Welche anderen Arzneimittel beeinflussen die Wirkung von EPI-cell 2 mg/ml Injektionslösung?
Da Epirubicin meist als Teil einer Kombinationstherapie mit anderen Zytostatika verwendet wird, kann sich die Gesamttoxizität, insbesondere hinsichtlich der Myelosuppression (Knochenmarkschädigung) und gastrointestinalen Toxizität, verstärken.
Die gleichzeitige Anwendung von Epirubicin und anderen kardiotoxischen (herzschädigenden) Arzneimitteln (z.B. 5-Fluorouracil, Cyclophosphamid, Cisplatin, Taxane) oder einer Strahlentherapie des Mediastinums (mittlerer Brustraum) verstärken die Kardiotoxizität (Herzschädigung) von Epirubicin. Daher ist hier, sowie bei gleichzeitiger Anwendung von anderen kardioaktiven (herzwirksamen) Substanzen (z.B. Calciumantagonisten) eine besonders sorgfältige Überwachung der Herzfunktion während der gesamten Therapie erforderlich.
Bei einer (Vor-)Behandlung mit Medikamenten, welche die Knochenmarkfunktion beeinflussen (z.B. Zytostatika, Sulfonamide, Chloramphenicol, Diphenylhydantoin, Amidopyrin-Derivate, antiretrovirale Arzneimittel), ist die Möglichkeit einer ausgeprägten Störung der Hämatopoese (Blutbildung) zu beachten. Die Dosierung von Epirubicin ist gegebenenfalls zu modifizieren. Bei Kombination mit anderen Zytostatika (z.B. Cytarabin, Cisplatin, Cyclophosphamid) können die toxischen Wirkungen der Epirubicin-Therapie verstärkt werden.
Epirubicin wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert (verstoffwechselt); jede Begleitmedikation, die die Leberfunktion beeinflußt, kann auch die Verstoffwechselung oder die Pharmakokinetik von Epirubicin und infolgedessen Wirksamkeit und/oder Toxizität beeinflussen. Die Kombination von Epirubicin mit potentiell hepatotoxischen (leberschädigenden) Arzneimitteln kann bei Beeinträchtigung des hepatischen (Leber-) Metabolismus und/oder der biliären (durch die Galle) Ausscheidung von Epirubicin zu einer Erhöhung der Toxizität der Substanz führen. Dies kann zu einer Verstärkung der Nebenwirkungen führen.
Bei gleichzeitiger Anwendung anderer Zytostatika erhöht sich das Risiko für das Auftreten gastrointestinaler Nebenwirkungen.
Arzneimittel, die zu einer Verzögerung der Harnsäureausscheidung führen (z.B. Sulfonamide, bestimmte Diuretika), können bei gleichzeitiger Anwendung von Epirubicin zu einer verstärkten Hyperurikämie (erhöhter Harnsäuregehalt im Blut) führen.
Epirubicin bindet an Heparin; es kann zu Ausfällungen und Wirkungsverlust beider Wirkstoffe kommen.
Die gleichzeitige Anwendung von Verapamil vermindert die systemische Verfügbarkeit von Epirubicin durch eine Erhöhung der Clearance (Aussscheidung). Dadurch kommt es zu einer erhöhten systemischen Verfügbarkeit der Epirubicin-Metaboliten (Stoffwechselprodukten).
Cimetidin erhöht die AUC von Epirubicin um 50%. Eine Behandlung mit Cimetidin sollte während der Behandlung mit Epirubicin unterbrochen werden.
Wichtigste Inkompatibilitäten: Wegen chemischer Inkompatibilität (Unverträglichkeit) sollte EPI-cell 2 mg/ml Injektionslösung nicht mit Heparin gemischt werden. Wenn EPI-cell 2 mg/ml Injektionslösung in Kombination mit anderen Zytostatika verabreicht wird, sollte keine direkte Mischung erfolgen. Ebenso sollte EPI-cell 2 mg/ml Injektionslösung nicht mit einer alkalischen Lösung zusammengebracht werden, da dies zu einer Hydrolyse führt.
Welche Nebenwirkungen können bei der Anwendung von EPI-cell 2 mg/ml Injektionslösung auftreten?
Nebenwirkungen, die häufig nach intravenöser Anwendung beobachtet werden, sind Myelosuppression (Knochenmarkschädigung), gastrointestinale (Magendarmtrakt-) und kardiale (Herz-) Erkrankungen. Bei intravesikaler Anwendung sind systemische Nebenwirkungen selten, da das Arzneimittel kaum resorbiert wird, lokale Reaktionen der Harnblase treten häufiger auf.
Blutbildendes System:
Die Knochenmarkschädigung stellt die akute dosislimitierende Toxizität dar und tritt vor allem in Form einer dosisabhängigen, reversiblen Leukopenie und/oder Granulozytopenie (Neutropenie) auf, die stark ausgeprägt sein können. Der Nadir (Tiefstpunkt) wird meist zwischen dem 10. und 14. Tag nach Verabreichung des Arzneimittels erreicht, und die Leukozyten und neutrophilen Granulozyten erreichen meist bis zum 21. Tag wieder normale Werte.
Als Folgen einer Knochenmarkschädigung können Fieber, Infektionen, Pneumonien (Lungenentzündungen), Sepsis (Blutvergiftung), septischer Schock, Hämorrhagien (Blutungen), Gewebshypoxie (mangelnde Sauerstoffversorgung des Gewebes) auftreten, die zum Tod führen können. Bei Auftreten einer febrilen (fiebrigen) Neutropenie wird eine i.v.-Antibiose empfohlen.
Bei Patienten, die gleichzeitig mit Epirubicin und DNA verändernden Zytostatika (z.B. alkylierende Substanzen, Platinderivate) behandelt wurden, wurde in Einzelfällen das Auftreten einer sekundären Leukämie (zum Teil auch mit präleukämischer Phase) beobachtet. Dies kann auch nach einer kurzen Latenzzeit (1 - 3 Jahre) auftreten.
Kardiotoxizität:
Zwei Formen der Kardiotoxizität (Herzschädigung) können auftreten:
Der Soforttyp ist dosisunabhängig und gekennzeichnet durch Arrhythmien (Störung der regelmäßigen Herzschlagfolge) und/oder unspezifische EKG-Veränderungen. Mit Ausnahme einer Manifestation maligner Rhythmusstörungen sind diese Veränderungen im allgemeinen vorübergehend und in der Regel kein Indikator für die Entstehung einer Kardiotoxizität vom Spättyp; ihr Auftreten stellt keine Kontraindikation für eine erneute Anwendung von Epirubicin dar.
Der Spättyp ist dosisabhängig und zeigt sich in Form einer Herzmuskelschädigung (Kardiomyopathie), die sich durch Symptome einer dekompensierten Herzinsuffizienz manifestiert.
Klinischen Studien zufolge steigt das Risiko eines kongestiven Herzversagens stark an, wenn eine kumulative Dosis von 900 – 1000 mg Epirubicin/m2 erreicht wird, auch wenn keine anderen kardialen Risikofaktoren vorliegen. Bei Vorliegen weiterer kardialer Risikofaktoren (z.B. aktiver oder latenter Herzerkrankungen, vorausgegangener Bestrahlung des Mediastinums oder vorausgegangener bzw. gleichzeitiger Behandlung mit kardiotoxischen Arzneimitteln) kann sich auch eine niedrigere kumulative Gesamtdosis kardiotoxisch auswirken. Schwere Herzschädigungen können durch regelmäßige Überwachung der Herzfunktion (hauptsächlich Überwachung der LVEF) im Verlauf der Epirubicin-Therapie verhindert werden (siehe ?Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise?). Die Manifestation der späten Kardiotoxizität erfolgt meist während der Behandlung mit Epirubicin oder innerhalb von zwei bis drei Monaten nach Beendigung der Behandlung. Späte Manifestationen (mehrere Monate bis Jahre nach Behandlungsende) sind aufgetreten.
In toxikologischen Studien zeigte Epirubicin einen besseren therapeutischen Index und niedrigere systemische und kardiale Toxizität als Doxorubicin.
Gastrointestinaltrakt:
Mukositis (v.a. Stomatitis [Entzündung der Mundschleimhaut]) tritt meist zu Beginn der Behandlung auf und kann sich in schweren Fällen zu Ulzerationen der Mukosa (Schleimhaut) entwickeln. Die meisten Patienten erholen sich jedoch von diesen Nebenwirkungen bis zur dritten Therapiewoche. Schweres Erbrechen und Durchfall können zu Dehydratation (Austrocknung) führen. Übelkeit und Erbrechen können durch prophylaktische (vorbeugende) Gabe von Antiemetika behandelt werden.
Untersuchungen | Häufig (> 5%): EKG-Veränderungen (ST-Streckenveränderungen, Niedervoltage, verlängerte QT-Zeit). Abnahme der LVEF (Wert zur Messung der Herzleistung), Hyperurikämie (vermehrter Harnsäuregehalt im Blut; durch schnellen Zerfall von Krebszellen), Änderungen in den Transaminasenspiegeln (Leberwertspiegel). |
Herzerkrankungen | Häufig (> 5%): Tachykardien, Arrhythmien (Störung der regelmäßigen Herzschlagfolge; supraventrikuläre und ventrikuläre Extrasystolen, Sinustachykardie). Weniger häufig (< 5%): Kardiomyopathie (Herzmuskelschädigung), dekompensierte Herzinsuffizienz (Symptome wie Dyspnoe (Atemnot), Ödeme (Flüssigkeitsansammlung im Gewebe), Lebervergrößerung, Aszites (Bauchwassersucht), Lungenödeme, Pleuraergüsse (Brustfellergüsse), Galopprhythmus); ventrikuläre Tachykardie, Bradykardie, AV-Block, Schenkelblöcke (Störungen der regelmäßigen Herzschlagfolge). Perikardergüsse (Herzbeutelerguß). |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems | Häufig (> 5%): Myelosuppression, Leukopenie (Verringerung der Zahl der weißen Blutkörperchen), Granulozytopenie, Neutropenie (Verringerung der Zahl bestimmter weißer Blutkörperchen), Thrombozytopenie (Verringerung der Blutplättchenzahl), Anämie (Verringerung der Zahl der roten Blutkörperchen). Febrile (fiebrigen) Neutropenie. |
Erkrankungen des Nervensystems | Kopfschmerzen, Schwindel. |
Augenerkrankungen | Konjunktivitis (Bindehautentzündung), Keratitis. |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts | Häufig (> 5%): Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe (Durchfall), Mukositis (v.a. Stomatitis) mit Schmerzen, brennendem Gefühl, Erythemen (Rötung), Erosionen, Ulzerationen (Geschwürbildung), Blutungen und Infektionen. Weniger häufig (< 5%): Ösophagitis (Entzündung der Speiseröhre), Hyperpigmentierung der Mundschleimhaut. Bauchschmerzen. |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege | Epirubicin kann den Urin ein bis zwei Tage nach Verabreichung rot färben; dies hat keine Bedeutung. |
Erkankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes | Häufig (> 5%): Alopezie (Haarausfall; gewöhnlich reversibel, das Haar wächst normalerweise innerhalb von zwei bis drei Monaten nach Beendigung der Therapie nach). Weniger häufig (< 5%): Rötungen, Hyperpigmentierung der Haut und Nägel, Lichtempfindlichkeit oder Überempfindlichkeit bei Bestrahlung (?Recall?-Phänomen), Urtikaria (Nesselsucht). |
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen | Häufig (> 5%): Dehydratation (Austrockung). Weniger häufig (< 5%): Appetitlosigkeit. |
Infektionen und parasitäre Erkrankungen | Häufig (> 5%): Infektionen. Weniger häufig (< 5%): Sepsis (Blutvergiftung), septischer Schock. Pneumonie (Lungenentzündung). |
Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen | Intravesikale Anwendung: Häufiger chemische Zystitis (Harmblasenentzündung mit Dysurie (Harndrang), Schmerzen und gelegentlich Hämaturie (Blut im Urin)). |
Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (einschl. Zysten und Polypen) | Sekundäre Leukämie (Einzelfälle) |
Gefäßerkrankungen | Weniger häufig (< 5%): Hämorrhagien (Blutungen), Gewebshypoxie (mangelnde Sauerstoffversorgung des Gewebes). Hitzewallungen, Thrombophlebitis (Venenentzündung mit Blutpfropf) und thromboembolische Ereignisse, einschließlich Lungenembolie (in Einzelfällen mit letalem Verlauf). |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort | Häufig (> 5%): Fieber. Schwäche, Unwohlsein, Hyperpyrexie (hohes Fieber). Injektionsstelle: häufig Rötungen entlang der Infusionsvene, lokalen Phlebitis (Venenentzündung) oder Thrombophlebitis (Venenentzündung mit Blutpfropf). Phlebosklerose (Verhärtung der Venenwand; besonders wenn EPI-cell 2 mg/ml Injektionslösung in eine kleine Vene injiziert wird). Das Risiko einer Phlebitis/Thrombophlebitis kann durch Einhaltung der im Kapitel ?Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung? beschriebenen Verfahrensweise minimiert werden. Paravenöse Fehlinjektion: lokale Schmerzen, schwere Fettgewebsentzündung, Gewebsnekrosen. |
Erkrankungen des Immunsystems | Weniger häufig (< 5%): anaphylaktische Reaktionen (Symptome können Hautausschlag, Juckreiz, Fieber, Schüttelfrost sein), anaphylaktischer Schock. Intravesikale Anwendung: Allergische Reaktionen (seltene Fälle). |
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse | Azoospermie (Fehlen von Spermien), Amenorrhoe (Ausbleiben der Regelblutung), vorzeitiger Eintritt der Menopause bei prämenopausalen Frauen. |