Was Amsidyl enthält
Der Wirkstoff ist Amsacrin. 1 Durchstechflasche mit 1,5 ml Konzentrat für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 75 mg (50 mg / ml) Amsacrin.
Die sonstigen Bestandteile sind:
1 Durchstechflasche mit 1,5 ml Konzentrat für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 1,3595 g N,N-Dimethylacetamid. 1 Durchstechflasche mit 13,5 ml Lösungsmittel enthält 42,93 mg (S)-Milchsäure, Wasser für Injektionszwecke.
Wie Amsidyl aussieht und Inhalt der Packung
Bei dem Amsidyl-Konzentrat handelt es sich um eine klare, orangefarbene Lösung in einer 2R DURCHSTECHFLASCHE aus farblosem Typ-1-Glas. Bei dem Lösungsmittel handelt es sich um eine klare, farblose Lösung in einer 20-ml-Durchstechflasche aus farblosem Typ-1-Glas.
Amsidyl gibt es in Packungen mit 6 DURCHSTECHFLASCHE Konzentrat für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung und 6 Durchstechflaschen Lösungsmittel (N1).
Pharmazeutischer Unternehmer und Hersteller
Eurocept International BV Trapgans 5
1244 RL Ankeveen Niederlande
Diese Gebrauchsinformation wurde zuletzt überarbeitet im Aug 2019.
Die folgenden Informationen sind nur für Ärzte bzw. medizinisches Fachpersonal bestimmt:
Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere antineoplastische Mittel
ATC-Code: L01XX01
Nach den derzeit vorliegenden Erkenntnissen beruhen die zytotoxischen Eigenschaften von Amsacrin auf:
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Interkalation in die DNA, woraus resultiert,
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dass die DNA nicht als Matrize für die Polymeraseprimer dient, wodurch die DNA- Synthese gehemmt wird;
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dass sich Dreierkomplexe mit der DNA und Nuklease bilden, wodurch DNA-Brüche auftreten;
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dass es zu Chromosomenaberrationen und falschen Chromosomenteilungen kommt.
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Modifikation der Zellmembran durch Interaktion mit Thiolgruppen der Membranproteine.
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Hemmung der Topoisomerase II.
Amsacrin ist "zellzyklusphasen-spezifisch", d. h., die Zellen, die eine Zellteilung durchlaufen, sind empfindlicher als ruhende Zellen.
Die Zytotoxizität ist am höchsten bei Zellen in der S-Phase und in der frühen G2-Phase, obgleich andere Stadien auch empfindlich sind. Im Gegensatz zu den Antimetaboliten, wie z. B. Cytosinarabinosid, die nur in einer Phase des Zellzyklus wirken, ist Amsacrin in den meisten oder in allen Phasen wirksam, und eine einzige In-vivo-Dosis kann 99 % oder mehr der im Zyklus befindlichen Zellen abtöten.
Die Zellen, die sich während der Amsacrin-Einwirkung gerade in der G1-Phase befinden oder in der G1-Phase verharren, sprechen am schlechtesten auf die zytotoxische Wirkung von Amsacrin an und können am ehesten überleben. Die Zellzyklusphasen-Selektivität von Amsacrin ist genau komplementär zur Selektivität ionisierender Strahlen oder radiomimetischer Substanzen.
Präklinische Daten zur Sicherheit
Studien zur akuten Toxizität wurden an Mäusen und Hunden durchgeführt. Die LD50 für Mäuse betrug nach i. v.-Gabe ca. 33 bis 38 mg / kg (100 bis 115 mg / m²), nach intragastraler Applikation ca. 270 mg / kg (810 mg / m²). Die höchste nicht toxische i. v.- Dosis beim Hund entsprach 0,8 mg / kg (16 mg / m²), die letale i. v. Dosis 6 mg / kg (125 mg / m²).
Histopathologische Veränderungen wurden vornehmlich an der Leber, am Knochenmark, am lymphatischen Gewebe und am Gastrointestinaltrakt gesehen, klinisch kam es zu Asthenie, Dyspnoe, Konvulsionen, Emesis, Anorexie, Meläna und Lethargie.
Ratten, die 3-mal wöchentlich 0,06 bis 8 mg / kg Amsacrin (i. p.) über 8 Wochen erhielten, zeigten ab 1 mg / kg (5,9 mg / m²) toxische Symptome wie Diarrhö, Asthenie, raues Haarkleid und Chromodakryorrhö. Histopathologisch wurden vornehmlich Knochenmarkaplasien und degenerative Hodenveränderungen gesehen. Bei 5-tägiger Amsacrin-Applikation i. v. lag die höchste nicht toxische Gesamtdosis für Hunde bei
0,5 mg / kg (9,5 mg / m²) und die letale i. v.-Dosis bei 4 mg / kg (78 mg / m²). Durch Verteilung der Gesamtdosis von 4 mg / kg auf 10 Behandlungstage mit je 7,8 mg / m², ließ sich eine Abschwächung der Toxizität erreichen. Ab der letalen Dosis zeigten sich als
toxische Symptome Anorexie, Adipsie, Emesis und steifer Gang; reversible hämatologische Veränderungen sowie Leberenzymanstiege wurden bereits bei niedrigeren Dosen beobachtet.
Beim Affen betrug die höchste nicht toxische i. v.-Dosis 1,6 mg / kg (19,5 mg / m² entsprechend 5 x 3,9 mg / m²) und die letale Dosis 52 mg / kg (624 mg / m²). Hämatologisch zeigten sich Leukozytopenien, Neutrophilie und Erythrozytopenien, histologisch Knochenmark- und Lymphgewebshypoplasien, Hepatozytenschwellungen sowie fokale Nekrosen an Milz, Thymus und Lymphknoten.
Die lokale Verträglichkeit wurde an Meerschweinchen und Kaninchen untersucht. Nach subkutaner und intramuskulärer Injektion zeigten sich Ödeme, Nekrosen, Zellinfiltrate, Fibroplasien und Hämorrhagien.
Die Teratogenitätsstudien an Ratten ergaben reduzierte Wurfgrößen, fetale Gewichtsreduktionen und Anomalien wie Augendefekte, Lippen- / Gaumenspalten, Meningozelen und Hydrozephalus.
Im Ames-Test erwies sich Amsacrin als mutagen. Ebenso wurden mit Amsacrin eine Abnahme des Mitose-Index, Chromosomenaberrationen und verfrühte Chromosomenkondensationen beobachtet.
Zur Untersuchung auf Kanzerogenität liegt eine Langzeitstudie an Ratten vor. Dabei kam es ab 1 bis 3 mg / kg Amsacrin zum Anstieg der Tumorrate in Dünndarm, Mamma, Haut und Uterus.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Amsacrin zeigt eine starke Bindung an Plasma- und Gewebsproteine und entsprechend eine gute Verteilung im Körper – Gehirn und zerebrospinaler Liquor ausgenommen.
Verteilungsvolumen: 1,67 l / kg
Proteinbindung: >95 %
Untersuchungen zur Verteilung von Amsacrin bei Patienten mit verschiedenen Tumoren zeigten, dass Amsacrin in allen Tumorproben nachweisbar war. Das Verhältnis Tumor- zu Plasmakonzentration schwankte zwischen 200 % bis 486 % (obgleich diese Proben nicht im Steady State erhalten wurden).
Wie einige andere modifizierte Acridine bindet auch Amsacrin an Melanin; Substanzanreicherungen wurden in B16-Melanomzellen der Maus und in menschlichen Melanomtumoren gemessen.
Auf zellulärer Ebene wird die größte Wirkstoffkonzentration in den Zellkernen festgestellt, gefolgt von den Mikrosomen, den Melanosomen und schließlich den Mitochondrien.
Nach intravenöser Applikation wird Amsacrin in der Leber metabolisiert und rasch aus dem Plasma eliminiert. Der biologische Abbau ist auf zwei unterschiedlichen Wegen möglich:
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Der Hauptabbauweg vollzieht sich in der Leber, wo das oxidierte Chinoniminderivat von Amsacrin, katalysiert durch Glutathiontransferase, mit Glutathion konjugiert wird. Das Abbauprodukt wird biliär eliminiert.
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Amsacrin wird ferner durch nicht enzymatischen Angriff auf das 9-Kohlenstoffatom des Acridin-Kerns durch endogene Thiole inaktiviert. Die Methansulfonanilid-Seitenkette kann durch Nukleophile ersetzt werden, wobei dann 9-Thioacridin- oder 9-Aminoacridin- Derivate entstehen.
Wenn diese "thiolytische Spaltung" von Amsacrin durch Thiolgruppen mit niedrigem Molekulargewicht erfolgt, wird das Abbauprodukt im Urin und in der Galle ausgeschieden. Wenn jedoch der Angriff durch an Proteine gebundene Thiolgruppen erfolgt, kann sich ein stabiler Protein-Acridin-Komplex bilden, der die Retention des Acridin-Anteils im Plasma und im Gewebe verlängern kann. (Es wird vermutet, dass ein Teil der zytotoxischen Wirkung von Amsacrin auf seiner Wechselwirkung mit den Thiolgruppen der Zellmembranproteine beruht.)
Die Pharmakokinetik von Amsacrin wurde sowohl nach einmaliger Gabe als auch nach 5- tägiger Gabe untersucht. Die übereinstimmenden Kurvenverläufe weisen darauf hin, dass keine enzymatische Selbstinduktion stattfindet.
Die Plasmakonzentrationszeitprofile von Amsacrin (gemessen mit HPLC) beim Menschen können am besten mit einem offenen Dreikompartimentmodell beschrieben werden. Es ergeben sich folgende Halbwertszeiten:
Halbwertszeiten:
t½ =
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4,0 min
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initiale Anflutung
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t½ =
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1,3 h
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Verteilungsphase
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t½ =
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6,3 h
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Eliminationshalbwertszeit
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Bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen wurden verlängerte Eliminationshalbwertszeiten festgestellt. Auch war bei zwei dieser Patienten die Gesamtkörperclearance auf weniger als 50 % des Normwertes reduziert. Aufgrund dieser Ergebnisse wird bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen eine Dosisreduzierung für Amsacrin empfohlen.
Untersuchungen an einem Patienten zeigten, dass die renale Clearance minimal ist und nur ungefähr 3,2 % der gesamten Körperclearance beträgt. Sie folgt einer Kinetik erster Ordnung mit, wenn überhaupt, geringer aktiver tubulärer Sekretion oder aktiver Tubulusrückresorption. Dennoch wurde festgestellt, dass das zentrale Kompartiment-Verteilungsvolumen bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion vermindert ist, was auf eine Verdrängung von Amsacrin aus den Gewebebindungsstellen hindeutet. Dies kann in Zusammenhang mit der Tatsache stehen, dass eine Niereninsuffizienz eine Veränderung der Plasmaproteine bewirkt und aufgrund dessen die Bildung stabiler Protein-Acridin-Komplexe, welche die Retention des Acridin-Anteils im Plasma und Gewebe verlängern, reduziert sein kann. Die Niereninsuffizienz vermag die Acridin-Penetration ins Tumorgewebe zu ändern, und Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen sollten genau auf Veränderungen bezüglich des Dosis-Wirkungs- oder Dosis-Toxizitäts-Verhältnisses hin beobachtet werden; die Dosis sollte reduziert werden, wenn es der klinische Zustand des Patienten erfordert.
Der maximale Amsacrin-Plasmaspiegel nach einer intravenösen Dosis von 120 mg / m² betrug 5,5 µg / ml. Es gab keine Anzeichen für eine Akkumulation nach fünf aufeinander folgenden Dosen von 30 mg / m² / Tag.
Bei normaler Leber- und Nierenfunktion werden beim Menschen im Urin 20 % der verabreichten Substanz (frei und metabolisiert) innerhalb der ersten 8 Stunden und insgesamt 42 % innerhalb von 72 Stunden ausgeschieden.
Exakte Daten über die fäkale Ausscheidung von Amsacrin beim Menschen lassen sich nur schwer erhalten, da Krebspatienten oft an einer (häufig narkotikabedingten) Obstipation leiden.
Die Gesamtkörperclearance beim Menschen beträgt für Amsacrin ca. 210 ml / min / m².
Bioverfügbarkeit
Die Bioverfügbarkeit einer i. v.-applizierten Substanz beträgt per definitionem 100 %.
Zulassungsnummer
5361.00.00
Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
06.08.1985 / 21.05.2002
Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig.