Was ist es und wofĂŒr wird es verwendet?
WAS IST Syntocinon 3 I.E. UND WOFĂR WIRD ES ANGEWENDET?
Syntocinon 3 I.E. ist ein Mittel zur Geburtseinleitung.
Anwendung vor der Geburt
Syntocinon 3 I.E. wird angewendet
- zur Geburtseinleitung aus medizinischen GrĂŒnden am Termin;
- bei primÀrer und sekundÀrer WehenschwÀche;
- zur Wehenstimulierung (Oxytocin-Belastungstest).
Anwendung nach der Geburt
Syntocinon 3 I.E. wird angewendet
- zur Blutungsprophylaxe nach Abort;
- zur Prophylaxe einer verstÀrkten Nachgeburtsblutung;
- zur Förderung und Beschleunigung der Ablösung und AusstoĂung der Plazenta (Mutterkuchen);
- bei atonischen Blutungen in der Nachgeburtsperiode:
Oxytocin sollte bei dieser Indikation als Mittel der zweiten Wahl nur dann angewandt werden, wenn andere uteruskontrahierende Substanzen wie Methylergometrin, Prostaglandine oder deren Derivate kontraindiziert bzw. nicht vertrÀglich sind.
Wirkungsweise
Syntocinon wirkt ĂŒberwiegend auf die glatte Muskulatur der GebĂ€rmutter, vor allem gegen Ende der Schwangerschaft, wĂ€hrend der WehentĂ€tigkeit, nach Geburt und im Wochenbett, d. h. in Zeiten, da die Zahl spezifischer Oxytocin-Rezeptoren im Myometrium erhöht ist.
Oxytocin stimuliert sowohl die Kontraktionsfrequenz als auch die kontraktile Kraft der Uterusmuskulatur bei nachfolgend normaler Relaxationsphase. Bei höherer Dosierung kann es zu einer Dauerkontraktion kommen.
WĂ€hrend des ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittels ist die Kontraktionsbereitschaft des menschlichen Uterus gering. WĂ€hrend des letzten Drittels nimmt sie rasch zu, um am Geburtstermin ein Maximum zu erreichen. Die Oxytocin-Empfindlichkeit der GebĂ€rmuttermuskulatur geht dem Anstieg der Kontraktionsneigung parallel. Dementsprechend reichen relativ niedrige Dosierungen zur Auslösung effektiver Wehen am Geburtstermin aus. Die Ursache der Empfindlichkeitszunahme ist einerseits die sexualsteroidabhĂ€ngige vermehrte Ausbildung von ?gap junction, das eine koordinierte, leichtere Ăbertragung elektrischer Impulse ermöglicht, andererseits spielt die mit ansteigender Schwangerschaftsdauer zunehmende Bildung von Oxytocin-Rezeptoren eine wesentliche Rolle fĂŒr die WirkungsverstĂ€rkung des Oxytocin zum Geburtstermin. Beide EinflussgröĂen werden wiederum durch die AktivitĂ€t bzw. SensibilitĂ€t von - und -Katecholamin-Rezeptoren kontrolliert und durch Prostaglandine beeinflusst.
Durch Oxytocin werden auch die myoepithelialen Zellen im Bereich der BrustdrĂŒse kontrahiert.
In hoher Dosierung, besonders bei schneller intravenöser Injektion, bewirkt Oxytocin eine kurz dauernde Erschlaffung der GefĂ€Ămuskulatur, welche mit Blutdruckabfall, Hautrötung und Reflextachykardie verbunden sein kann, vor allem bei Patientinnen in Halothan-Narkose.
In hoher Dosierung hat Oxytocin einen antidiuretischen Effekt, der die Zeichen einer Wasserintoxikation, vor allem in Kombination mit groĂer Volumenzufuhr, haben kann.
Pharmakokinetik
Absorption
Oxytocin ist nach oraler Zufuhr unwirksam.
Bei i.m. Anwendung gelangt Oxytocin innerhalb von Minuten in die Blutbahn und erreicht das Maximum seiner biologischen Wirksamkeit innerhalb von 30Â Minuten.
Verteilung
Oxytocin wird in der ExtrazellulĂ€rflĂŒssigkeit verteilt, wobei minimale Mengen zum Fetus gelangen. Nach i.v.-Injektion war das Verteilungsvolumen im Steady-State bei 6 gesunden mĂ€nnlichen Probanden 12,2 l oder 0,17 l/kg. Die Plasmaproteinbindung ist sehr gering. Oxytocin kann in sehr geringen Mengen in die Muttermilch ĂŒbergehen.
Biotransformation
Oxytocinase, eine Glykoprotein-Aminopeptidase, wird wÀhrend der Schwangerschaft produziert und erscheint im Plasma. Sie kann Oxytocin inaktivieren. Ihre EnzymaktivitÀt steigt allmÀhlich an bis zum Geburtstermin. Nach der Geburt nimmt die EnzymaktivitÀt ab. WÀhrend dieser Zeit ist auch die EnzymaktivitÀt in der Plazenta und im uterinen Gewebe hoch. Im Plasma, das von MÀnnern, von nicht schwangeren Frauen und aus Nabelschnurblut stammt, wird Oxytocin kaum oder gar nicht inaktiviert.
Elimination
Die relative Einfachheit, mit welcher sich die Frequenz und StĂ€rke der Uteruskontraktionen mittels i.v.-Infusion von Syntocinon regulieren lassen, ist auf die kurze Halbwertszeit von Oxytocin zurĂŒckzufĂŒhren. Die Angaben zur Serumhalbwertszeit von Oxytocin reichen von 3 Minuten bis zu 20 Minuten. Oxytocin wird vorwiegend durch Leber und Nieren aus dem Serum eliminiert. Die metabolische Clearance betrĂ€gt sowohl bei MĂ€nnern als auch bei schwangeren Frauen bis zu 20 ml/kg pro Minute. Weniger als 1 % einer verabreichten Dosis wird unverĂ€ndert im Urin ausgeschieden.
Toxikologische Eigenschaften/PrÀklinische Daten zur Sicherheit
Basierend auf konventionellen Einzeldosis-Studien zur akuten ToxizitĂ€t, GenotoxizitĂ€t und MutagenitĂ€t lassen die prĂ€klinischen Daten fĂŒr Oxytocin keine besonderen Gefahren fĂŒr den Menschen erkennen.
PrĂ€klinische Effekte (Verlust von Feten bei Ratten) wurden in einer prĂ€klinischen Studie nur nach Expositionen beobachtet, die ausreichend ĂŒber der maximalen humantherapeutischen Exposition lagen. Die klinische Relevanz fĂŒr den Menschen wird als gering bewertet.
Akute ToxizitÀt
Bei der PrĂŒfung der akuten ToxizitĂ€t an der Maus erwiesen sich 200 I.E. Oxytocin/kg i.v. als indifferent; 300 I.E. Oxytocin/kg i.v. verursachten flĂŒchtige Gleichgewichtsstörungen von einigen Minuten Dauer.
An Ratten und MĂ€usen wurden Einzeldosis-ToxizitĂ€tsstudien sowohl mit oraler, intravenöser als auch subkutaner Gabe durchgefĂŒhrt. Die akute orale und subkutane ToxizitĂ€t betrug bei Ratten 20,5 mg/kg und bei MĂ€usen 514 mg/kg Körpergewicht. Die letale intravenöse Dosis war bei Ratten 2,3 mg/kg und bei MĂ€usen 5,8 mg/kg Körpergewicht. Somit ĂŒbersteigt die intravenöse letale Dosis bei MĂ€usen die ĂŒbliche i.v.-Dosis beim Menschen mehr als das 1000fache.
Akute Vergiftungen mit Oxytocin sind nicht bekannt. Bei lĂ€nger dauernder sehr hoher Dosierung und ĂŒberhöhter FlĂŒssigkeitszufuhr kann die wasserretinierende Wirkung des Syntocinon zu Wasserintoxikationen fĂŒhren.
Chronische/subchronische ToxizitÀt
Untersuchungen zur chronischen ToxizitÀt liegen nicht vor.
Mutagenes und tumorerzeugendes Potenzial
Es liegt eine In-vitro-Studie ĂŒber die GenotoxizitĂ€t bzw. MutagenitĂ€t von Oxytocin vor. Alle Untersuchungen waren sowohl in Bezug auf chromosomale Aberrationen als auch auf Schwesterchromatiden-Austausch in humanen peripheren Lymphozytenkulturen negativ.
Der mitotische Index Ànderte sich nicht. Oxytocin hat keine genotoxischen Eigenschaften.
Aus der Struktur des Stoffes ergeben sich keine Verdachtsmomente auf mutagene Wirkungen.
Dementsprechend zeigten zytogenetische Untersuchungen an kultivierten Humanlymphozyten mit Syntocinon negative Befunde.
Untersuchungen auf ein tumorerzeugendes Potenzial von Syntocinon liegen nicht vor.
KarzinogenitÀt, TeratogenitÀt und ReproduktionstoxizitÀt
Eine tausend Mal höhere Dosis, als sie fĂŒr die Geburtseinleitung bei Frauen verwendet wird, verursachte bei Ratten in einem frĂŒhen Stadium der TrĂ€chtigkeit einen Abort; die Relevanz ist jedoch nicht bekannt.
Mit Oxytocin wurden keine standardisierten TeratogenitĂ€ts-, ReproduktionstoxizitĂ€ts- und KarzinogenitĂ€tsstudien durchgefĂŒhrt.
PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
InkompatibilitÀten
Da keine KompatibilitĂ€tsstudien durchgefĂŒhrt wurden, darf Syntocinon nicht mit anderen Arzneimitteln (auĂer den im Abschnitt 3 ?Wie ist Syntocinon 3 I.E. anzuwenden?? genannten Infusionslösungen) gemischt werden.
Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre
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