Welche anderen Arzneimittel beeinflussen die Wirkung von Phenhydan?
Die chronische Einnahme von Phenobarbital, Primidon, Carbamazepin, Vigabatrin oder Alkohol kann den Phenytoin-Plasmaspiegel erniedrigen. Substanzen , die das Cytochrom F-450-System (insbesondere CYP2C9 und 2C19) induzieren (z. B. Lopinavir und Ritonavir), können den Phenytoin-Plasmaspiegel senken. Darüber hinaus können Reserpin, Sucralfat, Diazoxid, Nelfinavir und Theophyllin den Phenytoin-Plasmaspiegel senken. Die Wirkung von Phenytoin kann bei gleichzeitiger Einnahme von Folsäure vermindert werden.
Folgende Substanzen können den Plasmaspiegel von Phenytoin erhöhen: akute Alkoholeinnahme, orale Antikoagulantien, Amiodaron, Felbamat, Benzodiazepine, Cimetidin, Ranitidin, Antibiotika (z. B. Chloramphenicol, Erythromycin, Isoniazid, Trimethoprim, Sulfonamide), Antimykotika (z. B. Amphotericin B, Fluconazol, Ketoconazol, Miconazol, Itraconazol), Kalziumkanalhemmer (Diltiazem, Nifedipin), Ticlopidin, Viloxazin, Tolbutamid, Fluoropyrimidine (z.B. Fluorouracil oder Fluorouracil-Prodrugs wie Capecitabin), Cycloserin, Disulfiram, Fluoxetin, Halothan, Ethosuximid, Oxcarbazepin, Mesuximid, Stiripentol, Methylphenidat, nichtsteroidale Antirheumatika, Omeprazol, F-Aminosalicylsäure (PAS), Sultiam, trizyklische Psychopharmaka und Valproat.
Durch Interaktion mit den genannten Wirkstoffen kann es zu erhöhten Phenytoin- Plasmakonzentrationen bis hin zu Symptomen einer Phenytoinvergiftung kommen. Patienten, die Phenytoin gleichzeitig mit den hier genannten Wirkstoffen einnehmen, sollten regelmäßig auf Symptome einer Phenytoinvergiftung und erhöhte Phenytoin-Plasmakonzentrationen hin überwacht werden.
Bei zusätzlicher Gabe von Valproinsäure oder deren Dosiserhöhung kann die Menge des freien Phenytoins ansteigen (Konzentration des nicht eiweißgebundenen Anteils), ohne dass der Plasmaspiegel des Gesamtphenytoins erhöht ist. Dadurch kann das Risiko für das Auftreten von Nebenwirkungen, insbesondere einer Hirnschädigung, erhöht werden (siehe auch 4. “Welche Nebenwirkungen sind möglich”).
Substanzen, die den Phenytoin-Plasmaspiegel erhöhen oder senken können, sind: Ciprofloxazin, Carbamazepin, Phenobarbital, Chlordiazepoxid, Diazepam.
Welche anderen Arzneimittel werden in ihrer Wirkung durch Phenhydan beeinflusst? Phenytoin kann die Plasmakonzentration von Rifampicin erhöhen.
Phenytoin kann den Abbau anderer Arzneimittel in der Leber beschleunigen (Enzyminduktion) und deren Konzentration im Blut verringern, so dass die Dosis dieser Arzneimittel möglicherweise angepasst werden muss. Dies gilt beispielsweise für die folgenden Substanzen: orale Antikoagulantien, Statine (z.B. Atorvastatin, Simvastatin), Carbamazepin, Immunsuppressiva (z.B.
Desitin Arzneimittel GmbHPhenhydan, Tablette, Zul.-Nr.: 6002341.00.00Ciclosporin, Tacrolimus), Clozapin, Lamotrigin, Verapamil, Tetracycline (z. B. Doxycyclin), Praziquantel, Felbamat, Stiripentol, Östrogene, Muskelrelaxanzien (z.B. Alcuronium, Pancuronium, Vecuronium), Diazoxid, Furosemid, Paroxetin, Kalziumkanalblocker (z.B. Nicardipin, Nimodipin), antineoplastische Mittel (z.B. Irinotecan, Paclitaxel, Teniposid), Virustatika (z.B. Lopinavir, Ritonavir), Albendazol, Vitamin D, Digitoxin, Methadon, Theophyllin, Itraconazol, Kortikosteroide, trizyklische Psychopharmaka, Valproat, orale Kontrazeptiva. Die empfängnisverhütende Wirkung der “Pille” kann daher unsicher werden.
Welche Nebenwirkungen sind möglich?
Wie alle Arzneimittel kann auch dieses Arzneimittel Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
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Desitin Arzneimittel GmbHPhenhydan, Tablette, Zul.-Nr.: 6002341.00.00
Sehr häufig: mehr als 1 von 10 Behandelten | Häufig: weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten |
Gelegentlich: weniger als 1 von 100 aber mehr als 1 von 1000 Behandelten | Selten: weniger als 1 von 1000, aber mehr als 1 von 10.000 Behandelten |
Sehr selten: weniger als 1 von 10.000 Behandelten | Nicht bekannt: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar. |
Dosisabhängige unerwünschte Wirkungen treten bei einem Drittel der Patienten, meist bei Phenytoin- Plasmakonzentrationen über 20 µg/ml, auf. Diese nehmen mit steigender Plasmakonzentration und Kombinationstherapie zu, sind in der Regel reversibel und zwingen selten zum Abbruch der Therapie. Als dosisabhängige Nebenwirkungen sind bekannt: Diplopie (Doppelbilder), Nystagmus (Augenzittern), Ataxie (Störungen im geordneten Bewegungsablauf), Schwindel, Kopfschmerzen, zunehmende Erregbarkeit, hochfrequenter Ruhetremor, Dyskinesien (unwillkürliche störende Bewegungen), bulbäre Sprache (Sprechstörung mit Heiserkeit, Näseln und verwaschener Aussprache), Abgeschlagenheit, Schläfrigkeit, Merkfähigkeitsstörungen und Störungen der intellektuellen Leistungsfähigkeit. Beim Auftreten von dosisabhängigen Nebenwirkungen ist die Therapie zu überprüfen und die Dosis herabzusetzen, damit der Patient nicht in eine Intoxikation abgleitet. Bei länger anhaltender Überdosierung können auftreten: starrer Blick, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust, Apathie (Teilnahmslosigkeit) und Sedierung (Bewusstseinsdämpfung), Wahrnehmungs- und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma (tiefe Bewusstlosigkeit).
Selten sind, insbesondere bei intravenöser Gabe, Asystolien (fehlende Herzschläge) durch Hemmung des Sinusknotens (Ort der Herzerregung) sowie Blockade der Überleitung und Unterdrückung des Kammer-Ersatzrhythmus bei totalem AV-Block (Blockierung der Reizleitung zwischen Vorhof und Kammer des Herzens). In Einzelfällen kann Kammerflimmern ausgelöst werden.
Es können proarrhythmische Wirkungen in Form von Veränderungen oder Verstärkung der Herzrhythmusstörungen auftreten, die zu einer starken Beeinträchtigung der Herztätigkeit bis hin zum Herzstillstand führen.
Vorhofflimmern und -flattern (zu schnelles Schlagen der Herzvorhöfe) wird durch Phenhydan nicht durchbrochen. Da die Refraktärzeit (Erholungszeit) des AV-Knotens (der Ort der Überleitung der Herzerregung zwischen den Herzvorhöfen und Herzkammern) aber verkürzt werden kann, ist eine Beschleunigung der Ventrikelfrequenz (des Herzschlags der Herzkammern) möglich.
Es kann, insbesondere bei intravenöser Anwendung, zu Blutdruckabfall sowie Verschlechterung einer vorbestehenden Herz- bzw. Ateminsuffizienz (verminderte Herz- bzw. Atemleistung) kommen.
Bei empfindlichen Patienten bzw. Patienten mit gestörtem Calciumstoffwechsel kann sich eine Osteomalazie (allgemeine Knochenerweichung) entwickeln. Es wurden Fälle von Verringerungen der Knochendichte (Osteoporose bis hin zu Knochenbrüchen) berichtet. Bitte beraten Sie sich mit Ihrem Arzt oder Apotheker, wenn Sie Antiepileptika über eine lange Zeit anwenden, wenn bei Ihnen eine Osteoporose festgestellt wurde oder wenn Sie gleichzeitig Kortison oder andere Steroidhormone einnehmen.
Eine Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion ist insbesondere bei Kindern möglich.
Bei einer langfristigen Therapie mit Phenhydan, die Phenytoin-Plasmakonzentrationen über 25 µg/ml und klinische Zeichen einer Intoxikation zeigt, kann möglicherweise eine irreversible Kleinhirnatrophie auftreten, auch wenn die empfohlenen Standarddosierungen eingehalten wurden.
Es kann zu einer Enzephalopathie (Hirnschädigung) mit folgenden Symptomen kommen: vermehrte Krampfanfälle, Antriebslosigkeit, Stupor (Erstarrung), muskuläre Hypotonie (Muskelschwäche), choreatiforme Dyskinesien (Bewegungsstörungen) und schwere Allgemeinveränderungen im EEG. Diese treten insbesondere bei einer Langzeittherapie mit Phenhydan zusammen mit anderen Antiepileptika, insbesondere Valproinsäure, auf.
Desitin Arzneimittel GmbHPhenhydan, Tablette, Zul.-Nr.: 6002341.00.00Selten kommt es bei jungen Mädchen und Frauen zur Entwicklung eines Hirsutismus (Entwicklung stärkerer Körperbehaarung).
Bei Langzeittherapie kann eine Polyneuropathie auftreten. Sehr selten wurde eine Muskelschwäche (myasthenisches Syndrom) beobachtet, die sich nach Absetzen von Phenhydan zurückbildet. Megaloblastäre Anämien, meistens durch Folsäuremangel bedingt, sind beschrieben worden.
In der Literatur finden sich Hinweise, dass Phenytoin akute Porphyrie-Attacken auslösen kann. Erhöhte Blutzuckerspiegel können auftreten, insbesondere bei toxischen Blutspiegeln von Phenytoin.
Nebenwirkungen ohne sichere Abhängigkeit von der Dosis
Gelegentlich kommt es zu Gingivahyperplasie (Wachstum des Zahnfleisches). Darüber hinaus kann es zu Hautveränderungen wie z. B. Chloasma (übermäßige Pigmentierung) und Hypertrichosis (übermäßige Behaarung) kommen.
Sehr selten: schwere und möglicherweise lebensbedrohliche Hautreaktionen (Stevens-Johnson- Syndrom und Toxisch epidermale Nekrolyse) (siehe Abschnitt 2).
Selten sind allergische Exantheme (durch Überempfindlichkeit verursachter Ausschlag), Blutbildveränderungen (wie z. B. Leukopenien, eine verringerte Anzahl weißer Blutkörperchen, und Thrombozytopenie, eine verringerte Anzahl der Blutplättchen) und Störungen der Leberfunktion. Über Fälle von Agranulozytose (starker Abfall der für die Infektabwehr verantwortlichen weißen Blutkörperchen) wurde berichtet. Suchen Sie in diesen Fällen sofort Ihren Arzt auf. Phenhydan sollte abgesetzt werden, eventuell können sich die Symptome auch nach Dosisminderung zurückbilden.
In Einzelfällen wurden schwere allergische Reaktionen bis hin zum Hypersensitivitätssyndrom bzw. DRESS-Syndrom beobachtet: exfoliative Dermatitis (lebensbedrohende Erkrankung der Haut mit Blasenbildung), Fieber, Lymphknotenschwellung, Beeinträchtigung der blutbildenden Organe und des Knochenmarkes, Leberfunktionsstörungen, eventuell auch unter Beteiligung anderer Organsysteme. Des Weiteren kann es zu allergischen Kreuzreaktionen mit anderen Antiepileptika kommen. Es wurde in Einzelfällen von Reaktionen der körpereigenen Abwehr gegen das eigene Bindegewebe oder gegen Körperzellen (systemischer oder kutaner Lupus erythematodes) berichtet. In Einzelfällen wurde eine schmerzhafte Schwellung der Hände oder Füße mit violetter Verfärbung beobachtet, die auch zu lokalem Gewebstod führen kann (Purple-glove-Syndrom).
Suchen Sie in diesen Fällen sofort Ihren Arzt auf. Phenhydan sollte sofort abgesetzt werden, wenn keine andere Ursache für das Auftreten dieser Symptome festgestellt wird.
Fälle von gestörter Antikörperproduktion (Immunglobulinanomalien, insbesondere Hypogammaglobulinämie) unter Phenytoin-Einnahme wurde berichtet.
Es kann zu erhöhten Blutfettwerten (erhöhte Cholesterinspiegel einschließlich HDL-Cholesterin und Triglyzeride) oder Blutarmut infolge Störung der Blutbildung (Aplasie der roten Blutzellen, Aplastische Anämie) kommen. Über das Auftreten eines sekundären Hyperparathyreoidismus (vermehrte Bildung des Parathormons aus der Nebenschilddrüse, was zu Knochenabbau führen kann) unter Phenytoin-Einnahme wurde berichtet.