Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
Bitte informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen / anwenden bzw. vor kurzem eingenommen / angewendet haben, auch wenn es sich um nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt.
Die Wirkung von VINCRISTIN LIQUID, L kann bei gleichzeitiger Behandlung mit nachfolgend genannten Arzneistoffen bzw. Präparategruppen beeinflußt werden:
Verstärkung der Wirkung oder der Nebenwirkungen von VINCRISTIN LIQUID, L durch:
- potentiell neurotoxische Medikamente (z.B. Ciclosporin A): erhöhte Neurotoxizität (Nervenschädigung).
- Kolonie-stimulierende Faktoren (G-CSF, GM-CSF): häufigeres Auftreten einer atypischen Neuropathie (Nervenleiden) mit stechenden oder brennenden Schmerzen in den Füßen.
- Cytochrom-P450-Isoenzym CYP3A Hemmstoffe, Itraconazol: früher einsetzende oder verstärkte neuromuskuläre Erkrankungen.
- L-Asparaginase: VINCRISTIN LIQUID, L muß 12 bis 24 Stunden vor der L-Asparaginase gegeben werden, da sonst eine kumulative Toxizität (Zunahme der Schädigung) in der Leber auftreten kann.
- Mitomycin: Eine Kombinationsbehandlung ist wegen der Gefahr eines ausgeprägten Bronchospasmus (Bronchialkrampf) und akuter Atemnot zu unterlassen.
- Calciumantagonisten, speziell Nifedipin: verstärkte Nebenwirkungen.
- myelosuppressive (knochenmarkschädigende) Wirkstoffe: verstärkte schädigende Wirkung auf das Knochenmark.
- Zytostatika
Die Wirkung nachfolgend genannter Arzneistoffe bzw. Präparategruppen kann bei gleichzeitiger Behandlung mit VINCRISTIN LIQUID, L beeinflußt werden:
Abschwächung der Wirkung von:
- Phenytoin: Beeinträchtigung der Krampfanfallsprophylaxe. Eine Dosisanpassung sollte aufgrund regelmäßiger Blutspiegelbestimmungen erfolgen.
- Digoxin: VINCRISTIN LIQUID, L enthaltende Therapieschemata können den Digoxinplasmaspiegel senken und die renale Exkretion (Ausscheidung) beeinträchtigen.
- Vakzine (Impfstoffe): vermindertes Ansprechen auf die jeweiligen Vakzine.
Verstärkung der Wirkung oder der Nebenwirkungen von:
- Dactinomycin: schwere Lebertoxizität (Leberschädigung) bei Patienten mit Wilms-Tumor.
- Bleomycin: dosisabhängiges Raynaud-Syndrom (Gefäßkrämpfe, vorwiegend an den Fingern).
- Bestrahlung: erhöhte periphere Neurotoxizität
- Vakzine (Impfstoffe): Gefahr einer Impfschädigung.
Wegen der immunsuppressiven Effekte von Chemotherapien, die auch Vincristin beinhalten, ist mit einem verminderten Ansprechen auf die jeweiligen Vakzine zu rechnen und bei Lebendvakzinen besteht die Gefahr einer Impfschädigung. Der Zeitraum bis zum Auftreten einer adäquaten Immunantwort nach Chemotherapie kann – in Abhängigkeit unter anderem von der Art der Chemotherapie und der malignen Grunderkrankung - 3 Monate bis 1 Jahr betragen.
Welche Nebenwirkungen sind möglich?
Wie alle Arzneimittel kann VINCRISTIN LIQUID, L Nebenwirkungen haben.
Die unter der Behandlung mit VINCRISTIN LIQUID, L auftretenden Nebenwirkungen sind häufig dosisabhängig und in der Regel reversibel. Bei Leberinsuffizienz (Störung der Leberfunktion) können die Nebenwirkungen infolge verlangsamter Metabolisierung (Verstoffwechselung) und verzögerter biliärer Ausscheidung verstärkt auftreten.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrundegelegt:
Sehr häufig: mehr als 1 von 10 Behandelten |
Häufig: weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten |
Gelegentlich: weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von 1000 Behandelten |
Selten: weniger als 1 von 1000, aber mehr als 1 von 10.000 Behandelten |
Sehr selten: weniger als 1 von 10.000 Behandelten, einschließlich Einzelfälle |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Eine Myelosuppression (Knochenmarkschädigung) tritt dosisabhängig auf. Sie ist jedoch in der Regel reversibel und eher geringgradig.
Leukozytopenie (Abnahme der weißen Blutzellen) wird sehr häufig, Thrombozytopenie (Abnahme der Blutplättchen) und Anämie (Blutarmut) werden häufig beobachtet.
Über eine vorübergehende Thrombozytose (Vermehrung der Blutplättchen) wurde berichtet.
Erkrankungen des Immunsystems
Allergische Reaktionen wie Anaphylaxie und Ödeme (Wasseransammlung im Gewebe) wurden beobachtet.
Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.) und Propyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.) können Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen und selten eine Verkrampfung der Atemwege (Bronchospasmus).
Endokrine Erkrankungen
Das Syndrom der gestörten ADH-Sekretion (SIADH; Schwartz-Bartter-Syndrom) mit Hyponatriämie und Wasserretention wurde beobachtet.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Aufgrund der gastrointestinalen Nebenwirkungen tritt Anorexie sehr häufig sowie Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust auf.
Erkrankungen des Nervensystems
Verstärkte Gefahr für das Auftreten von Neurotoxizität (Nervenschädigung) besteht bei Patienten mit vorbestehenden neurologischen (Nerven-) Erkrankungen.
Das Auftreten neurologischer Nebenwirkungen ist dosis- und altersabhängig.
Sehr häufig werden neuromuskuläre Störungen beobachtet. Die neuromuskulären Erscheinungen treten in Form von Neuropathien mit Sensibilitätsstörungen, Parästhesien (Mißempfindungen) und Taubheit der Finger- oder Zehenspitzen auf.
Kiefer-, Rachen-, Parotis-, Knochen-, Rücken- und Muskelschmerzen, Schmerzen in den Extremitäten und Hoden wurden berichtet.
Bei Fortsetzung der Behandlung können neuritisartige Schmerzen und motorische Ausfälle verschiedener Lokalisation beobachtet werden, des weiteren Reflexausfall (auch der tiefen Sehnenreflexe), Spitzfußstellung, Muskelschwäche, Ataxie (gestörte Bewegungskoordination), Athetose (Bewegungsstörung) und Lähmungen.
Ferner wurde über Kopfschmerzen und autonome Neuropathie unter Vincristin berichtet.
Von Polyneuropathien mit Atemlähmung wurde berichtet.
Manifestationen an den Hirnnerven in Form isolierter Paresen (unvollständiger Lähmungen) und/oder Muskellähmungen können auch bei Fehlen sonstiger motorischer Störungen auftreten.
Gleichgewichtsstörungen mit Benommenheit, Nystagmus (Augenzittern) und Schwindel wurden berichtet.
Im Zusammenhang mit einer Vincristintherapie wurde über das Auftreten von beidseitige Facialisparese (Gesichtslähmung) berichtet.
Es wurden auch uni- und bilaterale (ein- und beidseitige) Stimmbandlähmung (reversibel) und Heiserkeit beobachtet.
Krämpfe (häufig zusammen mit Bluthochdruck), bei Kindern auch Krämpfe mit anschließender Bewußtlosigkeit wurden registriert.
Zentralnervöse Störungen mit Bewußtseinsminderung, Depression, Erregung, Schlaflosigkeit, Verwirrtheitszuständen, Delirien, Koma (tiefe Bewußtlosigkeit) und Enzephalopathien (nicht entzündliche Erkrankung des Gehirns) können auftreten.
Es kann zu Psychosen und Halluzinationen kommen.
Sehr häufig: neuromuskuläre Störungen; Neuropathien mit Sensibilitätsstörungen, Parästhesien und Taubheit der Finger- oder Zehenspitzen; Schmerzen in den Extremitäten, neuritisartige Schmerzen, Reflexausfall, Muskelschwäche, Ataxie, Lähmungen, Heiserkeit.
Häufig: Kiefer-, Muskelschmerzen, motorische Ausfälle, Spitzfußstellung, isolierte Paresen, Muskellähmungen, Benommenheit, Facialsparese, Stimmbandlähmung, Krämpfe, Erregung, Halluzinationen.
Gelegentlich: Koma.
Von verschiedenen Autoren wurde empfohlen, die wöchentliche Dosis auf 2 mg Vincristinsulfat zu begrenzen, um das Auftreten der neuromuskulären Nebenwirkungen zu vermeiden.
Augenerkrankungen
Im Zusammenhang mit einer Vincristintherapie wurde über das Auftreten von Rindenblindheit, Okulomotoris-Lähmung, Ptosis (Herabhängen des Oberlids, sehr häufig), Doppelsichtigkeit, Optikusneuropathien oder -atrophien (Schädigung oder Rückbildung des Sehnervs) und Erblindung berichtet.
Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths
Temporäre oder permanente Hörstörungen (partielle oder vollständige Taubheit) wurden berichtet.
Herzerkrankungen
Kardiotoxische (herzschädigende) Reaktionen können auftreten.
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit ischämischen Herzerkrankungen.
Fälle von koronarer Herzkrankheit (Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Angina pectoris und/oder vorübergehende EKG-Veränderungen) wurden berichtet, insbesondere bei Kombination mit anderen Zytostatika oder Mediastinum-Bestrahlung (Bestrahlung des mittleren Brustraums).
Gefäßerkrankungen
Ferner wurde über arterielle Hyper- bzw. Hypotonie (hoher bzw. niedriger Blutdruck) unter Vincristin berichtet.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Es wurde über ausgeprägten Bronchospasmus (Bronchialkrampf) und akute Atemnot (ARDS) berichtet, im allgemeinen im Rahmen einer Kombinationsbehandlung mit Mitomycin (siehe Abschnitt 2). Diese Reaktionen können im zeitlichen Zusammenhang mit der Gabe von Vincristinsulfat, aber auch verzögert auftreten.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Gastrointestinale Nebenwirkungen treten durch neuroviszerale Schädigung in Form von Obstipation (Verstopfung), abdominellen (Bauch-)Krämpfen und Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen und Inkontinenz auf.
Über Entzündungen und Ulzerationen (Geschwüre) an der Mundschleimhaut sowie gastrointestinale Blutungen, Perforation (Durchbruch) und/oder Nekrosen (lokaler Gewebstod) wurde berichtet.
Es kann insbesondere bei Kindern zu paralytischem Ileus (Darmverschluß) kommen.
Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) wurde berichtet.
Sehr häufig: Obstipation, abdominelle Krämpfe und Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen.
Häufig: Durchfall, paralytischer Ileus.
Leber- und Gallenerkrankungen
Insbesondere bei Kindern wurde über ein Budd-Chiari-Syndrom (Verschluß der Lebervenen, VOD) berichtet.
Erkankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Sehr häufig tritt eine in der Regel reversible Alopezie (Haarausfall) auf.
Hautauschlag wird häufig beobachtet.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Es wurden Polyurie (erhöhtes Harnvolumen) und Dysurie (erschwerte Blasenentleerung) berichtet.
Auch Harnverhaltung, Harnblasenatonie und Harninkontinenz traten auf.
Wie bei allen Zytostatikatherapien kann es auch nach Vincristinsulfat-Gabe zu einer akuten Niereninsuffizienz (Störung der Nierenfunktion) infolge einer Hyperurikämie kommen.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Vincristin kann bei Männern und Frauen zu Infertilität (Unfruchtbarkeit; Azoospermie (Fehlen reifer Spermien), Amenorrhoe (Ausbleiben der Monatsblutung)) führen. Abhängig vom Alter der Patienten und von der Gesamtdosis ist eine Reversibilität der Effekte auf die Fertilität möglich.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
An der Injektionsstelle können Reizungen und Entzündungen auftreten.
Bei versehentlicher paravenöser (neben eine Vene) Anwendung von Vincristinsulfat können lokale Entzündungen bis hin zu schweren Nekrosen (lokaler Gewebstod) auftreten. Die Heilung kann mehrere Wochen dauern und von starken Schmerzen begleitet sein. Die Beschwerden können nach Abheilung persistieren (fortbestehen).
Sehr häufig wurde Fieber beobachtet.
Untersuchungen
Die Harnsäurekonzentration im Blut und Urin kann unter der Therapie mit Vincristinsulfat erhöht sein.
Gegenmaßnahmen
Beim Auftreten von Nebenwirkungen wenden Sie sich bitte umgehend an Ihren Arzt oder Apotheker.
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Gebrauchsinformation aufgeführt sind.