Wie alle Arzneimittel kann Vincristinsulfat-GRY® 1 mg / 1 ml Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
sehr häufig: mehr als 1 von 10 Behandelten | häufig: weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten |
gelegentlich: weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von 1000 Behandelten | selten: weniger als 1 von 1000, aber mehr als 1 von 10.000 Behandelten |
sehr selten: 1 oder weniger von 10.000 Behandelten einschließlich Einzelfällen |
Die unter der Behandlung mit Vincristinsulfat-GRY® 1 mg / 1 ml, Injektionslösung, auftretenden Nebenwirkungen sind sehr häufig dosisabhängig und in der Regel heilbar (reversibel). Bei ungenügender Leberfunktion (Leberinsuffizienz) können die Nebenwirkungen infolge verlangsamter Verstoffwechselung und verzögerter biliärer Ausscheidung verstärkt auftreten.
Nebenwirkungen, die das Nervensystem betreffen (neurologische Nebenwirkungen):
Verstärkte Gefahr für das Auftreten von Nervenschädigungen (Neurotoxizität) besteht bei Patienten mit vorbestehenden Nervenerkrankungen (neurologischen Erkrankungen).
Das Auftreten neurologischer Nebenwirkungen ist dosis- und altersabhängig.
Bei Kleinkindern, bei denen das Verhältnis zwischen Körperoberfläche und Körpergewicht noch ungünstig ist, zeigten sich im Vergleich zu größeren Kindern stärkere neurologische und hepatische Nebenwirkungen nach Chemotherapie bei akuter lymphatischer Leukämie.
Bei Kindern ist ein regelmäßiger Status der intellektuellen, emotionalen, linguistischen und neuropsychologischen Reaktionen und Fähigkeiten erforderlich.
Am häufigsten werden neuromuskuläre Störungen beobachtet. Die neuromuskulären Erscheinungen treten in Form von Sensibilitätsstörungen, Empfindungsstörungen wie Kribbeln (Parästhesien) und Taubheit der Finger- und Zehenspitzen sowie neuralgischen Schmerzen in der Kieferregion und in den Hoden auf. Bei Fortsetzung der Behandlung können neuritisartige Schmerzen und motorische Ausfälle verschiedener Lokalisation beobachtet werden, des Weiteren Reflexausfall, unter anderem der tiefen Sehnenreflexe, Spitzfußstellung, Muskelschwäche, gestörte Bewegungskoordination (Ataxie)
und Lähmungen.
Manifestationen an den Hirnnerven in Form unvollständiger Lähmungen (isolierter Paresen) und/oder Muskellähmungen können auch bei Fehlen sonstiger motorischer Störungen auftreten.
Gelegentlich werden temporäre (vorübergehende) oder permanente Hörstörungen (partielle Taubheit), Gleichgewichtsstörungen mit Benommenheit, Augenzittern (Nystagmus) und Schwindel und Erblindung registriert. Im Zusammenhang mit einer Vincristinsulfat-Therapie wurde über das Auftreten von Rindenblindheit und Stimmbänderlähmung, einschließlich beidseitiger (bilateraler) Stimmbänderlähmung (reversibel) berichtet. Es wurden auch Heiserkeit, Ptosis (Herabhängen des Oberlides), Doppelsichtigkeit, Optikusneuropathien oder -atrophien sowie beidseitige Gesichtslähmung (bilaterale Facialisparese) beobachtet.
Gelegentlich wurden Krämpfe (sehr häufig zusammen mit Bluthochdruck), bei Kindern auch Krämpfe mit anschließender Bewusstlosigkeit registriert.
Gelegentlich treten zentralnervöse Störungen mit Bewusstseinsminderung, Depressionen, Erregung, Schlaflosigkeit, Verwirrtheitszuständen, Psychosen, Halluzinationen, Delirien und Koma (tiefe Bewusstlosigkeit) auf.
Von verschiedenen Autoren wurde empfohlen, die wöchentliche Dosis auf 2 mg Vincristinsulfat zu begrenzen, um das Auftreten der neuromuskulären Nebenwirkungen zu vermeiden.
Nebenwirkungen, die den Magen-Darm-Trakt betreffen (gastrointestinale Nebenwirkungen):
Gastrointestinale Nebenwirkungen treten durch neuroviszerale Schädigung sehr häufig in Form von Stuhlverstopfung (Obstipation), in Form von abdominellen (Bauch-) Krämpfen und gelegentlich in Form von Appetitlosigkeit bis hin zur Magersucht (Anorexie), Inkontinenz, Gewichtsverlust, Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen auf.
Über Entzündungen und Geschwüre (Ulzerationen) an der Mundschleimhaut sowie gastrointestinale Blutungen, Gewebsschädigungen (Nekrosen) und/oder Durchbruch des Darms (Perforationen des Intestinums) wurde berichtet. Es kann insbesondere bei Kindern zu Darmverschluss (paralytischem Ileus) kommen. Sehr selten wurde eine Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) beobachtet.
Schädigungen, die die Leber betreffen (Hepatotoxizität):
Selten wurde, insbesondere bei Kindern, über ein Budd-Chiari-Syndrom (Verschluss der Lebervenen) berichtet.
Nebenwirkungen, die die Lunge betreffen (pulmonale Nebenwirkungen):
Gelegentlich wurde über ausgeprägte Verkrampfung der Atemwege (Bronchospasmus) und akute Atemnot (ARDS) berichtet, im Allgemeinen im Rahmen einer Kombinationsbehandlung mit Mitomycin (Krebsmittel)(siehe Abschnitt ?Wechselwirkungen mit anderen Mitteln?). Diese Reaktionen können im zeitlichen Zusammenhang mit der Gabe von Vincristinsulfat, aber auch verzögert auftreten.
Nebenwirkungen, die die Niere betreffen (renale Nebenwirkungen):
Es wurde über vermehrte Harnmengen (Polyurie) und erschwerte Blasenentleerung (Dysurie) berichtet.
Auch Harnverhaltung und Erschlaffung der Blasenmuskulatur (Blasenatonie) traten auf.
Gelegentlich wurde das Syndrom der gestörten ADH-Sekretion (SIADH; Schwartz-Bartter-Syndrom) mit verminderter Natriumkonzentration im Blut (Hyponatriämie) und Wasseransammlung (Wasserretention) beobachtet.
Die Harnsäurekonzentration im Blut und Urin kann unter der Therapie mit Vincristinsulfat erhöht sein.
Wie bei allen Krebsmittel-Therapien kann es auch nach Vincristinsulfat-Gabe zu einer akuten Nierenfunktionsstörung (Niereninsuffizienz) infolge vermehrter Harnsäurekonzentration im Blut (Hyperurikämie) kommen.
Schädigungen, die das Knochenmark betreffen (Knochenmarktoxizität):
Eine Funktionsminderung des Knochenmarks (Myelosuppression) tritt bei üblicher Dosierung gelegentlich und dosisabhängig auf, sie ist jedoch in der Regel heilbar (reversibel) und eher geringgradig. Es werden Abnahme der weißen Blutkörperchen (Leukozytopenie), Abnahme der Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutarmut (Anämie) beobachtet.
Über eine vorübergehende Vermehrung der Blutplättchen im Blut (Thrombozytose) wurde oft berichtet.
Nebenwirkungen, die das Herz und das Gefäßsystem betreffen (kardiovaskuläre Nebenwirkungen):
Gelegentlich treten herzschädigende (kardiotoxische) Reaktionen auf.
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Herzerkrankungen infolge einer verminderten Durchblutung (ischämischen Herzerkrankungen).
Vincristinsulfat enthaltende Krebsmittel-Kombinationstherapien werden in Zusammenhang gebracht mit koronarer Herzkrankheit und Herzinfarkt (Myokardinfarkt) bei Patienten, welche zuvor eine Mediastinum-Bestrahlung (Bestrahlung des mittleren Brustraumes) erhalten hatten.
Ferner wurde über Kopfschmerzen (selten) sowie über zu hohen bzw. zu niedrigen Blutdruck (arterielle Hyper- bzw. Hypotonie) unter Vincristinsulfat berichtet.
Lokale Nebenwirkungen:
An der Injektionsstelle können Reizungen und Entzündungen auftreten.
Bei einer versehentlichen Paravasation (Eintritt in das umliegende Gewebe) von Vincristinsulfat bei intravenöser Verabreichung kann es zu schweren bis schwersten lokalen Gewebeirritationen mit entzündlichen und gewebsschädigenden (nekrotisierenden) Veränderungen und schlecht heilenden Geschwürbildungen (Ulzerationen) kommen. Die Heilung kann mehrere Wochen dauern und von starken Schmerzen begleitet sein. Die Beschwerden können nach Abheilung anhalten (persistieren).
Sonstige Nebenwirkungen:
Sehr häufig tritt ein in der Regel reversibler Haarausfall (Alopezie) auf. Gelegentlich wurden allergische Reaktionen wie Anaphylaxie, Hautausschlag, Fieber und Ödeme (Wasseransammlung im Gewebe) beobachtet.
Vincristinsulfat kann sehr häufig bei Männern zu Unfruchtbarkeit (Infertilität, Azoospermie) führen. Abhängig vom Alter der Patienten und von der Gesamtdosis ist eine Reversibilität der Effekte auf die Fertilität möglich.
Methyl(4-hydroxybenzoat) und Propyl(4-hydroxybenzoat) können Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, und selten eine Verkrampfung der Atemwege (Bronchospasmus) hervorrufen
Informieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker, wenn eine der aufgeführten Nebenwirkungen sie erheblich beeinträchtigt oder Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Gebrauchsinformation angegeben sind.