Wenden Sie dieses Arzneimittel entsprechend der nachfolgenden Dosierungsempfehlungen an:
Als Anfangsdosis werden unabhängig von der Nierenfunktion 1,5 - 2,0 mg/kg Körpergewicht empfohlen. Die empfohlene Tagesdosis bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit normaler Nierenfunktion beträgt 3 - 6 mg/kg Körpergewicht pro Tag und sollte bevorzugt als Einmaldosis, ansonsten aufgeteilt in 2 Einzeldosen gegeben werden. Die empfohlene Tagesdosis bei Kindern nach dem ersten Lebensmonat beträgt 4,5 - 7,5 mg /kg Körpergewicht pro Tag und sollte bevorzugt als Einmaldosis, ansonsten aufgeteilt in 2 Einzeldosen gegeben werden. Die empfohlene Tagesdosis bei Neugeborenen ist 4 - 7 mg/kg Körpergewicht pro Tag. Aufgrund der längeren Halbwertszeit erhalten die Neugeborenen die erforderliche Dosis als Einzeldosis.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion sollte die empfohlene Tagesdosis reduziert und an die Nierenfunktion angepasst werden.
Monitoring-Hinweis:
Es wird empfohlen, die Serumkonzentration von Gentamicin zu überwachen, vor allem bei älteren Patienten, bei Neugeborenen und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Die Proben werden am Ende des Dosierungsintervalls (Talspiegel) genommen. Talspiegel sollen 2 mg/l bei zweimal täglicher Anwendung und 1 mg/l bei einmal täglicher Dosierung nicht überschreiten.
Zur Behandlung von neutropenischen Patienten und zur Endokarditistherapie sollte die Gesamttagesdosis auf drei Einzelgaben verteilt werden.
Insbesondere bei der Kombinationsbehandlung (z.B. mit einem Betalaktam-Antibiotikum in der üblichen Dosierung) ist auch die Verabreichung der gesamten Tagesdosis, also die einmal tägliche Gabe möglich. Klinische und tierpharmakologische Untersuchungen ergaben Hinweise, dass diese Applikationsform, im Vergleich zur Aufteilung in mehrere Einzeldosen, Vorteile sowohl hinsichtlich der Wirksamkeit als auch Verträglichkeit aufweist.
Empfehlung zur Dosierung und Therapieüberwachung von Gentamicin
Dosierung (Erwachsene)
Initialdosis: 120 mg Gentamicin (1,5 - 2 mg Gentamicin/kg)
Erhaltungsdosis: 3 - 6 mg Gentamicin/kg /Tag
Dosierungsintervall: Die Dosierungsintervalle können der individuellen Halbwertszeit angepasst werden. Die Berechnung der Halbwertszeit erfolgt aufgrund der gemessenen Konzentrationen (Spitzen- und Talspiegel) entweder graphisch oder mit Taschenrechner (siehe Beispiel).
Beispiel:
Halbwertszeit
Serum-Kreatinin (mg/100 ml) | Kreatinin-Clearance (ml/min/1,73 m²) | Folgedosen (Prozent der Initialdosis) |
kleiner als 1,0 | größer als 100 | 100 |
1,1 1,3 | 71 100 | 80 |
1,4 1,6 | 56 70 | 65 |
1,7 1,9 | 46 55 | 55 |
2,0 2,2 | 41 45 | 50 |
2,3 2,5 | 36 40 | 40 |
2,6 3,0 | 31 35 | 35 |
3,1 3,5 | 26 30 | 30 |
3,6 4,0 | 21 25 | 25 |
4,1 5,1 | 16 20 | 20 |
5,2 6,6 | 11 15 | 15 |
6,7 8,0 | kleiner als 10 | 10 |
mg Gentamicin/l bei konventioneller Dosierung und größer 1 mg Gentamicin/l bei täglicher Einmaldosierung) weisen auf eine Akkumulation hin (Nephrotoxizität!), Dosierungsintervall verlängern oder eventuell Dosis reduzieren.
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion
Gentamicin wird hauptsächlich durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Demzufolge muss die Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion entsprechend angepasst werden.
Für die Dosierungsanpassung gibt es zwei Möglichkeiten:
-
Verlängerung der Dosierungsintervalle bei gleichbleibender Dosis (Folgedosen identisch mit Initialdosis).
-
Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosierungsintervallen (Folgedosen kleiner als Initialdosis).
A. Verlängerung der Dosierungsintervalle bei gleichbleibender Dosis
Die Abschätzung der individuellen Dosisintervalle (in Stunden) kann mit Hilfe folgender Gleichungen erfolgen:
t1/2 ind Tind = TN
t1/2 N
oder
Clgenta (N)
Tind = TN
Clgenta (ind)
Da die Gentamicin-Clearance direkt proportional der Kreatinin-Clearance ist, lässt sich auch folgende Näherungsgleichung anwenden
Clcr (N)
Tind = TN
Clcr (ind)
Tind = | individuelles Dosierungsintervall (h) |
TN = | normales Dosierungsintervall (meist 8 Stunden) |
t1/2 N = | Halbwertszeit des Gentamicins beim Nierengesunden (ca. 2-3 h) |
t1/2 ind = | Halbwertszeit des Gentamicins bei eingeschränkter Nierenfunktion (Bestimmung der Halbwertszeiten siehe oben) |
Clgenta = | Gentamicin-Clearance |
Cler = | Kreatinin-Clearance |
Beispiel:
Bei einer Kreatinin-Clearance von 30 ml/min wäre das Applikationsintervall bei gleichbleibender Dosis:
Tind = 8 x (h) = 26 Std. 30
Bei Zugrundelegung einer Clcr (N) von 100 ml/min.
B. Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosisintervallen
Da Gentamicin fast ausschließlich renal ausgeschieden wird, können die Folgedosen bei stark eingeschränkter Nierenfunktion nach folgender Formel abgeschätzt werden:
Clcr*
D* = x DN
Clcr (normal)
Clcr*
|
=
|
Kreatinin-Clearance bei eingeschränkter Nierenfunktion
|
DN
|
=
|
Normaldosis
|
D*
|
=
|
Folgedosis bei eingeschränkter Nierenfunktion
|
Folgende Tabelle gibt einen Anhaltspunkt zur Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosisintervallen (8stündiges Dosisintervall)
Serum-Kreatinin (mg/100 ml) | Kreatinin-Clearance (ml/min/1,73 m²) | Folgedosen (Prozent der Initialdosis) |
kleiner als 1,0 | größer als 100 | 100 |
1,1 1,3 | 71 100 | 80 |
1,4 1,6 | 56 70 | 65 |
1,7 1,9 | 46 55 | 55 |
2,0 2,2 | 41 45 | 50 |
2,3 2,5 | 36 40 | 40 |
2,6 3,0 | 31 35 | 35 |
3,1 3,5 | 26 30 | 30 |
3,6 4,0 | 21 25 | 25 |
4,1 5,1 | 16 20 | 20 |
5,2 6,6 | 11 15 | 15 |
6,7 8,0 | kleiner als 10 | 10 |
Dabei muss beachtet werden, dass sich die Nierenfunktion im Laufe der Behandlung ändern kann.
Die Kreatinin-Clearance sollte als Parameter vor allem bei Patienten mit schwankenden Plasma- Kreatinin-Konzentrationen bevorzugt werden, wie dies bei schweren Infektionen (z.B. Sepsis) beobachtet wird.
Wenn nur die Serumkreatininwerte bekannt sind, kann die Kreatinin-Clearance nach folgenden Formeln abgeschätzt werden:
Männer:
Körpergewicht in (kg) x (140 minus Lebensjahre) Clcr =
72 x Serum-Kreatinin (mg/100 ml)
bzw.
Männer:
Körpergewicht in (kg) x (140 minus Lebensjahre) Clcr =
0,814 x Serum-Kreatinin (µmol/l)
Frauen: 0,85 x dem obigen Wert
Dosierung bei Hämodialyse-Patienten
Bei einer Kreatinin-Clearance unter 5 ml/min ist die Hämodialyse angezeigt. Gentamicin ist dialysierbar. Bei einer 4 - 5stündigen Hämodialyse muss mit 50 - 60 %, bei einer 8 - 12stündigen Hämodialyse mit 70 - 80 % Konzentrationsminderung gerechnet werden. Nach jeder Dialyseperiode muss individuell nachdosiert werden, ausgehend von den aktuellen Gentamicin- Serumkonzentrationen.
Normalerweise beträgt die empfohlene Dosis nach der Dialyse 1 - 1,7 mg/kg Körpergewicht.
Da Hämodialyse-Patienten gewöhnlich unter Antikoagulantien-Therapie stehen, darf hier wegen der Gefahr der Hämatombildung nicht intramuskulär injiziert werden.
Hinweise:
Die Dosierung muss streng nach Kreatinin-Clearance vorgenommen werden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss die Dosis der Nierenleistung angepasst werden.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss auch die lokale Gabe (Inhalation, Gabe durch die Luftröhre) bei gleichzeitiger Infusionsbehandlung in der Gesamtdosierung berücksichtigt werden.
Art der Anwendung
Refobacin wird in den Muskel (intramuskulär), in die Vene (intravenös) oder unter die Bindehaut (subkonjunktival) gespritzt oder in die Vene infundiert.
Um hohe Spitzenkonzentrationen zu vermeiden, empfiehlt sich eine Infusion über eine Dauer von 30 - 60 Minuten.
Refobacin kann, falls ärztlich angezeigt, unverdünnt direkt in die Vene gespritzt werden; die Injektion muss langsam während 2 - 3 Minuten erfolgen.
Refobacin kann zur Infusion mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnt werden.
Hinweis:
Refobacin sollte stets getrennt von anderen Arzneimitteln verabreicht werden.
Refobacin darf auf keinen Fall in einer Injektions- bzw. Infusionslösung mit Betalaktam-Antibiotika (z.B. Penicilline, Cephalosporine) gemischt werden, da es zu einer chemisch-physikalischen Inaktivierung der Kombinationspartner kommt.
Dies gilt auch für eine Kombination von Gentamicin mit Diazepam, Furosemid, Flecainidacetat bzw. Heparin-Natrium.
Dauer der Anwendung
Bei üblichen bakteriellen Infektionskrankheiten richtet sich die Behandlungsdauer nach dem Verlauf der Erkrankung. Normalerweise ist eine Behandlungsdauer von 7 - 14 Tagen ausreichend.
Die Dauer der Therapie sollte 10 - 14 Tage möglichst nicht überschreiten.
Eine Therapie mit Refobacin unmittelbar im Anschluss an eine vorangegangene Therapie mit einem Aminoglykosid sollte vermieden werden; das therapiefreie Intervall sollte möglichst
7 - 14 Tage betragen.
Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt.
Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, wenn Sie den Eindruck haben, dass die Wirkung von Refobacin zu stark oder zu schwach ist.
Wenn Sie eine größere Menge von Refobacin angewendet haben, als Sie sollten
Refobacin besitzt eine enge therapeutische Breite. Bei Anhäufung von Refobacin im Körper (Kumulation), z.B. infolge eingeschränkter Nierenfunktion, kann es zur Nierenschädigung und zur Schädigung des Gehör- und Gleichgewichtsnervs (Nervus statoacusticus) kommen. Nierenschädigungen korrelieren mit Talspiegeln von größer als 4 mg Gentamicin/l.
Therapie der Überdosierung
Bei Überdosierung muss Refobacin abgesetzt werden. Es gibt kein spezifisches Gegenmittel (Antidot). Refobacin kann durch Blutwäsche (Hämodialyse) entfernt werden.
Therapie bei Blockade der Reizüberleitung zwischen Nerv und Muskel (neuromuskuläre Blockade)
Bei Blockade der Reizüberleitung zwischen Nerv und Muskel (meist durch Wechselwirkungen verursacht) ist die Gabe von Calciumchlorid zweckmäßig, gegebenenfalls künstliche Beatmung.
Wenn Sie weitere Fragen zur Anwendung des Arzneimittels haben, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.