Chronische Gastritis

Chronische Gastritis
Internationale Klassifikation (ICD) K29.-
Symptome Verdauungsstörungen, Blutarmut, Blähungen, Durchfall, Völlegefühl, Schmerzen unter dem Zwerchfell
Mögliche Ursachen Viren, Bakterien und Pilze, Allergien, Morbus Crohn, Alkohol oder Medikamente, Rückfluss von Gallenflüssigkeit, Autoimmunerkrankungen, Helicobacter pylori
Mögliche Risikofaktoren Stress, Läufer-Magen, magenreizende Genussmittel, Schmerzmittel, mechanische Reizungen, Lebensmittelvergiftungen, übermäßiger Alkohol- und Tabakkonsum, große Mengen Kaffee, falsche Ernährung
Wirkstoffe Cyanocobalamin (Vitamin B12) , Metronidazol , Tetracyclin , Clarithromycin , Amoxicillin , Metoclopramid , Domperidon
Kontraindikationen Ibuprofen, Naproxen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure (ASS)

Grundlagen

Eine Gastritis, auch Magenschleimhautentzündung genannt, ist eine entzündungsbedingte Schädigung der Magenschleimhaut (lat. Tunica mucosa gastrica), wobei es je nach Variation zu oberflächlichen bis tieferen Veränderungen im Drüsengewebe kommen kann.

Bild von Oberkörper mit Magenschmerzen (Robystarm / Pixabay)

Je nach Krankheitsverlauf unterscheidet man prinzipiell zwischen akuter und chronischer Gastritis. Letztere entwickelt sich meist schleichend und äußert sich zum Teil auch erst spät mit eher unspezifischen Symptomen. Die chronische Magenschleimhautentzündung wird grundsätzlich in drei Typen eingeteilt, welche sich durch verschiedene Ursachen unterscheiden.

Ursachen



Typ A - Autoimmungastritis

Entstehung

Bei Autoimmunerkrankungen werden vom menschlichen Immunsystem Antikörper gegen körpereigene Zellen oder Zellbestandteile gebildet. Im Falle der Autoimmungastritis sind Antikörper gegen ein säurebildendes Protein (H+/K+-ATPase) der Belegzellen des Magens und/oder Intrinsic-Faktor bekannt.

Belegzellen sind Zellen in der Magenschleimhaut, welche für die Produktion von Salzsäure (Bestandteil vom Magensaft, HCl) und den Intrinsic-Faktor (Protein für die Aufnahme von Vitamin B12 im Dünndarm) verantwortlich sind. Die durch die Autoantikörper ausgelöste Entzündung führt zu einem Absterben der Belegzellen und Rückgang der Magenschleimhaut (Atrophie). 

Bei der Entstehung einer Typ A Gastritis können auch Helicobacter-pylori-Bakterien beteiligt sein, die sonst mit einer Typ B Gastritis in Verbindung gebracht werden.

Häufigkeit

Mit 3-6% aller Fälle handelt es sich bei der Autoimmungastritis um die seltenste Form der chronischen Gastritis.  Sie kann ein erbliche Komponente haben und betrifft beinahe ausschließlich Nordeuropäer bzw. Skandinavier.



Typ B - Bakterielle Gastritis

Entstehung

Die Typ B Gastritis wird durch das Bakterium Helicobacter pylori verursacht, welches von Mensch zu Mensch übertragen wird.  

Häufigkeit

Die Typ B Gastritis macht rund 80-90% aller chronischen Gastritiden aus und ist die häufigste Unterart. Die Zahl der Betroffenen nimmt korrelierend zum Lebensalter zu, da die Durchseuchung mit H. pylori steigt. Unter dem 20. Lebensjahren finden sich kaum Erkrankungen.



Typ C - Chemische Gastritis

Entstehung

Die Typ C Gastritis entsteht durch eine chemisch-reaktive Reizung des Magens.

Diese kann beispielsweise durch nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) entstehen, wie z.B. Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Naproxen oder Diclofenac. Durch deren Einnahme wird die Bildung des Gewebehormons Prostaglandin gehemmt, welches für die Bildung von Magenschleim und magensäureneutralisierende Stoffe verantwortlich ist.

Auch andere Stoffe wie Nikotin und Alkohol und in selteneren Fällen ein Reflux (Rückfluss) von Gallenflüssigkeit können für eine Typ C Gastritis verantwortlich sein.

Häufigkeit

Bei rund 10-15% aller chronischen Magenschleimhautentzündungen handelt es sich um eine chemische Gastritis.


Sonderformen

  • Gastritis im Rahmen chronisch-entzündlicher Erkrankungen wie Morbus Crohn
  • Gastritis bei Systemerkrankungen wie Sarkoidose oder Amyloidose
  • Lymphozytäre Gastritis: Gastritis mit typischen histologischen Veränderungen, assoziiert mit Zöliakie oder auch H. pylori
  • Eosinophile Gastritis: zum Teil assoziiert mit Allergien wie z.B. Weizen, Kuhmilch oder Soja
  • Infektiöse Gastritis durch Bakterien, Pilze und Viren: z.B. Milzbranderreger, Candida spp.  und Herpes-Simplex-Virus

Symptome

Die chronische Entzündung der Magenschleimhaut verursacht häufig keine oder uncharakteristische gastrointestinale Beschwerden. Eine akute Gastritis mit entsprechenden Symptomen ist im Rahmen einer chronischen Gastritis möglich.

Typ A

  • Vitamin B12-Mangel
    Durch die geschädigten Belegzellen im Magen wird der Intrinsic-Faktor vermindert produziert. Dieser ist für die Aufnahme von Vitamin B12 essenziell. Die Gastritis führt so zu einem Vitamin B12-Mangel der sich in einer perniziösen Anämie (Blutarmut) äußern kann.

Typ B

Die Typ B Gastritis verursacht keine spezifischen Symptome. Es besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für:
  • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre
  • Typ A Gastritis
  • Magenkrebs (Karzinom, MALT-Lymphom)

Typ C

Auch dieser Gastritis-Typ zeigt nur unspezifische Sypmtome, welche denen der akuten Gastritis ähneln.
Mögliche Komplikationen sind Magenblutungen und Geschwüre.


Diagnose

  1. Anamnese
    Bei der Anamnese (Erfragung zur Krankheitsgeschichte) können Informationen über Lebensgewohnheiten, Vorerkrankungen und Einnahme von Medikamenten Hinweise für eine chronische Gastritis liefern.
  2. Körperliche Untersuchung
    In weiterer Folge wird die Bauchregion untersucht. Durch das Abtasten des Bauches kann ein möglicher Druckschmerz ausgelöst werden, der durch seine Lokalisation auch ein wichtiger Hinweis für mögliche andere Erkrankungen sein kann. Beim Abtasten inklusive Leber und Milz können auch Verhärtungen festgestellt werden. Zusätzlich achtet der Arzt beim Abhören mit dem Stethoskop (Auskultieren) auf die Darmgeräusche. Mit dem Abklopfen des Bauches können Ansammlungen von Luft bzw. Flüssigkeiten registriert werden.
  3. Endoskopie
    Um eine chronische Gastritis eindeutig nachzuweisen, kann eine Magenspiegelung durchgeführt werden. Dazu wird ein Schlauch mit einer Kamera über den Mund in den Magen eingeführt. Oft sind optisch sichtbare Veränderungen der Magenschleimhaut schon ein Hinweis für eine Gastritis. Im Rahmen einer Biopsie können zudem mit einer kleinen Zange Gewebeproben entnommen werden. Diese Proben können auf Infektionserreger oder Zellveränderungen untersucht werden, um gefährlichere Krankheitsbilder, wie Magenkrebs oder Magengeschwüre, zu diagnostizieren oder auszuschließen. Auch das Bakterium H. pylori wird meist mittels einer Biopsie nachgewiesen.
  4. Atemtest oder Blut-/Stuhluntersuchung
    Um eine Infektion mit dem Helicobacter pylori zu diagnostizieren, können die Erreger auch mit speziellen Tests nachgewiesen werden. Der Keim kann via Atemtest, Stuhl- oder Blutuntersuchung nachgewiesen werden. Blutuntersuchungen auf spezifische Antikörper können Hinweise auf eine autoimmune Gastritis (Typ A) geben. Ein Vitamin B12-Mangel oder eine dadurch entstehende perniziöse Anämie können ebenfalls auf eine chronische Gastritis hinweisen.

Therapie

Typ A

Eine Möglichkeit zur Behandlung der Ursache einer autoimmunen Gastritis existiert bislang noch nicht. Bei bestehenden Vitamin B12-Mangel erfolgt eine (häufig lebenslange) Substitution des Vitamins. Bei einem Nachweis von H. pylori sollte dieser eradiziert werden (s. u.)

Typ B

An erster Stelle einer bakteriellen Gastritis steht die Eradikation des Helicobacter pylori. Hierfür gibt es verschiedene Therapieschemata die nach Resistenzlage und individuellen Faktoren ausgewählt werden:

Erstlinientherapie
(ca. 10-tägige Einnahme)

Bismuthaltige Quadrupeltherapie:

Zweitlinientherapie
(ca. 14-tägige Einnahme)

Tripel-Therapie:

Wenn die Therapien keinen Erfolg zeigen, sollte eine Testung auf Antibiotikaresistenzen erfolgen.

Typ C

  • Auslösende Substanzen meiden: bei diesem Gastritis-Typ ist es häufig ausreichend, die auslösenden Substanzen zu meiden bzw. abzusetzen.
  • Peristaltik unterstützen: dies kann bei einem Gallenreflux als Ursache durch Prokinetika wie Metoclopramid oder Domperidon erfolgen.
  • Protonenpumpenhemmer (PPI): als weitere Therapiemöglichkeit kommt der Einsatz von Protonenpumpenhemmern infrage.

Unterstützende Maßnahmen

Alle Empfehlungen, die für eine akute Gastritis gelten, können auch bei chronischer Gastritis die Beschwerden lindern. Diese sind z.B. Schonkost, Verzicht auf Kaffee, Alkohol und Nikotin, Stressreduktion sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.

Prognose

Eine chronische Gastritis kann mehrere Wochen bis Jahre bestehen. Abhängig von der Ursache, kann eine chronische Gastritis auch komplikationslos ausheilen.

Wie die Prognose aussieht, hängt vom Typ der Gastritis ab:

  • Die autoimmune Gastritis (Typ A) kann nicht geheilt werden, verursacht meist jedoch nur wenige Beschwerden. Erkrankte sind in der Regel ihr gesamtes Leben lang auf die Gabe von Vitamin B12 angewiesen. Kontrolluntersuchungen sind sehr wichtig, da ein erhöhtes Magenkrebs-Risiko besteht.
  • Bei der bakteriellen Gastritis (Typ B) liegt die Erfolgsrate einer Eradikationstherapie von Helicobacter pylori bei 80-90 %. Auch hier werden Kontrolluntersuchungen empfohlen, da das Risiko für Magenkarzinome, MALT-Lymphom und Magen- bzw. Zwölffingerdarmgeschwüre erhöht ist.
  • Die chemisch-reaktive Gastritis (Typ C) hat sehr gute Heilungschancen. Sobald die Ursache beseitigt wurde, heilt die Schleimhautentzündung im Normalfall rasch und komplikationslos aus.
Illustration des Magens mit Gastritis (wildpixel / iStock)

Auch Erosionen (oberflächliche Defekte der Magenschleimhaut bei intakter Magenwand) in akuter oder chronischer Form sind möglich. Sie sind das Symptom verschiedener Schädigungen oder Krankheiten, die genaue Ursache bleibt aber meist unentdeckt.

Um Magenkarzinome frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, werden bei einer chronischen Gastritis regelmäßig durchgeführte Magenspiegelungen empfohlen.

Vorbeugen

Ein generell bewusster Umgang mit Alkohol, Nikotin und Schmerzmitteln vermindert das Risiko, eine chronische Gastritis zu entwickeln. 

Wenn Schmerzmittel über einen langfristigen Zeitraum eingenommen werden, empfiehlt sich bei Risikopatienten eine gleichzeitige Einnahme eines Protonenpumpenhemmers (PPI).

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Olivia Malvani, BSc

Olivia Malvani, BSc
Autor

Als Studentin der Ernährungswissenschaften verfasst sie Magazinartikel zu aktuellen medizinisch-pharmazeutischen Themen und verbindet diese mit ihrem persönlichen Interesse für präventive Ernährung und Gesundheitsförderung.

Dr. med. univ. Bernhard Peuker, MSc

Dr. med. univ. Bernhard Peuker, MSc
Autor

Bernhard Peuker ist Lektor sowie Medical Advisor bei Medikamio und arbeitet als Arzt in Wien. Bei der Arbeit lässt er sein klinisches Wissen, praktischen Erfahrungen und wissenschaftliche Leidenschaft einfließen.

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