Wie alle Arzneimittel kann Novantron Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrundegelegt:
Sehr häufig: mehr als 1 von 10 Behandelten |
Häufig: weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten |
Gelegentlich: weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von 1.000 Behandelten |
Selten: weniger als 1 von 1.000, aber mehr als 1 von 10.000 Behandelten |
Sehr selten: weniger als 1 von 10 000 Behandelten, einschließlich Einzelfälle |
Infektionen und parasitäre Erkrankungen:
Sehr häufig: Infektion
Häufig: Infektion der oberen Atemwege, Lungenentzündung (Pneumonie), Blutvergiftung (Sepsis)
Häufigkeit unbekannt: Harnwegsinfektion
Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (einschl. Zysten und Polypen):
Häufigkeit unbekannt: Akute myeloide Leukämie, myelodysplastisches Syndrom, akute Leukämie
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems:
Sehr häufig: Hemmung der Knochenmarksfunktion (Myelosuppression*, Knochenmarkshypoplasie), Abnahme der Blutplättchen* (Thrombozytopenie), Abnahme der weißen Blutkörperchen* (Leukozytopenie), Abnahme bestimmter weißer Blutkörperchen* (Granulozytopenie, Neutropenie), Blutarmut* (Anämie), Hämorrhagie, abnormales weißes Blutbild*
Häufig: Blutung
Häufigkeit unbekannt: Quetschung
* In einer klinischen Studie mit Patienten mit akuter Leukämie trat bei allen Patienten, die Mitoxantron erhielten, eine klinisch bedeutende (signifikante) Hemmung der Knochenmarksfunktion (Myelosuppression) auf. Bei den 80 eingeschlossenen Patienten betrugen die medianen Werte für das weiße Blutbild 400/µl (WHO Grad 4) und für die Blutplättchen (Thrombozyten) 9.500/µl (WHO-Grad 4). Bei Patienten mit akuter Leukämie ist die Giftigkeit für das blutbildende System (hämatologische Toxizität) schwer zu beurteilen, da die traditionellen Parameter zur Bestimmung der Knochenmarksdepression wie weißes Blutbild und Bestimmung der Thrombozyten durch die Ersetzung von Knochenmark durch leukämische Zellen beeinträchtigt werden.
Bei Patienten mit vorausgegangener Chemotherapie und/oder Strahlentherapie sowie bei Patienten in schlechtem Allgemeinzustand kann es zu einer ausgeprägten Knochenmarkshemmung kommen. Bei Beachtung der Dosierungsrichtlinien wird der tiefste Leukozytenwert in der Regel 6 - 15 Tage nach Verabreichung von Novantron beobachtet mit anschließender Erholung des Knochenmarks und des peripheren Blutbildes, die in der Regel am 21. Tag nach Verabreichung abgeschlossen ist. Ein schwerer Abfall der Blutplättchen wird selten gefunden, noch seltener ein Abfall der roten Blutkörperchen. Zur Überwachung der Therapie werden entsprechende Blutbildkontrollen während eines Behandlungszyklus sowie vor jeder Verabreichung von Novantron empfohlen.
Bei hormonell nicht therapierbarem Prostata-Karzinom:
In einer Studie, in der Patienten zufallsverteilt verschiedenen Behandlungschemata zugeteilt wurden (randomisierte Phase III-Studie), in der die Mitoxantron-Dosis ab einer Neutrophilenzahl (Zahl weißer Blutkörperchen) > 1.000/mm3 gesteigert wurde, wurde ein Mangel an weißen Blutkörperchen (Neutropenie) des WHO-Grades 4 (ANC < 500/mm3) bei 54 % der Patienten beobachtet, die Novantron und niedrig dosiertes Prednison erhielten. Die mediane Dosis betrug hierbei 12 mg/m2; 36 von 84 Patienten erhielten mehr als 12 mg Mitoxantron/m2.
In einer separaten randomisierten Studie, in der Patienten mit 14 mg/m2 Mitoxantron behandelt wurden, wurde eine Neutropenie des Grades 4 bei 23 % der Patienten beobachtet, die Mitoxantron + Hydrocortison erhielten. In beiden Studien traten bei Patienten, die mit Mitoxantron + Corticosteroiden behandelt wurden, neutropenisches Fieber und Infektionen auf. Hierbei lag in einer der Studien die Inzidenz der Infektionen bei 17% und die des Fiebers ohne Infektion bei 14%, in der anderen traten systemische Infektionen in 10%, Harnwegs-Infektionen in 9%, Hautinfektionen in 5% und Fieber in 6% der Fälle auf.
In diesen Studien wurde eine Erniedrigung der Blutplättchenzahl (Thrombozytenzahl) unter 50.000/mm3 bei 4 % bzw. 3 % der Patienten, die Novantron + Corticosteroide erhielten, beobachtet.
Erkrankungen des Immunsystems:
Häufigkeit unbekannt: Anaphylaxie/anaphylaktoide Reaktionen (einschl. anaphylaktischer Schock), Immunsuppression, Exanthem
Erkrankungen des Nervensystems:
Häufig: Appetitlosigkeit (Anorexie), Kopfschmerzen
Gelegentlich: Beklemmung, Verwirrung
Häufigkeit unbekannt: Schläfrigkeit, Gefühlsstörungen (Parästhesien)
Gelegentlich wurde über das Auftreten von unspezifischen neurologischen Ausfällen, wie z.B. Missempfindungen (Parästhesien), Schläfrigkeit (Somnolenz), Nervenentzündung (Neuritis), Verwirrtheit, Angstzuständen und Krampfanfällen berichtet. Ein Zusammenhang mit der Novantron-Behandlung ist hierbei jedoch schwer zu beurteilen.
Herzerkrankungen:
Häufig: Herzversagen durch Blutstau (kongestives Herzversagen), unzureichende Herzleistung (Herzinsuffizienz), Verlangsamung des Herzschlages (sog. Sinusbradykardie), abnormales Elektrokardiogramm, Schmerzen in der Brust, niedriger Blutdruck
Häufigkeit unbekannt: asymptomatische (ohne erkennbare Krankheitszeichen) Abnahme der linksventrikulären Auswurffraktion, Schwäche des Herzmuskels (Kardiomyopathie), Herzinfarkt (Myokardinfarkt), Herzrhythmusstörungen (Arrhythmie)
Kardiovaskuläre Veränderungen wurden auch bei kumulativen Dosen von weniger als 100 mg/m beobachtet. Bei fast allen Patienten war eine Behandlung mit Anthrazyklinen und/oder eine Strahlentherapie der Brustkorbregion vorausgegangen, einige Patienten wiesen Herzerkrankungen in der Vorgeschichte auf.
Die Häufigkeit unerwünschter Ereignisse, die das Herz und die Gefäße betreffen (kardiovaskuläre Ereignisse) war bei unvorbehandelten Patienten, die an bestimmten Erkrankungen der blutbildenden Organe (akute Leukämien oder Non-Hodgkin-Lymphome) litten und zufallsverteilt (randomisiert) in Studien mit Kombinationen verschiedener Arzneimittel (Polychemotherapien) mit Mitoxantron oder Anthrazyklinen behandelt wurden, vergleichbar: so trat z.B. eine dauerhafte Erniedrigung der Herzleistung (chronische Herzinsuffizienz) bei jeweils 6,5 % der mit der Kombination Mitoxantron/Cytarabin bzw. Daunorubicin/Cytarabin behandelten Patienten mit akuter myeloischer Leukämie auf.
In sehr seltenen Fällen wurde unter Mitoxantron-Therapie das Auftreten einer Herzmuskelschwäche (Kardiomyopathie) beobachtet.
Hormonell nicht therapierbares Prostata-Karzinom:
In einer Studie traten bei 7 von 128 (5,5 %) mit Mitoxantron und Prednison behandelten Patienten verminderte linksventrikuläre Auswurffraktion, mangelhafte Herzleistung (Herzinsuffizienz) oder mangelhafte Durchblutung der Herzmuskelwand (myokardiale Ischämie) auf; 3 dieser Patienten hatten Herzerkrankungen in der Vorgeschichte.
Eine Vorbehandlung mit Anthrazyklinen, Bestrahlung des Brustkorbes (Thoraxregion) und Herzerkrankungen in der Vorgeschichte erhöhen das Risiko herzschädigender (kardiotoxischer) Wirkungen von Mitoxantron.
Hinweis:
Bei einer kumulativen Gesamtdosis von über 160 mg Mitoxantron pro m2 Körperoberfläche sind auch bei Patienten ohne die vorgenannten Risikofaktoren regelmäßige Kontrollen der Herzfunktion durchzuführen. Bei Patienten mit einem oder mehreren der genannten Risikofaktoren sowie bei der kombinierten Behandlung von Novantron mit kardiotoxischen Zytostatika sollten entsprechende Kontrollen der Herzfunktion mit geeigneten Methoden regelmäßig erfolgen. Die bisher berichteten Fälle von Herzinsuffizienz sprachen im allgemeinen gut auf eine unterstützende (supportive) Behandlung mit Digitalis und/oder Diuretika an.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums:
Häufigkeit unbekannt: Atemnot
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:
Sehr häufig: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Entzündungen der Mundschleimhaut (Stomatitis) und der Schleimhäute allgemein (Mukositis)
Häufig: Blutungen im Magen-Darm-Trakt (gastrointestinale Blutungen)
Novantron kann zu vorübergehender Übelkeit mit Erbrechen leichter oder mittlerer - selten schwerer - Ausprägung führen. Auch wurde berichtet über Appetitlosigkeit, Durchfall, Leibschmerzen, Verstopfung und Magen-Darm-Blutungen.
Es kann zu meist geringgradig ausgeprägter Schleimhautentzündung (Mukositis/Stomatitis) kommen (bei der Behandlung der akuten Leukämie zum Teil in größerer Häufigkeit und verstärkter Ausprägung).
Leber- und Gallenerkrankungen:
Häufig: Giftigkeit gegenüber der Leber (Hepatotoxizität)
Häufigkeit unbekannt: erhöhte Aspartat-Aminotransferase-Level
Vorübergehender Anstieg der Leberenzym-Werte und des Bilirubins wurde vereinzelt beobachtet. Bei Patienten mit akuter Leukämie kam es gelegentlich zu höhergradigen pathologischen Veränderungen der Leberenzym-Werte und zu einer Beeinträchtigung der Leberfunktion. Deshalb müssen Leberfunktionswerte engmaschig kontrolliert werden.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:
Sehr häufig: Haarausfall (Alopezie)
Häufig: Rötung, auch entzündlich (Erythem)
Gelegentlich: bläuliche Verfärbung der Haut und Lederhaut der Augen (Skleren)
Häufigkeit unbekannt: Zerstörungen des Gewebes (Gewebsnekrose), Veränderungen des Nagelbettes, Fehlanwendung bei der Verabreichung (Paravasate*)
*Paravasate an der Infusionsstelle, die zu entzündlichen Rötungen der Haut (Erythemen), Schwellung, Schmerzen, Brennen und/oder blauer Verfärbung der Haut führen können, wurden berichtet. Zu Therapie und Komplikationen sh. Abschnitt ?Über- oder Fehldosierung, Anwendungsfehler?. Oberflächliche Venenentzündungen (Phlebitis) sowie schwere lokale Reaktionen (Nekrosen) infolge von Paravasaten an der Infusionsstelle wurden ebenfalls berichtet.
Haarausfall, der nach Absetzen der Therapie meistens umkehrbar (reversibel) ist, wird nach Verabreichung von Novantron nur bei ca. 20 % der Patienten beobachtet und ist selten schwer.
In Einzelfällen wurde eine vorübergehende (reversible) Blaufärbung des Augapfels (Skleren), der Venen, des perivenösen Gewebes und der Nägel (und deren Ablösung) beobachtet.
Über eine Venenentzündung (Phlebitis) sowie schwere lokale Reaktionen (Nekrosen) infolge von Paravasaten wurde bislang in Einzelfällen berichtet.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege:
Häufig: Giftigkeit gegenüber den Nieren (Nierentoxizität)
Häufigkeit unbekannt: blau-grüne Verfärbung des Urins, erhöhte Serumkreatinin- und Blutharnstoff-Spiegel
Vorübergehende Veränderungen von Laborparametern, wie beispielsweise von Serumkreatinin und Blutharnstoff, wurden vereinzelt beobachtet. Novantron kann in den ersten 24 Stunden nach Verabreichung zu einer blau-grünen, jedoch harmlosen Verfärbung des Urins führen.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse:
Häufigkeit unbestimmt: Ausbleiben der monatlichen Regelblutung (Amenorrhöe)
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort:
Sehr häufig: Bauchschmerzen sowie Fieber
Häufig: Ermattung, Ödeme
Häufigkeit unbekannt: Schwächezustände, Gewichtsveränderungen
Über Todesfälle im Zusammenhang mit der Behandlung wurde berichtet.
Örtliche (Lokoregionale) Verabreichung:
Einbringen in die Brusthöhle (Intrapleurale Instillation):
Bei der intrapleuralen Instillation kann es zum Auftreten von Schmerzen kommen. Nebenwirkungen, die auch bei systemischer Gabe beobachtet werden, sind möglich.
Einbringen in den Bauchraum (Intraperitoneale Instillation):
Bei der intraperitonealen Instillation kann es zum Auftreten von Schmerzen im Bauchraum, gastrointestinalen Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall), Hämatotoxizität und fibrösen Veränderungen des Peritoneums kommen.
Sowohl Intensität der Symptome als auch Nebenwirkungsfrequenz sind dosisabhängig, so dass eine Begrenzung der maximalen Dosis auf 30 mg Mitoxantron empfehlenswert ist. Bei Beachtung dieser Empfehlung kann davon ausgegangen werden, dass Schmerzen im Bauchraum tolerabel und mit Schmerzmitteln (Analgetika/Antiphlogistika) zu beherrschen sind. Auch gastrointestinale Nebenwirkungen sind selten schwer ausgeprägt und damit symptomatisch zu behandeln.
Um eine überschießende Fibrosebildung zu verhindern, kann eine Adhäsionsprophylaxe mit nichtsteroidalen Antirheumatika versucht werden.
Bezüglich hämatologischer Nebenwirkungen ist zu bedenken, dass eine gleichzeitige systemische Chemotherapie die Gefahr der Hämatotoxizität erhöht. Nebenwirkungen, die auch bei systemischer Gabe beobachtet werden, sind möglich.
Aufgrund des Gehaltes an Natriumdisulfit kann es, insbesondere bei Bronchialasthmatikern, sehr selten zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen, die sich als Erbrechen, Durchfall, keuchende Atmung, akuter Asthmaanfall, Bewusstseinsstörung oder Schock äußern können.
Informieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Gebrauchsinformation angegeben sind.