Blutbildendes System, Blut:
Die wichtigste und dosislimitierende Nebenwirkung ist die reversible Knochenmarkshemmung, deren Schweregrad dosisabhängig ist. Der Tiefstwert der Leukozyten wurde nach 7 bis 14 Tagen, der Thrombozyten nach 9 bis 16 Tagen erreicht. Ein Hämoglobinabfall wird bei ca. 40 % der Patienten beobachtet.
Häufigkeit der hämatopoetischen Nebenwirkungen:
Leukozytopenie: < 4.000/µl 60 – 91 %
< 1.000/µl 7 – 17 %
Thrombozytopenie: < 100.000/µl 28 – 41 %
< 50.000/µl 4 – 20 %
Anämie: 33 %
Nach etwa 20 Tagen hat sich das Blutbild im allgemeinen wieder normalisiert. Die Etoposid-Wirkung auf das Knochenmark ist nicht kumulativ.
Eine schwerwiegende Knochenmarkshemmung kann Infektionen oder Blutungen nach sich ziehen.
Bei einer Thrombozytenzahl unter 50.000/µl oder einer Anzahl der Neutrophilen unter 500/µl ist vorübergehendes Aussetzen der Therapie bis zur Erhöhung der Blutwerte erforderlich.
In Einzelfällen wurde über das Auftreten einer akuten Leukämie als Spätfolge nach einer Behandlung mit Etoposid, insbesondere in Kombination mit anderen antineoplastisch wirksamen Medikamenten, berichtet.
Verdauungstrakt:
Übelkeit und Erbrechen treten mit einer Häufigkeit von 31 – 43 % auf und können üblicherweise durch antiemetische Behandlung kontrolliert werden. Appetitlosigkeit wurde mit einer Häufigkeit von 10 – 13 % und Diarrhöe mit einer Häufigkeit von 1 – 13 % beobachtet. Mukositis, Bauchschmerzen (< 2 %), Verstopfung sowie Ösophagitis können auftreten. Selten werden Schluckstörungen beobachtet.
Entzündungen der Mundschleimhaut:
Eine Entzündung der Mundschleimhaut kann bei ca. 1 – 6 % der Patienten auftreten; sie bedarf einer besonderen Mundhygiene.
Leber:
Leberfunktionsstörungen wurden mit einer Häufigkeit von 0 – 3 % beobachtet. Hohe Dosen Etoposid können einen Anstieg der Serumwerte von Bilirubin, SGOT und alkalischer Phosphatase bewirken.
Herz-Kreis-Lauf:
Vorübergehender Blutdruckabfall wird gelegentlich nach schneller i.v.-Gabe beobachtet. Dieser wird nicht mit kardiotoxischen Wirkungen oder EKG-Veränderungen in Zusammenhang gebracht. Diese Komplikation kann durch i.v.-Infusion über 30 - 60 Minuten weitgehend vermieden werden.
Herzrhythmusstörungen und ein Herzinfarkt wurden als Einzelfälle beschrieben; der Zusammenhang mit Etoposid ist jedoch nicht erwiesen.
Nervensystem:
Periphere Nervenerkrankungen, die möglicherweise durch eine Therapie mit Vincristinsulfat verschlimmert werden können, wurden mit einer Häufigkeit von 0,7 % und zentralnervöse Nebenwirkungen (Ermüdung, Schläfrigkeit) mit einer Häufigkeit von 0 – 3 % beobachtet.
Überempfindlichkeitsreaktionen:
Überempfindlichkeitsreaktionen mit Schüttelfrost, Fieber, Tachykardie, Bronchospasmus, Dyspnoe und Blutdruckabfall wurden mit einer Häufigkeit von 0,7 – 2 % beobachtet. Bei derartigen Reaktionen muß die Infusion sofort gestoppt werden und evtl. zusätzlich mit Adrenalin, Kortikosteroiden, Antihistaminika oder Volumenexpander therapiert werden. Anaphylaktoide Reaktionen können bei der ersten i.v.-Verabreichung von Etoposid auftreten. Es wurde über einen Fall von Bronchospasmus mit Todesfolge berichtet.
Über Apnoe mit spontan wieder einsetzender Atmung nach Absetzen der Infusion wurde berichtet. Bei Kindern, die Infusionen mit höherer Konzentration als empfohlen erhielten, wurden anaphylaktoide Reaktionen häufiger beobachtet. Es ist nicht erwiesen, daß die Konzentration oder Infusionsdauer eine Rolle spielt.
Anfallsweise Hautrötung, Gesichts- und Zungenödem, Husten, Schwitzen, Zyanose, Laryngospasmus und Hypertonie wurden ebenfalls beobachtet. Der Blutdruck normalisiert sich in der Regel innerhalb weniger Stunden nach Beendigung der Infusion.
Onkoposid® enthält Polysorbat 80. Bei Frühgeborenen wurde ein lebensbedrohliches Syndrom mit Leber- und Nierenversagen, Verschlechterung der Lungenfunktion, Thrombozytopenie und Aszites mit der Anwendung eines injizierbaren Vitamin-E-Produktes, das Polysorbat 80 enthält, in Verbindung gebracht.
Haut:
Hautausschlag, Nesselsucht, Verfärbung der Haut (Pigmentierung) und Juckreiz wurden beobachtet. Nach Strahlentherapie und nachfolgender Behandlung mit Etoposid trat bei einem Patienten im Bestrahlungsfeld eine entzündliche, juckende Hautrötung auf. In der Fachliteratur wurden außerdem zwei Fälle von fieberhaften, fleckig-blasigen Hautausschlägen (Stevens-Johnson-Syndrom) beschrieben; der Zusammenhang mit Etoposid ist jedoch nicht erwiesen.
Haarausfall:
Ein reversibler, manchmal vollständiger Haarausfall tritt mit einer Häufigkeit bis zu 66 % auf.
Anstieg von Harnsäure im Blut:
Unter der Therapie mit Etoposid kann infolge eines raschen Kernzerfalls ein Anstieg von Harnsäure im Blut auftreten, der durch Gabe von Allopurinol behandelt werden kann. Dies ist besonders bei Patienten mit Gicht in der Krankenvorgeschichte zu berücksichtigen.
Lokale Verträglichkeit:
In seltenen Fällen wurde bei der Verabreichung von Etoposid als i.v.-Bolusinjektion eine Phlebitis beobachtet. Diese Nebenwirkung kann durch die i.v.-Infusion über 30 - 60 Minuten praktisch vermieden werden.
Nach Extravasation traten gelegentlich Irritationen des Weichteilgewebes sowie Entzündungen auf; allgemeine Ulzerationen wurden nicht beobachtet.
Andere seltene Nebenwirkungen:
Ein vorübergehender, zentral bedingter Sehverlust und Optikusneuritis, die allerdings nicht eindeutig auf das Arzneimittel zurückgeführt werden konnten, wurden selten beobachtet.
Weiterhin können verzögerte Wundheilung und Zahnfleischbluten auftreten.
Hinweis für Verkehrsteilnehmer:
Bei der Behandlung mit Onkoposid® kann es zu Übelkeit und Erbrechen sowie akuten Überempfindlichkeitsreaktionen mit Blutdruckabfall kommen und damit indirekt zu einer Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit und der Bedienung von Maschinen.
Wenn Sie Nebenwirkungen bei sich beobachten, die nicht in dieser Packungsbeilage aufgeführt sind, teilen Sie diese bitte Ihrem Arzt oder Apotheker mit.