Das Arzneimittel soll nach Ablauf des auf Behältnis und äußerer Umhüllung angegebenen Verfallzeitpunktes nicht mehr angewendet werden. Der Kalibrierungszeitpunkt und der Verfallzeitpunkt (4 Tage nach Kalibrierungsdatum) sind auf dem Etikett der Abschirmung (versiegelter Behälter) angegeben und erscheinen ebenfalls auf den jeweiligen Versandunterlagen.
Haltbarkeit nach Anbruch: 8 Stunden
Die gebrauchsfertige Lösung enthält kein Konservierungsmittel.
Lager und Aufbewahrungshinweise
Das Fläschchen ist bei 2-8 °C zu lagern. Besondere Lagerungsbedingungen sind außer einer geeigneten Abschirmung der emittierten Strahlung nicht erforderlich. Die nationalen Bestimmungen für die Lagerung radioaktiven Materials sind einzuhalten.
Nicht verwendetes MIBG (1131) Diagnostic DRN 5309 kann man im gesicherten Bereich stehen lassen, bis die Aktivität so weit abgesunken ist, daß das Präparat nach den gesetzlichen Bestimmungen nicht mehr als radioaktiv gilt und als nicht radioaktiver Abfall behandelt werden kann. Die "Richtlinie Strahlenschutz in der Medizin" ist auch bei der Entsorgung zu beachten.
Stand der Information
August 2002
Zusätz1iche Information für Fachkreise
Apothekenpflichtig
Vertriebsweg nach
Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften und Angaben über die Pharmakokinetik
Pharmakologische Eigenschaften
Iobenguan ist ein Analogon des Neurotransmitters Noradrenalin mit einer Guanidin-Seitenkette. Durch diese besitzt das Arzneimittel gleichzeitig Ähnlichkeit mit dem Ganglienblocker Guanethidin. Wie Noradrenalin wird Iobenguan vor allem in den chromaffinen Granula postganglionärer Neurone des sympathischen Nervensystems und im Nebennierenmark aufgenommen und gespeichert.
Die Aufnahme von Iobenguan über die Zellmembran sowohl von normalen wie auch transformierten Zellen adrenerger Gewebe erfolgt bei niedrigen Konzentrationen, überwiegend mittels eines aktiven Prozesses. Dies ist
der Fall bei der diagnostischen Anwendung des Iobenguan. So wurde im Tierversuch gezeigt und in der klinischen Anwendung bestätigt, daß typische Blockierer des Katecholamin-Aufnahmemechanismus, wie z.B. trizyklische Antidepressiva und Reserpin, die Anreicherung des Iobenguan im Nebennierenmark beträchtlich reduzieren. Bei hohen Plasmakonzentrationen gelangt Iobenguan zusätzlich durch passive Diffusion in die Zellen. Dieser Mechanismus kann nicht gesättigt werden und ist einer Hemmung weniger zugänglich. Intrazelluläres Iobenguan wird zumindest teilweise aktiv in die chromaffinen Granula der Zellen transportiert.
Bei verschiedenen Formen autonomer Denervierung (Horner-Syndrom), diabetisch autonomer Neuropathie (Shy-Drager-Syndrom) wird eine reduzierte Anreicherung in den betroffenen Organen beobachtet.
Im Gegensatz zu Noradrenalin haben ß-Blocker keinen Einfluß auf die Anreicherung des Iobenguan im Nebennierenmark und nur hohe Konzentrationen eines -Blockers konnten im Tierversuch eine deutliche Hemmung der Iobenguan-Anreicherung bewirken.
Toxikologische Eigenschaften
Eine Dosis von 20 mg/kg KG Iobenguan ist bei Hunden letal. Geringere Dosen (14 mg/kg KG) verursachen vorübergehende klinische Anzeichen toxischer Wirkungen. Mehrfachdosen von 2,5-10 mg/kg KG induzieren bei Hunden klinische Wirkungen wie erhöhten Blutdruck, Veränderungen der Herzfrequenz und Ausbreitung des Aktionspotentials. Alle Symptome waren jedoch vorübergehender Natur. Intravenöse Mehrfachdosen von 20-40 mg/kg KG induzieren bei Ratten Zeichen schwerwiegender klinischer Toxizität. Intravenöse Mehrfachdosen von 5-20 mg/kg KG induzieren klinische Wirkungen einschließlich schwerer Atemnot; als Langzeitwirkung ist jedoch nur eine geringe Erhöhung des Gewichts von Leber und Herz zu beobachten. Bei den verwendeten Testsystemen konnte keine mutagene Wirkung aufgezeigt werden.
Untersuchungen zur karzinogenen Wirkung von Iobenguan wurden nicht durchgeführt. Zur Reproduktionstoxizität von Iobenguan liegen keine Untersuchungen vor. Die therapeutische Breite von Iobenguan ist gering, deshalb sollten Patienten während und einige Stunden nach Gabe des Arzneimittels unter strenger Kontrolle stehen.
Pharmakokinetik
Nach intravenöser Verabreichung wird Iobenguan vor allem zellgebunden (Erythrozyten, Thrombozyten) im Blut transportiert. In den ersten Minuten nach Injektion erfolgt eine rasche renale Filtration, die nach wenigen Minuten wieder abfällt. Leber und Herz zeigen in den ersten 5 Minuten eine schnelle Anreicherung, die bis zu etwa 30 Minuten konstant bleibt.
Ab etwa 4 Stunden nach Injektion zeigen sich die höchsten physiologischen Konzentrationen in der Leber(33 % der verabreichten Aktivität), im Myokard (0,8 %), in der Milz (0,6 %) und in den Speicheldrüsen (0,4 %). Ca 3 % der verabreichten Aktivität werden vorübergehend in den mittleren und basalen Lungenabschnitten angereichert. Die Anreicherung im Kolon variiert sehr stark.
Die Aufnahme von Iobenguan (131I) in Tumorgewebe ist unterschiedlich für die verschiedenen pathologischen Gewebe. Sie beträgt beim Phäochromozytom und Neuroblastom 90 %, beim Karzinoid 70 % und medullären Schilddrüsenkarzinom nur 35 %. Für die Anreicherung im Myokard konnte eine negative Korrelation zur Speicherung in katecholaminstoffwechselaktiven Tumoren und deren Metastasen festgestellt werden.
Die Halbwertszeiten in den verschiedenen Organen weisen sehr große interindividuelle Unterschiede auf. So wird Iobenguan (131I) aus dem Blut mit einer effektiven Halbwertszeit von 38 11 Stunden, aus der Leber mit einer Halbwertszeit von 50,6 17 Stunden und aus dem Gewebeuntergrund 55 23 Stunden eliminiert.
Die effektiven Halbwertszeiten für die Elimination aus Tumorgewebe betragen beim Phäochromozytom 13 Stunden, beim Karzinoid 91 Stunden und beim Neuroblastom 88 Stunden. Bei Kindern mit Neuroblastom wurden in der Leber Halbwertszeiten von 8-145 Stunden ermittelt.
Iobenguan wird größtenteils in unveränderter Form über die Nieren ausgeschieden, da die Guanidinseitenkette das Iobenguan vor enzymatischer Oxidation schützt. Nur nach hohen therapeutischen Dosen wurden bei einigen Phäochromozytompatienten Metabolite des Wirkstoffes im Urin nachgewiesen. In diesen Fällen wurden 2-5 % der eingesetzten Radioaktivität als freies Iodid wiedergefunden, ca. 2-10 % in Form der meta-Iodhippursäure (131I) und 2 % als 4-Hydroxy-3-Iodbenzylguanidin (131I).
Bei normaler Nierenfunktion werden innerhalb von 3 Stunden 11-26 % der injizierten Menge renal ausgeschieden. Nach 24 Stunden sind im Mittel 55 %, nach 4-6 Tagen etwa 70-90 % der verabreichten Menge renal ausgeschieden. 1-4 % der Gesamtaktivität werden mit den Faeces ausgeschieden. Spuren von Radioaktivität sind außerdem in Speichel, Schweiß und ausgeatmeter Luft nachgewiesen worden.
Strahlenexposition
Die in der Tabelle angegebenen Strahlenexpositionsdaten basieren auf den biokinetischen Daten der ICRP 53, unter Verwendung des Mirdose 3 Code und der Voraussetzung einer ausreichenden Schilddrüsenblockade:
Absorbierte Dosis pro verabreichter Aktivität (mGy/MBq)
| Erwachsener | 15 Jahre | 10 Jahre | 5 Jahre | 1 Jahr |
Nebennieren | 0,18 | 0,25 | 0,36 | 0,50 | 0,77 |
Blasenwand | 0,58 | 0,75 | 1,1 | 1,8 | 3,4 |
Knochenoberfläche | 0,10 | 0,13 | 0,20 | 0,32 | 0,62 |
Brust | 0,084 | 0,11 | 0,17 | 0,28 | 0,55 |
Gastrointestinaltrakt | | | | | |
Magenwand | 0,11 | 0,14 | 0,23 | 0,37 | 0,70 |
Dünndarm | 0,11 | 0,14 | 0,23 | 0,37 | 0,69 |
oberer Dickdarm | 0,12 | 0,14 | 0,23 | 0,39 | 0,72 |
unterer Dickdarm | 0,10 | 0,13 | 0,21 | 0,33 | 0,62 |
Herz | 0,40 | 0,52 | 0,80 | 1,3 | 2,3 |
Nieren | 0,13 | 0,16 | 0,23 | 0,34 | 0,58 |
Leber | 0,88 | 1,2 | 1,8 | 2,6 | 5,1 |
Lungen | 0,20 | 0,30 | 0,42 | 0,64 | 1,3 |
Ovarien | 0,11 | 0,14 | 0,22 | 0,35 | 0,66 |
Bauchspeicheldrüse | 0,14 | 0,18 | 0,29 | 0,45 | 0,82 |
Speicheldrüsen | 0,23 | 0,28 | 0,38 | 0,51 | 0,75 |
Rotes Knochenmark | 0,098 | 0,12 | 0,19 | 0,30 | 0,56 |
Milz | 0,49 | 0,71 | 1,1 | 1,7 | 3,2 |
Testes | 0,087 | 0,11 | 0,18 | 0,29 | 0,57 |
Schilddrüse | 0,087 | 0,11 | 0,18 | 0,30 | 0,58 |
Uterus | 0,12 | 0,15 | 0,24 | 0,38 | 0,71 |
Sonstige Gewebe | 0,12 | 0,15 | 0,24 | 0,38 | 0,74 |
| | | | | |
Effektive Dosis pro verabreichter Aktivität (mSv/MBq) | 0,19 | 0,24 | 0,37 | 0,58 | 1,1 |
Bei normalem pharmakokinetischem Verhalten beträgt nach Verabreichung der maximalen empfohlenen Aktivität von 40 Mbq die effektive Dosis für den Erwachsenen 7,6 mSv.
Bei den angegebenen Strahlenexpositionen ist zu beachten, daß die infolge der Grunderkrankung auftretenden Funktionsstörungen zu signifikant erhöhten Strahlendosen für spezifische Organe, die nicht Zielorgane der Therapie sind, führen können. Insbesondere bei eingeschränkter Nierenfunktion können die Organdosen (insbesondere des Knochens, Knochenmarks und der Lunge) sowie die effektive Dosis beträchtlich ansteigen.