Im Einzelnen werden folgende GegenmaĂźnahmen empfohlen
Nierenfunktionsstörungen
Durch ausreichende Hydratation vor und nach der Verabreichung können die Häufigkeit und der Schweregrad der Nierenfunktionsstörungen erheblich reduziert werden (siehe Abschnitt 4.2). Modulatoren, wie z. B. Natriumthiosulfat, können zur Reduktion der nephrotoxischen Wirkung von Cisplatin verwendet werden.
Hyperurikämie
Erhöhte Serumharnsäurespiegel können durch Allopurinolgabe reduziert werden.
Plasmaelektrolytverlust
Klinisch relevante Elektrolytverluste (meist Natrium, Magnesium, Calcium, siehe ?4. Welche Nebenwirkungen sind möglich??) können durch entsprechende Elektrolytsubstitution kompensiert werden.
Anaphylaktische Reaktionen
Symptomatische Behandlung, z. B. mit Sympathomimetika, Kortikoiden und Antihistaminika.
Dialyse
Cisplatin ist 2 Stunden nach der Verabreichung zu über 90 % an Plasmaproteine gebunden. Aufgrund dieser schnellen Proteinbindung ist Cisplatin nur in den ersten 2 Stunden nach Applikation dialysierbar. Unmittelbar nach Verabreichung können ca. 8 % der verabreichten Dosis durch Dialyse aus dem Plasma entfernt werden.
Welche Nebenwirkungen sind möglich?
Wie alle Arzneimittel kann Cisplatin 50 mg HEXAL® PI Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
Sehr häufig: mehr als 1 Behandelter von 10
Häufig: 1 bis 10 Behandelte von 100
Gelegentlich: 1 bis 10 Behandelte von 1.000
Selten: 1 bis 10 Behandelte von 10.000
Sehr selten: weniger als 1 Behandelter von 10.000
Nicht bekannt: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar
Bei den meisten Patienten treten während der Behandlung mit Cisplatin starke Übelkeit und Erbrechen auf. Das Übelkeitsgefühl kann bis zu einer Woche andauern.
Bei bis zu einem Drittel der Patienten, denen Cisplatin als Einzelgabe verabreicht wurde, wurde von schwerwiegender Nephrotoxizität, Myelosuppression und Ototoxizität berichtet.
Die Nebenwirkungen sind im Allgemeinen dosisabhängig und kumulativ.
Mögliche Nebenwirkungen
Herzerkrankungen
Selten
EKG-Veränderungen.
Sehr selten
In Einzelfällen wurden Bradykardie, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen und Herzversagen beobachtet. Während Kombinationschemotherapien mit anderen Zytostatika kam es in Einzelfällen zu Herzstillstand.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Sehr häufig
Cisplatin hat meist nur eine schwache, reversible und dosisabhängige Wirkung auf die Knochenmarkfunktion bei 25 - 30 % der Patienten. Die Knochenmarkschädigung äußert sich in einem Abfall der Leukozyten, Thrombozyten sowie der Erythrozyten. Der Leukozytennadir wird nach etwa 14 Tagen erreicht, und die Erholungsphase beträgt 21 - 45 Tage. Der Thrombozytennadir wird nach 21 Tagen beobachtet, die Erholungsphase beträgt 28 - 45 Tage. Bei etwa 9 - 40 % der Patienten wird ferner, zumeist nach längerer Therapie, eine normochrome Anämie beobachtet.
Gelegentlich
Gelegentlich steht auch ein Hämoglobinabfall im Vordergrund.
Sehr selten
Cisplatin kann Erythrozyten sensibilisieren und somit manchmal eine direkte Coombs-positive hämolytische Anämie hervorrufen. Die Inzidenz, Schwere und Bedeutung dieses Effektes im Verhältnis zu anderen hämatologischen Toxizitätsreaktionen ist nicht gesichert. Trotzdem sollte die Möglichkeit eines hämolytischen Prozesses bei jedem Patienten, der Cisplatin erhält und einen ungeklärten Hämoglobinabfall zeigt, in Erwägung gezogen werden. Der hämolytische Prozess ist nach Absetzen der Therapie reversibel.
Nicht bekannt
Schwere Beeinträchtigungen der Knochenmarkfunktion mit zum Teil tödlich verlaufenden Infektionen wurden nach hohen Cisplatin-Dosen (? 120 mg/m2 KOF bzw. 4 - 6 mg/kg Körpergewicht (KG)) bzw. nach hoher kumulativer Cisplatin-Gesamtdosis beobachtet.
Erkrankungen des Nervensystems
Die Neurotoxizität stellt die zweitwichtigste Form der chronischen Toxizität von Cisplatin dar und kann sich in Form peripherer Neurotoxizität, Hörverlust oder Sehstörungen und Krämpfen äußern.
Schwere Neuropathien sind bei Patienten aufgetreten, die Cisplatin in höherer Dosierung oder häufiger als empfohlen erhalten haben.
Periphere Neuropathien mit Parästhesien, Muskelschwäche, Krämpfen und Verlust motorischer Funktionen sowie Verlust des Tast- und Geschmacksinns werden nach längerer Behandlung (4 - 7 Monate) beobachtet. Sie können aber auch nach einmaliger Verabreichung auftreten. Die bei peripherer Toxizität praktisch immer auftretende Reduktion oder der Verlust der Perzeption im Bereich der Hände und/oder Füße ähnelt klinisch der Neuropathie bei Vitamin B12-Mangel.
Neurotoxizität kann auch nach Absetzen der Behandlung fortschreiten.
Vorläufigen Hinweisen zufolge kann in seltenen Fällen eine periphere Neuropathie irreversibel sein. Die Häufigkeit und der Schweregrad der peripheren Neuropathie scheinen primär von der Höhe der kumulativen Cisplatindosis abzuhängen.
Selten
Cerebrale Arteriitis.
Sehr selten
Sehr selten oder in Einzelfällen wird über das Auftreten akuter cerebrovaskulärer Komplikationen berichtet. In einem Einzelfall kam es z. B. zu Karotisverschluss mit ischämischer cerebraler Läsion. In Einzelfällen wurde das Auftreten von Enzephalopathien beobachtet.
Nicht bekannt
Es wurde über cerebrale Störungen (Verwirrtheitszustände, verwaschene Sprache, Gedächtnisverlust, Paralysis) berichtet.
Lhermitte-Zeichen (Nackenbeugezeichen), eine Myelopathie im Wirbelsäulenbereich und eine autonome Neuropathie wurden berichtet. Die Behandlung sollte bei ersten Anzeichen solcher Symptome abgesetzt werden.
Augenerkrankungen
Selten
Entzündungen der Sehnerven mit Sehstörungen einschließlich Erblindung, die nach sofortigem Absetzen der Therapie in leichteren Fällen im allgemeinen reversibel waren; kortikale Blindheit, Papillenödem oder retrobulbäre Neuritis.
Sehr selten
In Einzelfällen wurden bei Behandlung mit Cisplatin in hohen Dosen Veränderungen der Retina beobachtet.
Nicht bekannt
Bei Anwendung einer Hochdosistherapie wurden Störungen der Farbwahrnehmung beobachtet. Die gestörte Farbwahrnehmung äußert sich in einem Verlust der Farbunterscheidung, besonders im blau-gelb-Bereich. Bei einer Funduscopie findet sich lediglich eine irreguläre retinale Pigmentierung im Bereich der Makula. Es wurden nach Cisplatin-Therapie Störungen der Augenbewegung beschrieben.
Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths
Sehr häufig
Die Hörschädigung erstreckt sich überwiegend auf einen Verlust der Wahrnehmung im Bereich hoher Frequenzen über 2.000 Hz, kann aber in ca. 10 - 15 % der Fälle auch den normalen Hörfrequenzbereich zwischen 250 und 2.000 Hz erfassen. Hörstörungen mit Ohrenklingen oder Hörverlust im hohen Frequenzbereich (4.000 - 8.000 Hz) werden bei bis zu ca. 30 % der Patienten beobachtet, die eine Einzeldosis von 50 mg Cisplatin/m2 KOF erhielten. Der Hörverlust kann ein- oder beidseitig auftreten.
Audiometrische Veränderungen fanden sich bei 65 - 86 % der Patienten, die Cisplatin als Bolusinjektion erhalten hatten. Bei Gabe als 1 - 2-stündige Infusion scheint die Ototoxizität mit 27 % geringer zu sein.
Gelegentlich
Fälle von Taubheit sowie von Vestibularis-Toxizität mit Schwindel.
Sehr selten
Hörverlust wurde in Einzelfällen auch nach einmaliger Gabe beobachtet.
Die Häufigkeit und der Schweregrad der Nebenwirkungen am Gehörorgan scheinen primär von der kumulativen Gesamtdosis, aber auch von der Höhe der verabreichten Einzeldosis und der Höhe der Serumspiegel abhängig zu sein. Der Mechanismus besteht in einer Schädigung der Haarzellen der basalen Windungen der Cochlea. Es ist bislang nicht geklärt, ob die durch Cisplatin hervorgerufenen Schädigungen des Gehörorgans reversibel sind.
Bei Kindern und älteren Patienten scheinen Hörstörungen ausgeprägter zu sein. Eine vorherige oder gleichzeitige Schädelbestrahlung erhöht das Risiko des Auftretens einer Hörschädigung.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Sehr selten
Nach Behandlung mit Cisplatin und 5-Fluorouracil trat in einem Einzelfall eine pulmonale Fibrose auf. Eine Lungentoxizität trat in Einzelfällen bei Patienten auf, die mit Cisplatin in Kombination mit Bleomycin behandelt wurden.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Cisplatin zählt zu den stark emetogen wirkenden Zytostatika.
Sehr häufig
Mit gastrointestinalen Nebenwirkungen in Form von Übelkeit, zum Teil mit Erbrechen sowie Durchfall und Bauchschmerzen ist bei 70 - 80 % der Patienten zu rechnen. Übelkeit und Erbrechen beginnen meist 1 - 4 Stunden nach Cisplatingabe und halten in der Regel 1 - 2 Tage an, können aber bis zu 1 Woche andauern. Aus diesem Grunde muss eine vorbeugende effektive antiemetische Therapie, eventuell unter zusätzlicher Gabe von Sedativa bzw. Neuroleptika, integraler Bestandteil einer Therapie mit Cisplatin sein. Überlegene Wirkung haben dabei Serotoninantagonisten vom Typ des Ondansetron, eventuell kombiniert mit Dexamethason. Auch eine Cisplatin-Langzeitinfusion kann die Beschwerden abschwächen.
Selten
Mukositis, auch eine teilweise stärker ausgeprägte Stomatitis und Zahnfleischbluten.
Sehr selten
Einzelfälle einer Pankreatitis.
Nicht bekannt
Ăśber Metallablagerungen im Zahnfleisch wurde berichtet.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Die Nephrotoxizität stellt den dosislimitierenden Faktor für eine Behandlung mit Cisplatin dar. Dispositionsfaktoren für Nephrotoxizität sind eine Hyperurikämie oder Hypalbuminämie.
Die Cisplatin-induzierte Nephrotoxizität kann unterschieden werden in eine akute Phase mit einer Elektrolytverschiebung, insbesondere einer Hypomagnesiämie sowie akuter Einschränkung der glomerulären Filtrationsrate und eine chronische Phase mit Einschränkung der Kreatinin-Clearance mit erhöhtem oder ohne erhöhtes Serumkreatinin. Die Nierenfunktionsstörungen treten meist in der zweiten Woche nach der Cisplatingabe auf. Bei der Verabreichung höherer Dosen oder bei wiederholter Gabe in kurzen Zeitabständen können irreversible Nierenfunktionsstörungen durch Tubulusnekrosen auftreten. Auch bei fehlender bzw. nicht ausreichender Prä- und Posthydratation mit ausreichenden Flüssigkeitsmengen kann es schließlich zu einem akuten globalen Nierenversagen kommen. Bei Anwendung konventioneller Dosen (100 mg/m2 KOF) und ausreichender Prä- und Posthydratation werden jedoch nur geringe und reversible Nierenfunktionsstörungen beobachtet. Die gleichzeitige Gabe von anderen nephrotoxischen Substanzen wie Aminoglykosiden oder Amphotericin B erhöht das Risiko einer Nephrotoxizität.
Sehr häufig
Eine dosisabhängige und bei Mehrfachgabe zunehmende Beeinträchtigung der Nierenfunktion tritt in ca. 35 % der Fälle auf. Sie äußert sich vor allem in einer Erhöhung des Serumharnstoffs, des Serumkreatinins und der Serumharnsäure sowie einer Verminderung der Kreatinin-Clearance. Eine Hyperurikämie wird in 25 - 30 % der Fälle beobachtet. Hyperurikämie kann als Folge schneller Lyse von neoplastischen Zellen auftreten. Sie kann asymptomatisch sein oder mit Gichtanfällen einhergehen.
Selten
Mikrohämaturie.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Sehr selten
In einem Einzelfall wurde im Zusammenhang mit einer Cisplatin-Therapie ĂĽber eine exfoliative Dermatitis berichtet.
Nicht bekannt
Haarausfall, Haut- und SchleimhautentzĂĽndungen.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Nicht bekannt
Myalgie.
Endokrine Erkrankungen
Sehr selten
In Einzelfällen kam es zu einer inadäquaten Adiuretin-Sekretion.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Gelegentlich
Hypercholesterinämie, erhöhte Eisenspiegel.
Selten
Klinisch relevante Hyponatriämie, Hypophosphatämie, Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und Hypokalzämie mit Muskelkrämpfen (Tetanie) und/oder EKG-Veränderungen sowie eine Erhöhung der Serumamylase.
Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (einschl. Zysten und Polypen)
Selten
Entwicklung einer akuten Leukämie. In diesen Fällen war Cisplatin im Allgemeinen in Kombination mit anderen Wirkstoffen, die ebenfalls Leukämie hervorrufen können, verabreicht worden.
Gefäßerkrankungen
Sehr selten
Bei intravenöser Injektion treten vor allem im Zusammenhang mit venösen Abflussstörungen vereinzelt lokale Venenentzündungen auf.
Nicht bekannt
Bei nicht streng intravenöser Anwendung kommt es zu Gewebereizungen, teilweise auch zu Nekrotisierungen; akute ischämische Reaktionen (z. B. Angina pectoris, Raynaud-Syndrom) können unabhängig von Dosierung oder Therapiedauer insbesondere in Kombination mit anderen Zytostatika auftreten; Intimareizungen.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Selten
Schluckauf, thrombotische Mikroangiopathie (hämolytisches urämisches Syndrom).
Nicht bekannt
UnterdrĂĽckung der Immunantwort wurde beobachtet. Bei versehentlich paravasaler Injektion kann es zu lokalen Gewebereizungen (EntzĂĽndung, Fibrose, Nekrose) kommen.
Erkrankungen des Immunsystems
Selten
Anaphylaktische Reaktionen mit Flush, Hautauschlag, makulopapulösen Hautausschlägen, Urtikaria, Erythemen, Pruritis, Fieber, erhöhter Herzfrequenz, Blutdruckabfall, Bronchospasmus, Atemnot und Ödemen kurze Zeit nach Verabreichung von Cisplatin. Diese Reaktionen können z. B. mit Gaben von Sympathomimetika, Kortikoiden und Antihistaminika behandelt werden.
Leber- und Gallenerkrankungen
Selten bis gelegentlich
Reversible Leberfunktionsstörungen, die sich in einer Erhöhung von Serumtransaminasen und Bilirubin zeigen.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der BrustdrĂĽse
Nicht bekannt
Störungen der Spermatogenese und der Ovulation wurden beschrieben. Cisplatin kann dosisabhängig zu einer reversiblen oder irreversiblen Infertilität führen. Es kann eine schmerzhafte Gynäkomastie auftreten.
Informieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker, wenn eine der aufgeführten Nebenwirkungen Sie erheblich beeinträchtigt oder Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Gebrauchsinformation angegeben sind.