Dosierung
Hinweis: Sofern eine thrombolytische Behandlung notwendig ist, eine hohe Antikörper-konzentration gegen Streptokinase vorliegt, oder die Streptokinase-Therapie kurze Zeit zurückliegt (mehr als 5 Tage und weniger als ein Jahr zuvor), sollten homologe Fibrinolytika angewendet werden (siehe auch 4.4).
Akuter transmuraler Myokardinfarkt mit persistierender ST-Strecken-Hebung oder kurz zurückliegendem Linksschenkelblock:
Systemische Anwendung
Bei der Kurzzeitlyse zur Behandlung des akuten Myokardinfarktes werden 1,5 Mio I.E. Streptase innerhalb von 60 Minuten verabreicht.
Lokale Anwendung
Bei akutem Myokardinfarkt erhalten Patienten intrakoronar einen Bolus von durchschnittlich 20 000 I.E. Streptase und eine Erhaltungsdosis von 2000-4000 I.E./min. über einen Zeitraum von 30-90 Minuten.
Akute, subakute und chronische Thrombosen/Embolien der peripheren venösen und arteriellen Gefäße und chronische arterielle Verschlusskrankheiten:
Systemische Anwendung
Erwachsene mit peripheren venösen und arteriellen Gefäßverschlüssen/Embolien erhalten bei der Kurzzeitlyse eine Initialdosis von 250 000 I.E. Streptase innerhalb von 30 Minuten, gefolgt von einer Erhaltungsdosis mit stündlich 1,5 Mio I.E. über höchstens sechs Stunden. Die sechsstündige Streptase-Infusion kann abhängig vom Lyse-Erfolg am nächsten Tag wiederholt werden. Eine Wiederholung darf nur innerhalb der ersten 5 Tage nach der ersten Streptase-Behandlung erfolgen.
Als Alternative zur Kurzzeitlyse bietet sich bei peripheren Verschlüssen eine Langzeitlyse an. Sie wird mit einer Initialdosis von 250 000 I.E. Streptase eingeleitet, die innerhalb von 30 Minuten verabreicht werden. Die Erhaltungsdosis beträgt 100 000 I.E. pro Stunde. Die Therapiedauer ist von der Ausdehnung und Lokalisation des Gefäßverschlusses abhängig. Sie beträgt bei peripheren Gefäßverschlüssen maximal 5 Tage.
Lokale Anwendung
Bei akuten, subakuten und chronischen peripheren Thrombosen und Embolien erhalten Patienten in Intervallen von 3-5 Minuten je 1000-2000 I.E. Streptase. Die Behandlungs-dauer ist von der Länge und Lokalisation des Gefäßverschlusses abhängig und beträgt bis zu 3 Stunden bei einer Gesamtdosis von max. 120 000 I.E. Streptase.
Eine erforderliche perkutane transluminale Angioplastie kann in gleicher Sitzung durchgeführt werden.
Verschlüsse der zentralen Arterien oder Venen des Auges:
Systemische Anwendung
Bei Thrombosen der Zentralgefäße des Auges beträgt die Therapiedauer bei arteriellen Verschlüssen maximal 24 Stunden und bei venösen Verschlüssen maximal 72 Stunden. Ist aufgrund von ausgedehnten thrombotischen Verschlüssen eine Weiterführung der Thrombolyse angezeigt, sollte die Therapie für einen Tag unterbrochen und anschließend ein homologes Fibrinolytikum angewendet werden.
Dosierung für Neugeborene, Säuglinge und Kinder:
Bei Kindern liegen noch keine ausreichenden Erfahrungen mit einer Streptase-Therapie vor. Der Nutzen der Therapie ist gegen die potentiellen Risiken abzuwägen, die eine akute lebensbedrohliche Situation verschlimmern können.
Steuerung der Therapie
Systemische Anwendung
Bei Kurzzeitlysen über sechs Stunden sollte Heparin während oder nach der Streptase-Infusion dann gegeben werden, wenn die Thrombinzeit (TZ) oder die partielle Thromboplastin-Zeit (PTT) weniger als das Zweifache bzw. das 1,5fache der Norm beträgt. Um einen ausreichenden Schutz vor einer Rethrombosierung zu gewährleisten, sollte die TZ 2-4fach, die PTT 1,5-2,5fach verlängert sein.
Entfällt eine Wiederholung der Streptase-Infusion, wird die Heparin-Therapie zeitgleich mit der Gabe von oralen Antikoagulantien begonnen (siehe Nachbehandlung).
Die Langzeitlysen werden über die Thrombinzeit kontrolliert. Eine 2-4fache Verlängerung der Thrombinzeit als Zeichen eines ausreichend antikoagulatorischen Schutzes ist anzustreben. Deshalb kann bereits ab der 16. Therapiestunde eine simultane Verabreichung von Heparin erforderlich werden. Liegt die Thrombinzeit nach der 16. Stunde noch über dem Vierfachen des Normalwertes, ist die Erhaltungsdosis Streptase über mehrere Stunden bis zum Rückgang der Thrombinzeit zu verdoppeln.
Lokale Anwendung
Wie bei Angiographien üblich, wird, soweit nötig, vor der Angiographie zur Prophylaxe von katheterinduzierten Thrombosen Heparin appliziert. Der Therapieerfolg läßt sich anhand der Angiographie bestimmen. Bei einem ausreichenden Blutfluß über mehr als 15 Minuten kann die Therapie als erfolgreich betrachtet und beendet werden.
Nachbehandlung
Nach jeder Streptokinase-Therapie kann zur Verhütung von Rethrombosierungen eine Nachbehandlung mit Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern erfolgen. Besonders bei der Heparin-Therapie ist auf ein erhöhtes Blutungsrisiko zu achten. Die Heparin-Therapie wird individuell mit der Thrombinzeit oder der PTT gesteuert. Eine 2-4fache Verlängerung der Thrombinzeit bzw. eine 1,5-2,5fache Verlängerung der PTT wird angestrebt. Zur Langzeitprophylaxe können orale Antikoagulantien, wie z.B. Cumarinderivate, oder Thrombozytenaggregationshemmer verabreicht werden.
Art und Dauer der Anwendung
Streptase liegt als weißes Lyophilisat vor. Nach Rekonstitution mit physiologischer Kochsalzlösung entsteht eine farblose bis gelbliche, klare Lösung.
Zur schnellen und vollständigen Auflösung sind 5 ml physiologische Kochsalzlösung in das unter Vakuum stehende Streptase-Fläschchen einzuziehen und das Restvakuum durch kurzes Lockern der Nadel von der Spritze aufzuheben.
Zur Verabreichung mit der Infusionspumpe können als Verdünnungsmittel physiologische Kochsalzlösung, Ringer-Lactat-Lösung, 5 %ige Glukose- oder Lävulose-Lösung verwendet werden. Bei stärkerer Verdünnung, vor allem, wenn hohe Stabilität über längere Zeit gefordert wird, ist Polygeline als Verdünnungsmittel zu verwenden.