Wie wirkt Cannabis?
Cannabis gehört zu den sogenannten Hanfgewächsen, wobei die berauschende Wirkung hauptsächlich aus dem THC (d.h. Delta-9-Tetrahydrocannabinol) zurückzuführen ist. THC besitzt einen psychotropen Effekt und kann dadurch das zentrale Nervensystem und Psyche beeinflussen. Verwendet werden die getrockneten Blüten und blütennahen Blätter der weiblichen Cannabis Pflanze (d.h. Cannabis sativa). Weitere Untersuchgen deuten darauf hin, dass Cannabinoide den Botenstoff Gonadoliberin, welcher im Hypothalamus gebildet wird, bei der Freisetzung hemmen kann. Dieser ist unter anderem an der Aufnahmefähigkeit der menschlichen Gebärmutter und der Einnistung beteiligt. Epidemiologische Forschungen zu dem Thema Cannabis und Fortpflanzung haben sich bis heute zum größten Teil auf die Auswirkungen auf Neugeborene fokussiert.
Daher untersuchte die aktuelle amerikanische Studie den Zusammenhang von Cannabiskonsum während der sensiblen Phase der Schwangerschaft (d.h. in der Embryogenese und frühe Fetalperiode), inklusive vor der Konzeption (d.h. vor dem Versuch der Schwangerschaft) und Frühschwangerschaft, mit der Fruchtbarkeit, Lebendgeburt und Schwangerschaftsverlust. Der Konsum wurde mit Hilfe von Urinwerten zu mehreren Zeitpunkten inklusive Selbstberichten ermittelt. Auch eine mögliche Korrelation mit Fortpflanzungshormonen und dem Eisprung wurde analysiert.
Hinweis: Verglichen mit Europa, gelten zurzeit in den USA andere rechtliche Grundlagen für den Cannabiskonsum.
Die prospektive Kohortenstudie verzeichnete 1228 Frauen, die im Zeitraum vom Jahr 2006 bis 2012 bis zu sechs Zyklen lang während der Konzeption und der gesamten Schwangerschaft (falls sie schwanger wurden) begleitet wurden.
Prospektive Analyse:
Dabei analysierten die Forscher die Ergebnisse der EAGeR Studie (d.h. Effects of Aspirin in Gestation and Reproduction), einer multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Studie. Diese untersuchte niedrige Aspirin-Dosierungen vor der Konzeptionsphase im Jahr 2006-2012. Teilnehmerinnen waren 18 bis 40 Jahre alt, versuchten aktiv schwanger zu werden und besaßen ein bis zwei Schwangerschaftsverluste. Ausschlusskriterien der Studie waren Alkohol- bzw. illegaler Missbrauch von Drogen, selbst gemeldete beträchtliche psychiatrische Diagnose inklusive bipolarer Erkrankung, Schizophrenie, unkontrollierte Depression, Angststörung und eine Diagnose von Unfruchtbarkeit.
Dabei wurde der Cannabiskonsum vor dem Empfängnis gemessen, zusätzlich zu THC-Werten im Urin während der Schwangerschaft und in der frühen Schwangerschaftsphase: zu Beginn, nach einem halben Jahr Nachbeobachtungszeit oder am Anfang des Empfängniszyklus und in der 4. Und 8. Woche der Schwangerschaft.
Das Hormon hCG (d.h. humanes Choriongonadotropin), welches im Verlauf einer Schwangerschaft gebildet wird und bedeutend für die Aufrechthaltung der Schwangerschaft ist, wurde in der Studie prospektiv (d.h. vorausschauend) gemessen – zusätzlich zu der Inzident von Lebendgeburten und Verlusten.
Besteht ein Zusammenhang?
Laut Urinmessungen und Selbstberichten betrug der Cannabiskonsum vor dem Schwangerschaftsversuch 5%. Insgesamt 1,3% der Frauen konsumierten Cannabis während den ersten 8 Wochen der Schwangerschaft (laut Urinmessung). Die Gruppe mit Cannabiskonsum vor der Konzeption vermerkten eine reduzierte Chance auf Schwangerschaft von 41% in jedem Monatszyklus, verglichen mit den Nichtkonsumenten – obwohl die Häufigkeit von Geschlechtsverkehr pro Zyklus höher war als in der Kontrollgruppe. 42% der TeilnehmerInnen, welche zu irgendeinem Zeitpunkt vor der Empfängnis konsumierten, wurden schwanger – rund 66% der Frauen, welche nicht konsumierte, verzeichneten eine Schwangerschaft.
Dabei wurden keine Korrelationen zwischen Konsum vor dem Schwangerschaftsversuch und Schwangerschaftsverlust verzeichnet. Aufgrund der kleinen Stichprobe konnten die Forscher jedoch keinen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum während dem Beginn einer Schwangerschaft und Schwangerschaftsverlust bemessen.
Fazit:
Cannabiskonsum vor der Konzeption war laut Studienergebnissen mit einer geringeren Fruchtbarkeit bei Frauen mit vorigen Schwangerschaftsverlusten und erhöhter Häufigkeit von Geschlechtsverkehr mit dem Ziel einer Schwangerschaft in Verbindung gesetzt. Aufgrund der geringen Anzahl von Konsumenten in der Studie bestanden nur begrenzte Möglichkeiten auch Rückschlüsse für Lebendgeburten und Schwangerschaftsverluste zu ziehen.
Die Analyse liefert einen möglichen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und potenziellen Risiken für die Fruchtbarkeit bei Frauen mit einer Vorgeschichte von Schwangerschaftsverlusten. Dabei wird die Notwendigkeit für weitere pränatale Studien zum Thema Cannabiskonsum und Schwangerschaft noch stärker untermauert.