 7,5 mg/kg Körpergewicht pro Tag und sollte bevorzugt als Einmaldosis, ansonsten aufgeteilt in 2 Einzeldosen gegeben werden. Die empfohlene Tagesdosis bei Neugeborenen ist 4 - 7 mg/kg Körpergewicht pro Tag. Aufgrund der längeren Halbwertszeit erhalten Neugeborene die erforderliche Dosis als Einzeldosis.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion sollte die empfohlene Tagesdosis reduziert und an die Nierenfunktion angepasst werden.
Monitoring-Hinweis:
Es wird empfohlen, die Serumkonzentration von Gentamicin zu überwachen, vor allem bei älteren Patienten, bei Neugeborenen und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Die Proben werden am Ende des Dosierungsintervalls (Talspiegel) genommen. Talspiegel sollen 2 mg/l bei zweimal täglicher Anwendung und 1 mg/l bei einmal täglicher Dosierung nicht überschreiten.
Empfehlungen zur Dosierung und Therapieüberwachung von Gentamicin:
Dosierung (Erwachsene) | |
Initialdosis: | 120 mg Gentamicin (1,5 - 2 mg Gentamicin/kg) |
Infusionsdauer: | 30-60 min. |
Erhaltungsdosis: | 3 - 6 mg Gentamicin/kg/Tag |
Dosierungsintervall: | Die Dosierungsintervalle können der individuellen Halbwertszeit angepasst werden. Die Berechnung der Halbwertszeit erfolgt aufgrund der gemessenen Konzentrationen (Spitzen- und Talspiegel) entweder graphisch oder mit Taschenrechner (siehe Beispiel) |
Beispiel:
Halbwertszeit
ln 2 x (t2-t1) 0,69 x 7 4,83
t= ______________ = ________ = ____ = 2,5 Std.
ln (C1/C2) ln () 1,95
Blutentnahmen: | Sie erfolgen am Ende eines Dosierungsintervalls (Talspiegel) und unmittelbar nach Ende der Infusion (Spitzenspiegel). Überhöhte Talspiegel (größer als 2 mg Gentamicin/l bei konventioneller Dosierung und größer 1 mg Gentamicin/l bei täglicher Einmaldosierung) weisen auf eine Akkumulation hin (Nephrotoxizität!), Dosierungsintervall verlängern oder eventuell Dosis reduzieren. |
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion:
Gentamicin wird hauptsächlich durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Demzufolge muss die Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion entsprechend angepasst werden.
Für die Dosierungsanpassung gibt es zwei Möglichkeiten:
A. Verlängerung der Dosierungsintervalle bei gleich bleibender Dosis (Folgedosen identisch mit Initialdosis).
B. Verringerung der Dosis bei gleich bleibenden Dosierungsintervallen (Folgedosen kleiner als Initialdosis).
A. Verlängerung der Dosierungsintervalle bei gleich bleibender Dosis
Die Abschätzung der individuellen Dosierungsintervalle (in Stunden) kann mit Hilfe folgender Gleichungen erfolgen:
t ind
Tind = TN ------------
t N
oder
Cl genta (N)
Tind = TN ------------
Cl genta (ind)
Da die Gentamicin-Clearance direkt proportional der Kreatinin-Clearance ist, lässt sich auch folgende Näherungsgleichung anwenden
Cl cr (N)
Tind = TN ------------
Cl cr (ind)
Tind | = | individuelles Dosierungsintervall (h) |
TN | = | normales Dosierungsintervall (meist 8 h) |
t N | = | Halbwertszeit des Gentamicins beim Nierengesunden (ca. 2 - 3 h) |
t ind | = | Halbwertszeit des Gentamicins bei eingeschränkter Nierenfunktion (Bestimmung der Halbwertszeiten siehe oben) |
Cl genta | = | Gentamicin-Clearance |
Cl cr | = | Kreatinin-Clearance |
Beispiel:
Bei einer Kreatinin-Clearance von 30 ml/min wäre das Applikationsintervall bei gleich bleibender Dosis
100
Tind = 8 ---------- (h) = 26 Std.
30
bei Zugrundelegung einer Cl cr (N) von 100 ml/min
B. Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosisintervallen
Da Gentamicin fast ausschließlich renal ausgeschieden wird, können die Folgedosen bei stark eingeschränkter Nierenfunktion nach folgender Formel abgeschätzt werden:
Cl cr*
D* = -------------- x DN
Cl cr (normal)
Cl cr* | = | Kreatinin-Clearance bei eingeschränkter Nierenfunktion |
Cl cr (normal) | = | Kreatinin-Clearance bei normaler Nierenfunktion |
DN | = | Normaldosis |
D* | = | Folgedosis bei eingeschränkter Nierenfunktion |
Folgende Tabelle gibt einen Anhaltspunkt zur Verringerung der Dosis bei gleich bleibenden Dosisintervallen (8stündiges Dosisintervall)
Serum-Kreatinin (mg/100 ml) | Kreatinin-Clearance (ml/min/1,73 m2) | Folgedosen (Prozent der Initialdosis) |
kleiner als 1,0 | größer als 100 | 100 |
1,1 - 1,3 | 71 - 100 | 80 |
1,4 - 1,6 | 56 - 70 | 65 |
1,7 - 1,9 | 46 - 55 | 55 |
2,0 - 2,2 | 41 - 45 | 50 |
2,3 - 2,5 | 36 - 40 | 40 |
2,6 - 3,0 | 31 - 35 | 35 |
3,1 - 3,5 | 26 - 30 | 30 |
3,6 - 4,0 | 21 - 25 | 25 |
4,1 - 5,1 | 16 - 20 | 20 |
5,2 - 6,6 | 11 - 15 | 15 |
6,7 - 8,0 | kleiner als 10 | 10 |
Dabei muss beachtet werden, dass sich die Nierenfunktion im Laufe der Behandlung ändern kann.
Die Kreatinin-Clearance sollte als Parameter vor allem bei Patienten mit schwankenden Plasma-Kreatinin-Konzentrationen bevorzugt werden, wie dies bei schweren Infektionen (z. B. Sepsis) beobachtet wird.
Wenn die Serum-Kreatinin-Werte zur Beurteilung der Nierenfunktion herangezogen werden, sollten diese Befunde mehrfach erhoben werden, da nur bei gleich bleibend eingeschränkter Nierenfunktion eine Korrelation zu den Kreatinin-Clearance-Werten besteht.
Wenn nur die Serumkreatininwerte bekannt sind, kann die Kreatinin-Clearance nach folgenden Formeln abgeschätzt werden:
Männer:
Körpergewicht in (kg) x (140 minus Lebensjahre)
Clcr= _______________________________________________
72 x Serum-Kreatinin (mg/100 ml)
bzw.
Männer:
Körpergewicht in (kg) x (140 minus Lebensjahre)
Clcr= _______________________________________________
0,814 x Serum-Kreatinin (µmol/l)
Frauen: 0,85 x dem obigen Wert
Dosierung bei Hämodialysepatienten:
Bei einer Kreatinin-Clearance unter 5 ml/min ist die Hämodialyse angezeigt. Gentamicin ist dialysierbar. Bei einer 4 - 5stündigen Hämodialyse muss mit 50 - 60 %, bei einer 8 - 12stündigen Hämodialyse mit 70 - 80 % Konzentrationsminderung gerechnet werden. Nach jeder Dialyseperiode muss individuell nachdosiert werden, ausgehend von den aktuellen Gentamicin-Serumkonzentrationen.
Normalerweise beträgt die empfohlene Dosis nach der Dialyse 1 - 1,7 mg/kg Körpergewicht.
Da Hämodialyse-Patienten gewöhnlich unter Antikoagulanzien-Behandlung stehen, darf hier wegen der Gefahr der Hämatombildung nicht intramuskulär injiziert werden.
Hinweise: Die Dosierung muss streng nach Kreatinin-Clearance vorgenommen werden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss die Dosis der Nierenleistung angepasst werden.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss auch die lokale Gabe (Inhalation, Gabe durch die Luftröhre) bei gleichzeitiger Infusionsbehandlung in der Gesamtdosierung berücksichtigt werden.
Art der Anwendung
Gentamycin-mp Ampullen 40 werden in die Vene (intravenös) oder in den Muskel (intramuskulär) gespritzt oder in die Vene infundiert.
Um hohe Spitzenspiegel zu vermeiden, empfiehlt sich eine Infusion über eine Dauer von 30-60 Minuten.
Gentamycin-mp Ampullen 40 können zur Infusion mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnt werden.
Gentamycin-mp Ampullen 40 können, falls ärztlich angezeigt, unverdünnt direkt in die Vene gespritzt werden; die Injektion muss langsam während 2 - 3 Minuten erfolgen.
Hinweise: Gentamycin-mp Ampullen 40 sollten stets getrennt von anderen Arzneimitteln verabreicht werden.
Gentamycin-mp Ampullen 40 dürfen auf keinen Fall in einer Injektionslösung mit Betalaktam-Antibiotika (z.B. Penicilline, Cephalosporine) gemischt werden, da es zu einer chemisch-physikalischen Inaktivierung der Kombinationspartner kommt.
Dies gilt auch für eine Kombination von Gentamicin mit Diazepam, Furosemid, Flecainidacetat bzw. Heparin-Natrium.
Dauer der Anwendung
Bei üblichen bakteriellen Infektionserkrankungen richtet sich die Behandlungsdauer nach dem Verlauf der Erkrankung. Normalerweise ist eine Behandlungsdauer von 7 - 14 Tagen ausreichend.
Die Dauer der Behandlung sollte 10 - 14 Tage möglichst nicht überschreiten.
Eine erneute Behandlung mit Gentamycin-mp Ampullen 40 unmittelbar im Anschluss an eine vorangegangene Behandlung mit einem Aminoglykosid sollte vermieden werden; das therapiefreie Intervall sollte möglichst 7 - 14 Tage betragen.
Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt.
Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, wenn Sie den Eindruck haben, dass die Wirkung von Gentamycin-mp Ampullen 40 zu stark oder zu schwach ist.
Wenn Sie eine größere Menge von Gentamycin-mp Ampullen 40 angewendet haben, als Sie sollten
Gentamycin-mp Ampullen 40 besitzen eine enge therapeutische Breite. Bei Anhäufung von Gentamycin-mp Ampullen 40 im Körper (Kumulation), z. B. infolge eingeschränkter Nierenfunktion, kann es zur Nierenschädigung und zur Schädigung des Gehör- und Gleichgewichtsnervs (Nervus statoacusticus) kommen. Nierenschädigungen korrelieren mit Talspiegeln von größer als 4 mg/l.
Behandlung bei Überdosierung:
Bei Überdosierung müssen Gentamycin-mp Ampullen 40 abgesetzt werden. Es gibt kein spezifisches Gegenmittel (Antidot). Gentamycin-mp Ampullen 40 können durch Blutwäsche (Hämodialyse) entfernt werden.
Behandlung bei Blockade der Reizüberleitung zwischen Nerv und Muskel (neuromuskuläre Blockade):
Bei Blockade der Reizüberleitung zwischen Nerv und Muskel (meist durch Wechselwirkungen verursacht) ist die Gabe von Calciumchlorid zweckmäßig, gegebenenfalls künstliche Beatmung.
Wenn Sie die Anwendung von Gentamycin-mp Ampullen 40 vergessen haben
Wenden Sie nicht die doppelte Dosis an, wenn Sie die vorherige Anwendung vergessen haben.
Wenn Sie die Anwendung von Gentamycin-mp Ampullen 40 abbrechen
Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie die Anwendung von Gentamycin-mp Ampullen 40 abbrechen wollen.
Wenn Sie weitere Fragen zur Anwendung des Arzneimittels haben, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.