Dosierung
Als Anfangsdosis werden unabhängig von der Nierenfunktion 1,5 - 2,0 mg Gentamicin/kg Körpergewicht empfohlen. Erwachsene mit normaler Nierenfunktion bekommen als Erhaltungsdosis 1 - 2 mg Gentamicin/kg alle 8 Stunden (Gesamtdosis 3 - 6 mg Gentamicin/kg), Säuglinge nach dem ersten Lebensmonat 1,5 - 2,5 mg Gentamicin/kg alle 8 Stunden (Gesamtdosis 4,5 - 7,5 mg Gentamicin/kg). Nur bei Neugeborenen sollte aufgrund der längeren Halbwertszeit das Dosierungsintervall bei einer Einzeldosis von 2 - 3,5 mg Gentamicin/kg auf 12 Stunden verlängert werden.
Empfehlungen zur Dosierung und Therapieüberwachung von Gentamicin
Serum-Kreatinin (mg/100 ml) | Kreatinin-Clearance (ml/min/1,73 m²) | Folgedosen (Prozent der Initialdosis) |
kleiner als 1,0 | größer als 100 | 100 |
1,1 1,3 | 71 100 | 80 |
1,4 1,6 | 56 70 | 65 |
1,7 1,9 | 46 55 | 55 |
2,0 2,2 | 41 45 | 50 |
2,3 2,5 | 36 40 | 40 |
2,6 3,0 | 31 35 | 35 |
3,1 3,5 | 26 30 | 30 |
3,6 4,0 | 21 25 | 25 |
4,1 5,1 | 16 20 | 20 |
5,2 6,6 | 11 15 | 15 |
6,7 8,0 | kleiner als 10 | 10 |
Blutentnahmen: Sie erfolgen am Ende eines Dosierungsintervalls (Talspiegel) und unmittelbar nach Ende der Infusion (Spitzenspiegel). Überhöhte Talspiegel (größer als
2 mg Gentamicin/l) weisen auf eine Akkumulation hin (Nephrotoxizität!), Dosierungsintervall verlängern oder eventuell Dosis reduzieren.
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion
Gentamicin wird hauptsächlich durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Demzufolge muss die Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion entsprechend angepasst werden.
Für die Dosierungsanpassung gibt es zwei Möglichkeiten:
-
Verlängerung der Dosierungsintervalle bei gleichbleibender Dosis (Folgedosen identisch mit Initialdosis).
-
Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosierungsintervallen (Folgedosen kleiner als
Initialdosis).
A. Verlängerung der Dosierungsintervalle bei gleichbleibender Dosis
Die Abschätzung der individuellen Dosierungsintervalle (in Stunden) kann mit Hilfe folgender Gleichungen erfolgen:
Tind= TN t 1/2 ind. t 1/2N
oder
Cl genta (N)
Tind= TN ______________
Cl genta (ind)
Da die Gentamicin-Clearance direkt proportional der Kreatinin-Clearance ist, lässt sich auch folgende Näherungsgleichung anwenden
Clcr (N)
Tind= TN _____________
Clcr (ind)
Tind |
=
|
TN
|
=
|
t1/2 N |
=
|
t1/2 ind |
=
|
Clgenta |
=
|
Individuelles Dosierungsintervall (h) normales Dosierungsintervall (meist 8 h)
Halbwertszeit des Gentamicins beim Nierengesunden (ca. 2 - 3 h)
Halbwertszeit des Gentamicins bei eingeschränkter Nierenfunktion (Bestimmung der Halbwertszeiten siehe oben) Gentamicin-Clearance
Beispiel:
Bei einer Kreatinin-Clearance von 30 ml/min wäre das Applikationsintervall bei gleichbleibender Dosis
Tind= 8 x 100/30 (h) = 26 Std.
bei Zugrundelegung einer Clcr (N) von 100 ml/min
B. Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosisintervallen
Da Gentamicin fast ausschließlich renal ausgeschieden wird, können die Folgedosen bei stark eingeschränkter Nierenfunktion nach folgender Formel abgeschätzt werden:
Cl
cr*
D*= _________ x DN
Clcr (normal)
Clcr* |
=
|
Kreatinin-Clearance bei eingeschränkter Nierenfunktion
|
DN
|
=
|
Normaldosis
|
D*
|
=
|
Folgedosis bei eingeschränkter Nierenfunktion
|
Folgende Tabelle gibt einen Anhaltspunkt zur Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosisintervallen (8-stündiges Dosisintervall)
Serum-Kreatinin (mg/100 ml) | Kreatinin-Clearance (ml/min/1,73 m²) | Folgedosen (Prozent der Initialdosis) |
kleiner als 1,0 | größer als 100 | 100 |
1,1 1,3 | 71 100 | 80 |
1,4 1,6 | 56 70 | 65 |
1,7 1,9 | 46 55 | 55 |
2,0 2,2 | 41 45 | 50 |
2,3 2,5 | 36 40 | 40 |
2,6 3,0 | 31 35 | 35 |
3,1 3,5 | 26 30 | 30 |
3,6 4,0 | 21 25 | 25 |
4,1 5,1 | 16 20 | 20 |
5,2 6,6 | 11 15 | 15 |
6,7 8,0 | kleiner als 10 | 10 |
Dabei muss beachtet werden, dass sich die Nierenfunktion im Laufe der Behandlung ändern kann. Die Kreatinin-Clearance sollte als Parameter vor allem bei Patienten mit schwankenden Plasma- Kreatinin-Konzentrationen bevorzugt werden, wie dies bei schweren Infektionen
(z. B. Sepsis) beobachtet wird.
Wenn die Serum-Kreatinin-Werte zur Beurteilung der Nierenfunktion herangezogen werden, sollten diese Befunde mehrfach erhoben werden, da nur bei gleichbleibend eingeschränkter Nierenfunktion eine Korrelation zu den Kreatinin-Clearance-Werten besteht.
Wenn nur die Serumkreatininwerte bekannt sind, kann die Kreatinin-Clearance nach folgenden Formeln abgeschätzt werden:
Männer:
Körpergewicht in (kg) x (140 minus Lebensjahre) Clcr= _______________________________________
72 x Serum-Kreatinin (mg/100 ml)
bzw.
Männer:
Körpergewicht in (kg) x (140 minus Lebensjahre) Clcr= _______________________________________
0,814 x Serum-Kreatinin (µmol/l)
Frauen: 0,85 x dem obigen Wert
Dosierung bei Hämodialysepatienten
Bei einer Kreatinin-Clearance unter 5 ml/min ist die Hämodialyse angezeigt. Gentamicin ist dialysierbar. Bei einer 4 - 5-stündigen Hämodialyse muss mit 50 - 60 %, bei einer 8 - 12-stündigen Hämodialyse mit 70 - 80 % Konzentrationsminderung gerechnet werden. Nach jeder Dialyseperiode muss individuell nachdosiert werden, ausgehend von den aktuellen Gentamicin- Serumkonzentrationen.
Normalerweise beträgt die empfohlene Dosis nach der Dialyse 1 - 1,7 mg/kg Körpergewicht.
Da Hämodialyse-Patienten gewöhnlich unter Antikoagulanzien-Behandlung stehen, darf hier wegen der Gefahr der Hämatombildung nicht intramuskulär injiziert werden.
Hinweise:
Die Dosierung muss streng nach Kreatinin-Clearance vorgenommen werden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss die Dosis der Nierenleistung angepasst werden.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss auch die lokale Gabe (Inhalation, Gabe durch die Luftröhre) bei gleichzeitiger Infusionsbehandlung in der Gesamtdosierung berücksichtigt werden.
Art der Anwendung
Gentamicin PANPHARMA 80 mg/2 ml wird in den Muskel (intramuskulär), in die Vene (intravenös) oder unter die Bindehaut (subkonjunktival) gespritzt oder in die Vene infundiert.
Um hohe Spitzenkonzentrationen zu vermeiden, empfiehlt sich eine Infusion über eine Dauer von 20 - 60 Minuten.
Gentamicin PANPHARMA 80 mg/2 ml ist sulfitfrei. Deshalb kann die Lösung, falls ärztlich angezeigt, unverdünnt direkt in die Vene gespritzt werden; die Injektion muss langsam während 2 - 3 Minuten erfolgen.
Gentamicin-Lösungen können zur Infusion mit isotonischer Natriumchloridlösung verdünnt werden. Hinweis:
Gentamicin PANPHARMA 80 mg/2 ml sollte stets getrennt von anderen Arzneimitteln verabreicht werden.
Gentamicin PANPHARMA 80 mg/2 ml darf auf keinen Fall in einer Injektions- bzw. Infusionslösung mit Betalaktam-Antibiotika (z. B. Penicilline, Cephalosporine) gemischt werden, da es zu einer chemisch-physikalischen Inaktivierung der Kombinationspartner kommt.
Dauer der Anwendung
Bei üblichen bakteriellen Infektionserkrankungen richtet sich die Behandlungsdauer nach dem Verlauf der Erkrankung. Normalerweise ist eine Behandlungsdauer von 7 - 14 Tagen ausreichend.
Die Dauer der Behandlung sollte 10 - 14 Tage möglichst nicht überschreiten.
Eine erneute Behandlung mit Gentamicin PANPHARMA 80 mg/2 ml unmittelbar im Anschluss an eine vorangegangene Behandlung mit Gentamicin PANPHARMA 80 mg/2 ml sollte vermieden werden; das therapiefreie Intervall sollte möglichst 7 - 14 Tage betragen.
Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt.
Wenn Sie eine größere Menge Gentamicin PANPHARMA 80 mg/2 ml angewendet haben als Sie
sollten
Gentamicin PANPHARMA 80 mg/2 ml besitzt eine enge therapeutische Breite. Bei Anhäufung von Gentamicin PANPHARMA 80 mg/2 ml im Körper (Kumulation), z. B. infolge eingeschränkter Nierenfunktion, kann es zur Nierenschädigung und zur Schädigung des Gehör- und Gleichgewichtsnervs (Nervus statoacusticus) kommen. Nierenschädigungen korrelieren mit Talspiegeln von größer als 4 mg/l.
Behandlung bei Überdosierung
Bei Überdosierung muss Gentamicin PANPHARMA 80 mg/2 ml abgesetzt werden. Es gibt kein spezifisches Gegenmittel (Antidot). Gentamicin PANPHARMA 80 mg/2 ml kann durch Blutwäsche (Hämodialyse) entfernt werden.
Behandlung bei Blockade der Reizüberleitung zwischen Nerv und Muskel (neuromuskuläre Blockade) Bei Blockade der Reizüberleitung zwischen Nerv und Muskel (meist durch Wechselwirkungen verursacht) ist die Gabe von Calciumchlorid zweckmäßig, gegebenenfalls künstliche Beatmung.