Leustatin darf nicht angewendet werden,
wenn Sie allergisch gegen Cladribin oder einen der in Abschnitt 6. genannten sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels sind.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Leustatin ist ein potentes, antineoplastisches Arzneimittel mit möglicherweise schweren, schädigenden Nebenwirkungen. Es darf nur von einem Facharzt, der Erfahrung mit Tumortherapien hat, angewendet werden.
Schwere Infektionen (z. B. Atemwegsinfektionen, Lungenentzündung und Infektionen der Haut durch Viren) auch mit Todesfolge (z. B. durch „Blutvergiftung“) wurden berichtet (siehe auch
Abschnitt 4. „Welche Nebenwirkungen sind möglich?“).
Wenn Sie zum Zeitpunkt der geplanten Leustatin-Behandlung eine aktive Infektion haben, sollte diese vor der Behandlung mit Leustatin behandelt werden. Wenn bei Ihnen ein positiver Coombs-Test (Test auf Antikörper gegen Fremdeiweiße im Blut) vorliegt, sollte Ihr Blut sorgfältig daraufhin untersucht werden, ob eine Auflösung der roten Blutkörperchen möglich ist.
Wenn Sie vor Behandlung eine hohe Anzahl weißer Blutkörperchen haben, sollten eine Behandlung mit der Substanz Allopurinol und eine angemessene Flüssigkeitszufuhr erwogen werden. Eine möglicherweise durch die Chemotherapie auftretende schwere Nebenwirkung - Stoffwechselveränderungen nach einem Zerfall der Tumorzellen (Tumorlyse-Syndrom) - wird damit gemildert.
Zur Erkennung möglicher Infektionen ist eine regelmäßige Überwachung erforderlich. Im Falle einer Herpesvirus-Infektion sollten Sie umgehend mit Aciclovir behandelt werden.
Um zu entscheiden, ob Sie mit Leustatin behandelt werden können, auch wenn Sie schon fortgeschrittenen Alters sind, sollte Ihr Gesundheitszustand besonders gründlich untersucht werden. Insbesondere Ihr Blutbild und Ihre Leber- und Nierenfunktion sollten überwacht werden.
Sprechen Sie unverzüglich mit Ihrem Arzt oder dem medizinischen Fachpersonal, wenn Sie während oder nach der Behandlung Folgendes bei sich feststellen:
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verschwommenes Sehen, Verlust des Sehvermögens oder Doppeltsehen
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Sprechschwierigkeiten
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Schwäche in einem Arm oder Bein, Veränderungen in Ihrer Gangart oder Gleichgewichtsprobleme
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dauerhaftes Taubheitsgefühl, verminderte Sinnesempfindung oder Verlust der Sinnesempfindung
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Gedächtnisverlust oder Verwirrtheit.
Dies können Symptome einer schweren und potenziell tödlichen Hirnerkrankung sein, die als progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML) bezeichnet wird.
Wenn Sie diese Symptome bereits vor der Behandlung mit Leustatin hatten, teilen Sie Ihrem Arzt jegliche Veränderungen bei Ihren Symptomen mit.
Unterdrückung der Knochenmarkfunktion:
Bei Anwendung von Leustatin müssen Sie mit einer Unterdrückung der Knochenmarkfunktion mit Verminderung bestimmter Zelltypen der weißen Blutkörperchen (Neutropenie), der roten Blutkörperchen (Anämie) und einer Verminderung der Blutplättchenzahl (Thrombozytopenie) rechnen. Diese ist normalerweise rückbildungsfähig und scheint dosisabhängig zu sein. In klinischen Studien nahmen während der ersten zwei Wochen nach Behandlungsbeginn der Haarzell-Leukämie Blutplättchen, spezielle weiße Blutkörperchen (neutrophile Granulozyten) und die Konzentration des roten Blutfarbstoffes (Hb) ab. Eine Normalisierung erfolgte nach 15 Tagen, 5 Wochen bzw.
8 Wochen. Die Unterdrückung der Knochenmarkfunktion durch Leustatin trat besonders im ersten Monat nach Behandlung auf (siehe auch Abschnitt 4. „Welche Nebenwirkungen sind möglich?“). Daher wird eine sorgfältige Überwachung Ihres Blutbildes besonders während der ersten 4 bis
8 Wochen nach Therapiebeginn empfohlen.
Wenn bei Ihnen bereits vor Behandlungsbeginn eine schwere Unterdrückung der Knochenmarkfunktion vorliegt, sollte eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenommen werden, da eine weitere Unterdrückung der Knochenmarkfunktion durch Leustatin nicht ausgeschlossen werden kann.
Aufgrund der ausgedehnten Unterdrückung des Abwehrsystems, die mit dem Einsatz von zytotoxischen Arzneimitteln wie Leustatin verbunden ist, stellt das Auftreten weiterer bösartiger Tumoren ein mögliches Risiko dar. Ursächlicher Blutkrebs ist ebenfalls ein Risikofaktor für das Auftreten dieser Tumoren.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei Patienten mit Haarzell-Leukämie, die mit Leustatin behandelt werden, Prostatakrebs häufiger auftritt als bei Patienten mit Haarzell-Leukämie, die nicht mit Leustatin behandelt werden.
Deshalb sollten Sie nach einer Behandlung mit Leustatin im Hinblick auf das Auftreten von Prostatakrebs sorgfältig überwacht werden.
Nervenschädigung (siehe auch Abschnitt 4. „Welche Nebenwirkungen sind möglich?“):
Bei Patienten, die mit Leustatin in einer vier- bis neunfach höheren Dosierung als für die Haarzell- Leukämie empfohlen, behandelt wurden, wurde über schwerwiegende Schädigungen der Gliedmaßen- Nerven berichtet, die sich als Kribbeln, Pelzigsein, Ameisenlaufen oder Taubheitsgefühl äußern können bis hin zu bleibenden unvollständigen Lähmungen der Gliedmaßen. Untersuchungen ergaben
Hinweise auf eine Entmarkung der Nerven (Demyelinisierung). Das Auftreten schwerwiegender Nervenschädigungen scheint dosisabhängig zu sein, jedoch wurde auch bei der empfohlenen Dosierung selten darüber berichtet. Bei Auftreten von Nervenschädigungen sollte die Therapie verschoben oder beendet werden.
Auswirkungen hoher Leustatin-Dosen (siehe auch Abschnitt 4. „Welche Nebenwirkungen sind möglich?):
Patienten, die auf eine Knochenmarktransplantation vorbereitet wurden und die Leustatin in mehrfach höherer Dosis als für die Therapie der Haarzell-Leukämie empfohlen erhielten, dazu das Arzneimittel Cyclophosphamid und eine Ganzkörperbestrahlung, zeigten Symptome schwerer, bleibender Nervenschädigungen, plötzliches Nierenversagen, eine schwere Unterdrückung der Knochenmarkfunktion oder Magen-Darm-Beschwerden.
Fieber/Infektion:
In klinischen Studien kam es nach Leustatin-Therapie vor allem im ersten Monat nach Therapiebeginn bei 72 % der Patienten zu Fieberreaktionen. In den meisten Fällen ließ sich kein Erreger nachweisen.
Besonders wenn bei Ihnen eine Verminderung bestimmter Typen der weißen Blutkörperchen (Neutropenie) vorliegt, sollten Sie vor allem während des ersten Therapiemonats engmaschig überwacht werden. Bei Fieber sollten gegebenenfalls Antibiotika eingesetzt und der bei Fieber auftretende erhöhte Flüssigkeitsverlust durch entsprechende Flüssigkeitsgaben ausgeglichen werden. Die Fieberursache sollte durch angemessene diagnostische Tests von Ihrem Arzt ermittelt werden. Wenn Sie bereits vor Anwendung von Leustatin an einer bestehenden Infektion leiden, ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich (siehe auch Abschnitt 4. „Welche Nebenwirkungen sind möglich?“).
Folgende Umstände wurden mit einem erhöhten Infektionsrisiko in Verbindung gebracht: eine vorherige Chemotherapie, eine Infektion vor der Behandlung mit Leustatin sowie das Vorliegen bestimmter Leukämiearten (chronisch lymphatische Leukämie oder Non-Hodgkin-Lymphom).
Tumorlyse-Syndrom (Stoffwechselveränderungen, die nach einem Zerfall von Tumorzellen durch Chemotherapie auftreten):
Es wurde selten über Fälle von Tumorlyse-Syndrom bei Patienten mit Tumoren des blutbildenden Systems, die große Tumoren hatten und mit dem Wirkstoff von Leustatin (Cladribin) behandelt wurden, berichtet.
Auswirkungen auf die Leber- und Nierenfunktion:
Bei einigen Patienten, die Leustatin in hohen Dosen erhielten, entwickelte sich ein plötzliches Nierenversagen. Da für die Dosierung bei Patienten mit Einschränkung der Nieren- oder Leberfunktion keine ausreichenden Daten vorliegen, sollte der Einsatz von Leustatin bei diesen Patienten mit Vorsicht erfolgen. Eine Überwachung der Nieren- und Leberfunktion wird insbesondere bei Patienten mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen (Leber- und Niereninsuffizienz) empfohlen. Bei Anzeichen, die auf eine Nierenschädigung hindeuten (nephrotoxische Symptome), sollte die Therapie verschoben oder beendet werden (siehe auch Abschnitt 4. „Welche Nebenwirkungen sind möglich?“).
Laboruntersuchungen:
Um Ihre Knochenmarkfunktion zu überprüfen, sollte bei Ihnen während und nach der Behandlung regelmäßig das Blutbild untersucht werden.
Krebserzeugende oder das Erbgut verändernde Eigenschaften:
Aufgrund nachgewiesener Genveränderungen durch Cladribin können krebserzeugende Eigenschaften von Leustatin nicht ausgeschlossen werden. In Tierversuchen verursachte Cladribin Veränderungen an den Chromosomen.
Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit:
Männer, die mit Leustatin behandelt werden, sollen während der Behandlung und bis 6 Monate nach der Behandlung kein Kind zeugen.
Kinder und Jugendliche
Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit bei Kindern und Jugendlichen ist bisher noch nicht nachgewiesen.
Anwendung von Leustatin zusammen mit anderen Arzneimitteln
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen/anwenden, kürzlich andere Arzneimittel eingenommen/angewendet haben oder beabsichtigen, andere Arzneimittel einzunehmen/anzuwenden.
Bei gleichzeitiger oder nach vorausgehender Anwendung von Arzneimitteln, die eine Unterdrückung der Knochenmarkfunktion hervorrufen können, ist Vorsicht angezeigt. Ebenso, wenn diese oder Arzneimittel, die das Abwehrsystem unterdrücken, im Anschluss an eine Leustatin-Therapie angewendet werden sollen (siehe Abschnitt „Unterdrückung der Knochenmarkfunktion“ unter „Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen“ bzw. Abschnitt 4. „Welche Nebenwirkungen sind möglich?“).
Aufgrund des erhöhten Infektionsrisikos bei einem unterdrückten Abwehrsystem, wie es bei der Behandlung mit Chemotherapie-Arzneimitteln wie Leustatin der Fall ist, sollten Sie keinen abgeschwächten Lebendimpfstoff erhalten.
Aufgrund der ähnlichen Verstoffwechslung von Arzneimitteln, die Wirkstoffe wie Fludarabin oder 2‘-Deoxycoformycin enthalten, kann eine sogenannte Kreuzresistenz auftreten. Von der gleichzeitigen Anwendung dieser Wirkstoffe mit Cladribin wird abgeraten.
Mit Substanzen wie solchen gegen Viruserkrankungen (z. B. Didanosin, Tenofovir, Adefovir), die in den Körperzellen einem ähnlichen Stoffwechsel wie Cladribin unterliegen, sind Wechselwirkungen zu erwarten. Eine gemeinsame Anwendung mit Cladribin wird deshalb nicht empfohlen.
Schwangerschaft, Stillzeit und Fortpflanzungsfähigkeit
Wenn Sie schwanger sind oder stillen, oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie vor der Anwendung dieses Arzneimittels Ihren Arzt oder Apotheker um Rat.
Verhütung bei Männern und Frauen
Leustatin kann das Erbgut schädigen. Männer, die mit Leustatin behandelt werden, sollen während der Behandlung und bis zu 6 Monate nach der Behandlung kein Kind zeugen.
Frauen im gebärfähigem Alter müssen während und bis zu 6 Monate nach der Behandlung mit Leustatin eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.
Da aufgrund von tierexperimentellen Untersuchungen ein negativer Einfluss auf die Spermienbildung nicht ausgeschlossen werden kann, sollten Männer die Familienplanung und auch die Möglichkeit einer Spermienkonservierung mit Ihrem Arzt besprechen.
Schwangerschaft
Frauen sollen nicht schwanger werden, wenn sie mit Leustatin behandelt werden. Leustatin darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, weil Cladribin in
Tierversuchen zu Fehlbildungen geführt hat. Tritt während der Behandlung mit Leustatin eine Schwangerschaft ein, soll eine Schwangerschaftsberatung in Anspruch genommen werden.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Leustatin in die Muttermilch übergeht. Während der Behandlung und bis zu 6 Monate nach Behandlungsende mit Leustatin soll nicht gestillt werden.
Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Aufgrund Ihres gesundheitlichen Zustandes müssen Sie während einer Behandlung mit Leustatin bei Tätigkeiten, die ein normales Wohlbefinden erfordern, Vorsicht walten lassen.
Leustatin enthält Natrium
Dieses Arzneimittel enthält 38,2 mg Natrium (Hauptbestandteil von Kochsalz/Speisesalz) pro Durchstechflasche. Dies entspricht 1,91 % der für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung.