Was ist Schlafmangel?
Schlafstörungen sind in unseren Breitengraden weit verbreitet. Denn dem DAK-Gesundheitsreport von 2017 zufolge schlafen rund 34 Mio. Erwerbstätige Deutsche Einwohner schlecht. Die Analyse von 2,6 Mio. Versicherten durch das IGES Institut in Berlin lieferte die Ergebnisse, wobei eine Schlafstörung im genaueren Kontext mehrfach kategorisiert wird (d.h. mehr als 80 verschiedene Schlafstörungen). Dabei unterscheidet man hauptsächlich zwischen Dauer der Störung (d.h. akut, subakut oder chronisch= also länger als 3 Monate) und organische oder nicht-organische Schlafstörung:
- Insomnien: Dazu gehören Einschlafstörungen, Durschlafstörungen, frühmorgendliches Auswachen und durchgehend nicht-erholsamer Schlaf. Zusätzlich dazu können Müdigkeit, Aufmerksamkeits- oder Gedächtnisprobleme bzw. Kopfschmerzen auftreten. Eine Insomnie zählt zu den häufigsten Arten von Schlafstörungen.
- Hypersomnien: Hier ist, trotz ungestörtem Tag-Nacht-Rhythmus, übermäßige Müdigkeit während des Tages zu verzeichnen.
- Schlafbezogene Atmungsstörungen: Dazu gehören unterschiedliche Formen von Schlafapnoe. Hierbei kann es zum kurzzeitigen, oft unbemerkten, Stoppen der eigenen Atmung kommen.
- Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen: Dabei ist der Schlaf-Rhythmus gestört und kann möglicherweise zu Insomnie führen.
- Parasomnien: Kennzeichen sind episodische Unterbrechungen des Schlafes durch körperliche Ereignisse wie Schlafwandeln, nächtliches Stöhnen oder unbewusste Blasenentleerung während der Schlafphase.
- Schlafbezogene Bewegungsstörungen: Die Schlafunterbrechung wird durch körperliche Bewegung erzeugt. – Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das sogenannte Restless-Legs-Syndrom (englisch für: Syndrom der ruhelosen Beine).
- Isolierte Symptome, Normvarianten, ungelöste Probleme: In diese Kategorie werden alle schlafbezogenen Symptome verzeichnet, welche sich noch nicht eindeutig als „typisch“ oder „krankhaft“ einstufen lassen. Dazu zählen z.B.: Kurzschläfer (d.h. weniger als 5 Std.) oder Schnarchen und Sprechen während der Schlafphase.
- Andere Schlafstörungen: Dazu gehören alle schlafbezogenen Störungen, welche nicht eindeutig in eine andere Kategorie eingeordnet werden können.
Obwohl sich die medizinische Wissenschaft mit Schlaf und schlafbezogene Störungen weitreichend beschäftigt, sind Studien, in denen die Auswirkung der Beschränkung von Schlaf auf den Blutdruck analysiert werden, meistens durch kürzere Studiendauer, starker Schlafbeschränkung und nicht ausreichende Beachtung der psychischen Belastung als möglicher Vermittler, begrenzt.
Beschränkten Schlaf analysieren:
Die im Jahre 2020, in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift American Heart Journal, publizierte Studie untersuchte die ausgestellte Hypothese, dass eine chronische Schlafbeschränkung bei Frauen möglicherweise zu einem erhöhten kardio-metabolischen Risiko führen kann. Die Forscher haben erwartet, dass ein ungesunder Lebensstil, Adipositas-Risiko, Blutdruck und Glukoseintoleranz in Relation zu Schlafentzug zunimmt – besonders bei Frauen vor der Menopause.
Die randomisierte, Crossover (d.h. vergleichende Überkreuzstudie), ambulante Schlafbeschränkungs-Studie bestand aus zwei Phasen mit jeweils 6 Wochen Länge und zusätzlicher 6-wöchiger Auswaschzeit zwischen den Abschnitten. Die Schlafdauer in jeder Phase entsprach der jeweiligen regulären Bett- und Wachzeit der StudienteilnehmerInnen während der gewöhnlichen Schlafphase (GS-Phase) und 1,5 Stunden weniger in der Schlafbeschränkungs-Phase (kurz: SB-Phase). Während der GS-Phase sollten die TeilnehmerInnen die reguläre Routine befolgen. In der SB-Phase sollte die Weckzeit konstant gehalten werden – die Schlafenszeit jedoch nach hinten verschoben werden.
Eine Gemeinde-basierende Kohorte mit 237 Frauen im durchschnittlichen Alter von 34 Jahren wurde neben einer randomisierten Crossover Interventionsstudie an 41 Frauen im mittleren Alter von 30 Jahren zusammengestellt, um die Folgen von Schlafbeschränkung auf den Blutdruck zu bestimmen. Während die Kohorten-Gruppe in Bezug auf Assoziationen zwischen Schlaf und psychosozialen Faktoren analysiert wurde, maß man in der Interventions-Gruppe den Blutdruck wöchentlich. Auch psychologische Faktoren wurden zu Studienbeginn und am Endpunkt analysiert.
Ernüchternde Ergebnisse:
In der Kohorten-Gruppe konnten höher wahrgenommener Stress, stressige Vorfälle und niedrigere Belastbarkeit mit kürzerem Schlaf, schlechterer Schlafqualität und größere Insomnie-Symptomen in Verbindung gebracht werden. In der Interventionsgruppe war der Blutdruck nach einer Schlafbeschränkungs-Phase höher als nach einer gewöhnlichen Schlafphase. Die Psychologische Belastung jedoch war von der wöchentlichen Gesamt-Schlafzeit nicht betroffen und konnte nicht auf den Blutdruck in der Schlafbeschränkungs-Phase Einfluss zeigen. Außerdem wurde in der Studie auch ein bestimmter Proteinkomplex (NF-κB) gemessen, welcher ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Entzündungen ist. Die Ergebnisse zeigten dabei, dass eine geringe Schlafqualität, Insomnie und längere Einschlaf-Dauer mit einer erhöhten Aktivierung dieses Proteinkomplexes in Zusammenhang stehen.
Fazit:
Der Studie zufolge legen die Ergebnisse nahe, dass eine Schlafbeschränkung bzw. häufige aber meistens vernachlässigte Schlafstörungen wie schlechte Schlafqualität und Insomnie mit erhöhtem Blutdruck und Gefäßentzündungen in Verbindung gebracht werden könnten.
Eine sekundäre Studienanalyse hat außerdem erforscht, dass Frauen, die ihre täglichen Schlafenszeiten weniger oft änderten, ohne dabei die Schlafdauer zu ändern, weniger Fettgewebe im Vergleich zu Frauen aufwiesen, die ihre Schlafzeiten häufiger änderten. Dadurch könnte laut Analyse ein konstanter Schlafrhythmus, ohne dabei die Schlafdauer zu verändern, möglicherweise die kardiometabolische Gesundheit verbessern, indem Adipositas und Entzündungen verringert werden würden. Die Studien zeigen auf jeden Fall neue Einblicke in die Wechselwirkung von Schlaf und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit bei Frauen, weswegen ein regelmäßiges Schlafmuster nicht vernachlässigt werden sollte.