Die Art der Behandlung eines Prostatakarzinoms hängt stark davon ab, wie weit die Krebserkrankung bereits fortgeschritten ist. Zudem spielen die Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors sowie der Allgemeinzustand, das Lebensalter und das Operationsrisiko des Betroffenen eine große Rolle. Es stehen zahlreiche unterschiedliche Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die unter Umständen auch miteinander kombiniert eingesetzt werden. Es ist daher empfehlenswert, sich vor Therapiebeginn von einem anderen Arzt eine zweite Meinung einzuholen.
Grundsätzlich stehen folgende Behandlungsansätze zur Verfügung:
- Operativer Eingriff
- Chemotherapie
- Hormontherapie
- Strahlentherapie
Stadien des Prostatakarzinoms
Die Behandlungsmöglichkeiten und Heilungsaussichten variieren stark, je nachdem in welchem Stadium sich der Prostatakrebs befindet:
Begrenztes Prostatakarzinom
In dieser Phase des Prostatakrebses befindet sich der Tumor noch ausschließlich im Prostatagewebe. Die Therapie mit den besten Heilungschancen stellt eine komplette operative Entfernung der Prostata dar. Falls der Tumor noch klein ist, kann als Alternative eine Strahlentherapie anstatt einer Operation durchgeführt werden.
Bei Patienten über dem 75. Lebensjahr oder bei Menschen mit kleinen, kaum aggressiven Tumoren sollte die Möglichkeit in Erwägung gezogen werden, zunächst keine Behandlung durchzuführen und zu beobachten, wie schnell der Krebs fortschreitet. Andernfalls könnten durch die Krebstherapie weit größere Beschwerden als durch den Krebs selbst verursacht werden.
Fortgeschrittenes Prostatakarzinom
In diesem Stadium hat der Prostatatumor bereits die Kapsel der Prostata durchbrochen und infiltriert das umgebende Gewebe. Da sich das Krebsgewebe in vielen Fällen nun nicht mehr komplett mittels eines operativen Eingriffs entfernen lässt, ist eine Heilung des Prostatakrebses nur noch eingeschränkt möglich.
Als zusätzliche Behandlung kann nach einer Operation versucht werden, die eventuell verbliebenen Tumorzellen mithilfe einer Strahlentherapie abzutöten. Zudem besteht die Möglichkeit, das Wachstum der verbliebenen Krebszellen zu hemmen, indem den Zellen das wachstumsfördernde Hormon Testosteron entzogen wird.
Metastasen
Wenn das Prostatakarzinom Metastasen (Tochtergeschwulste) in anderen Organen wie beispielsweise der Lunge oder den Knochen gebildet hat, kann im Regelfall keine Heilung des Patienten mehr erreicht werden. Es wird eine sogenannte palliative Therapie durchgeführt, bei der das Behandlungsziel darin besteht, die Lebensqualität des Krebspatienten zu verbessern. Das weitere Wachstum des Prostatatumors wird dabei durch einen radikalen Hormonentzug gehemmt. Zudem wird versucht, die Zellen der Metastasen mittels Zytostatika zu zerstören.
Therapiemöglichkeiten im Überblick
Aktives Beobachten
Falls es sich um einen kleinen, sehr langsam wachsenden Prostatatumor handelt, kann die Therapie gegebenenfalls aufgeschoben werden. Diese Möglichkeit sollte vor allem bei älteren Patienten über 75 Jahren oder bei Betroffene mit einem schlechten Gesundheitszustand in Erwägung gezogen werden. Andernfalls könnten durch die Krebstherapie weit größere Beschwerden als durch den Krebs selbst verursacht werden. Die weitere Entwicklung des Prostatakarzinoms wird dabei regelmäßig untersucht und genauestens beobachtet.
Operation
Die radikale Prostatektomie (komplette Entfernung der Prostata) ist das empfohlene Verfahren, wenn sich die Ausbreitung des Tumors nur auf die Vorsteherdrüse beschränkt und das umliegende Gewebe nicht infiltriert ist. In diesem Krebsstadium bietet eine Operation die höchsten Heilungschancen. Zusätzlich zur Prostata werden die Bläschendrüsen unterhalb der Vorsteherdrüse sowie fallweise naheliegende Lymphknoten operativ entfernt.
Falls der Krebs bereits das umliegende Gewebe befallen hat, bewirkt die Operation zumindest eine Linderung der Beschwerden. Zusätzlich zur Prostata und den Bläschendrüsen müssen hierbei auf jeden Fall alle naheliegenden Lymphknoten entfernt werden.
Beim herkömmlichen Operationsverfahren wird die Prostata über einen zirka 12 Zentimeter langen Bauchschnitt oberhalb des Schamhaaransatzes entfernt. Der minimalinvasive laparoskopische Eingriff stellt ein alternatives Verfahren dar, bei dem das chirurgische Gerät über fünf zirka 1,5 Zentimeter lange Hautschnitte in den Bauchraum eingeführt wird. Eine komplette Eröffnung der Bauchdecke ist hierbei nicht notwendig – die Operation findet mithilfe einer in den Bauchraum eingeführten Videokamera statt. Studien zufolge ist das laparoskopische Verfahren jedoch nicht zwangsweise schonender für den Patienten. Wundschmerzen, Genesungsdauer und Spätfolgen wie beispielsweise Störungen der Kontinenz (Fähigkeit, den Harn zurückzuhalten) und Erektionsfähigkeit sind nicht immer geringer als bei herkömmlichen Operationsverfahren. Der Grund liegt darin, dass die postoperativen Beschwerden weniger vom Zugangsweg als von den individuellen Operationsumständen sowie den Fähigkeiten des Operateurs abhängen.
Eine häufige Spätfolge einer operativen Entfernung der Prostata ist ein Verlust der Potenz. Da bestimmte Nerven, die wichtig für die Erektion sind, direkt entlang der Prostatakapsel verlaufen, besteht ein großes Risiko, dass diese Nerven bei der Operation geschädigt werden. Trotz nervschonender Operationsverfahren leiden etwa 80 Prozent der Männer nach dem Eingriff an Erektionsproblemen. In etwa 3 bis 5 Prozent der Fälle tritt eine Stressinkontinenz auf. Dabei kann es beim Husten, Niesen oder Lachen zu einem ungewollten Harnabgang kommen.
Strahlentherapie
Die Strahlentherapie kann bei einem Prostatatumor sowohl von außen (perkutane Strahlentherapie) als auch direkt von innen her (Radionuklidimplantation, Brachytherapie) erfolgen:
- Strahlentherapie von außen: Im Regelfall werden pro Woche fünf Bestrahlungen über einen Zeitraum von etwa acht Wochen durchgeführt. Eine einzelne Bestrahlungseinheit dauert zirka 15 Minuten.
- Strahlentherapie von innen: Bei einem einmaligen Eingriff werden radioaktive Körner, die etwa die Größe von Reiskörnern aufweisen, in der Prostata platziert. Diese radioaktiven Teilchen geben über einen Zeitraum von etwa einem Jahr kontinuierlich Strahlung wenige Millimeter tief in das umgebende Prostatagewebe ab. Eine anschließende Entfernung der Körner ist nicht notwendig.
Ebenso wie die Operation können auch eine innere oder äußere Strahlentherapie Störungen der Erektionsfähigkeit hervorrufen. Der Grund liegt darin, dass durch die radioaktive Strahlung auch Gewebe geschädigt werden kann, das für die Erektion notwendig ist. Etwa 50 Prozent der Betroffenen leiden nach einer Strahlentherapie an Erektionsproblemen. Die Häufigkeit von Behandlungsspätfolgen wie beispielsweise einer gestörten Potenz oder Erektion ist bei der nervschonenden Operation und der Strahlentherapie ähnlich – Unterschiede sind hauptsächlich die Folge von individuellen Umständen und den Fähigkeiten des behandelnden Arztes.
Durch die radioaktive Strahlung können zudem der Darm und die Harnröhre geschädigt werden, weshalb einige Patienten Probleme beim Wasserlassen oder mit der Verdauung (zum Beispiel Durchfall) haben.
Kryotherapie
Bei der Kryotherapie wird das Prostatagewebe über den Darm eingefroren, wodurch es anschließend abstirbt. Aktuellen Erkenntnissen zufolge ist die Kryotherapie jedoch weniger wirksam als andere etablierte Behandlungsmethoden, weshalb sie keine gleichwertige Alternative in der Prostatakrebs-Therapie darstellt.
Hormonentzug
Bei vielen Prostatatumoren fördert das männliche Geschlechtshormon Testosteron das Wachstum sowie die Ausbreitung des Krebses. In etwa 80 Prozent der Fälle lassen sich durch die Hemmung der Testosteronproduktion das Tumorwachstum einbremsen und die durch den Tumor verursachten Schmerzen lindern. Wie stark Prostatakarzinome auf einen Hormonentzug ansprechen ist jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich. Zudem verliert die Therapie mit der Zeit an Wirksamkeit und der Krebs kann dann unabhängig von Testosteron wachsen, was die Behandlung anschließend erschwert.
Die komplette medikamentöse Hemmung des Testosterons hat dieselben Auswirkungen auf den Körper wie eine Kastration. Der Patient leidet unter Impotenz, einer Abnahme der Libido (Geschlechtstrieb), Hitzewallungen, Gewichtszunahme, einer Brustvergrößerung und einem erhöhten Abbau der Knochen- und Muskelmasse, was zu einer Erhöhung des Osteoporoserisikos führt. Im Rahmen einer Hormonentzug-Therapie sollte daher regelmäßig eine Knochendichtemessung durchgeführt und eventuell eine Osteoporose-Therapie eingeleitet werden.
Hormontherapie
Mithilfe von LHRH-Analoga und GnRH-Analoga kann der Testosteronspiegel gesenkt werden. Die Wirkung beruht darauf, dass die Wirkstoffe körpereigenen Hormonen entsprechen, die eine Drosselung der Testosteronproduktion bewirken.
Antiandrogene hingegen schirmen das Prostatakarzinom von dem Hormon Testosteron ab, ohne dass die Produktion des Hormons beeinflusst wird. Die Präparate verursachen deutlich weniger Nebenwirkungen, da der Testosteronspiegel im Blut nicht gesenkt wird. Antiandrogene sind jedoch weniger wirkungsvoll als Testosteron-Blocker.
Mittels Östrogenen (weibliche Geschlechtshormone) kann der Testosteron-Spiegel im Blut innerhalb von sieben Tagen gesenkt werden. Sie verursachen beim Mann jedoch weitaus stärkere Nebenwirkungen als Testosteron-Blocker. Zudem dürfen sie bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht angewendet werden.
Entfernung der Hoden
Da der größte Teil der Testosteronproduktion in den Hoden stattfindet, kann durch ihre Entfernung bei Prostatakrebs in späten Stadien durch eine schnelle Senkung des Testosteronspiegels eine schnelle Linderung der Schmerzen erreicht werden. Weil die Entfernung der Hoden nicht rückgängig gemacht werden kann und es daher ein psychisch sehr belastender Eingriff für den Patienten ist, wird dieses Verfahren bei Prostatatumoren nur noch selten durchgeführt.
Chemotherapie
Falls der Prostatakrebs nicht bzw. nicht mehr auf den Testosteron-Entzug anspricht, wird eine Chemotherapie durchgeführt, um die Krebszellen abzutöten. Mithilfe von Zytostatika (Krebsmedikamente) können jedoch in erster Linie schnell wachsende Tumorzellen geschädigt werden. Da ein Prostatatumor zeitweise nur sehr langsam wächst, gestaltet sich die Chemotherapie beim Prostatakarzinom schwierig. Eine lebensverlängernde Wirkung der Zytostatika-Therapie ist nur bei schnell wachsenden Formen des Prostatakrebses nachgewiesen. Da durch Zytostatika nicht nur Krebszellen, sondern alle sich schnell teilenden Zellen im Körper (beispielsweise Darmzellen oder Haarwurzelzellen) abgetötet werden, verursacht eine Chemotherapie starke Nebenwirkungen.
Palliativtherapie
Bei einem fortgeschrittenen, metastasierenden Prostatatumor leiden die Betroffenen in vielen Fällen unter starken Schmerzen. Da eine Heilung zumeist nicht mehr erreicht werden kann, ist eine wirksame Bekämpfung der Schmerzen ein wichtiges Therapieziel.
Häufig kommt es bei Prostatakrebs im Spätstadium zur Bildung von Metastasen im Knochengewebe, wodurch starke Schmerzen und Knochenbrüche verursacht werden können. Das Risiko von Knochenbrüchen lässt sich durch eine Strahlentherapie reduzieren. Zusätzlich können bestimmte Medikamente wie beispielsweise Bisphosphonate verabreicht werden, welche den Abbau der Knochensubstanz hemmen.
Eigene Maßnahmen
Da nur bei einer frühzeitigen Diagnose eines Prostatakarzinoms eine Möglichkeit auf Heilung besteht, kommt der jährlichen Krebsvorsorgeuntersuchung für Männer ab dem 45. Lebensjahr eine große Bedeutung zu. Falls es in der Familie Prostatakrebs-Fälle gegeben hat, sollten bereits früher Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden.