Was genau ist Akne?
Akne gilt mit etwa 54% der Frauen und 40% der Männer über 25 Jahren als die häufigste Hauterkrankung weltweit. Bei Jugendlichen tritt Akne vor allem während der Pubertät auf. Da die Hauterkrankung in verschiedensten Ausprägungen auftreten kann, gibt es keine genaue Definition von Akne. Meistens kommt es zur Entwicklung von Pickeln, Pusteln und Mitessen im Gesichtsbereich der Betroffenen – hauptsächlich am Kinn und Stirn.
Dabei ist Acne vulgaris (d.h. gewöhnliche Akne) die weitverbreitetste Form dieser Hauterkrankung. Der Auslöser für diese Ausprägung ist hormonelle Veränderungen während der Pubertät bei Jugendlichen, wobei Männer meistens stärker betroffen sind als Frauen.
Die gewöhnliche Akne wird je nach Schweregrad in drei Unterformen unterteilt:
- Acne comedonica: Als leichteste Krankheitsform betrifft sie nur den Gesichtsbereich. Dabei können sich die vorhandenen Mitesser entzünden, falls sie ausgedrückt werden.
- Acne papulopustulosa: Diese Unterform zeichnet sich durch Mitesser und entzündete Pickel im Bereich des Gesichtes und Rücken aus.
- Acne conglobata: Als schwerste Form der Hauterkrankung können sich hier aus den Pickeln Knoten bilden, die nach der Abheilung ersichtliche Narben auf der Haut zurücklassen.
Spironolacton:
Neben der üblichen Anwendungsart als kaliumspendendes Diuretikum (d.h. verstärkt Harnerzeugung in den Nieren) bei Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck, wird Spironolacton aufgrund seiner antiandrogen Wirkung (d.h. hemmen die männlichen Sexualhormone) in der Dermatologie häufig zur Behandlung von Acne vulgaris bei Frauen verwendet. Jüngere Untersuchungen zu Spironolacton konnten vielversprechende Ergebnisse für die Akne-Anwendung bei erwachsenen Frauen zeigen. Es fehlen jedoch Studien, in welchen die Wirkung des harntreibenden Wirkstoffs bei pädiatrischen Patienten untersucht wird. Nun hat ein Team der US-amerikanischen Mayo Clinic, einer Non-Profit-Organisation, die Daten der Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit von Spironolacton zur Behandlung von Akne bei weiblichen Jugendlichen in der retrospektive analysiert.
Retrospektive Untersuchung:
Diese Überprüfung wurde in der Mayo Clinic in Minnesota im Zeitraum von 2007 bis 2017 durchgeführt. Dabei wurden mithilfe elektronischer Unterlagen, Patienten unter 21 Jahren identifiziert, die in der Mayo Clinic behandelt wurden. Die Einflusskriterien für die Untersuchung waren: Weibliche Patientinnen mit einer vom Dermatologen bestätigten Akne-Diagnose, mindestens 3 Monate lange Spironolacton-Behandlung und eine Nachuntersuchung in der Hausklinik mindestens 3 Monate nach Beginn dieser Therapie. Die Gesundheitsakten wurden manuell überprüft, um die Patientenmerkmale, das klinische Erscheinungsbild, die Behandlung und das Ansprechen auf diese Therapie genau zu evaluieren.
Das Therapieansprechen jeder Patientin wurde durch Eindrücke des behandelnden Dermatologen bei der Nachuntersuchung in der Retrospektive in folgenden Gruppen bewertet:
- Vollständiges Ansprechen: mindestens 90% Verbesserung
- Teilweise Reaktion: Verbesserung von weniger, gleich oder mehr als 50%
- Keine Antwort: keine Verbesserung
Die Reaktionszeit wurde dafür sowohl durch den behandelnden Arzt als auch durch die Beurteilung der Akne durch die Patienten selbst bestimmt. Dabei wurde das europäische Klassifizierungssystem mit vier Schweregraden verwendet: Acne comedonica, leichte bis mittelschwere Acne papulopustulosa, mittelschwere knotige Acne papulopustulosa und Acne conglobata.
93,8 % der Probandinnen hatten zuvor nicht auf andere Akne-Therapien angesprochen. Mehrere Patientinnen hatten eine gleichzeitige Doppeltherapie mit oralen Antibiotika, orale Verhütungspillen oder eine Kombination dieser Behandlungen.
Resultate besser als bei Erwachsenen?
In einer Gruppe von 80 jugendlichen Patientinnen mit einem medianen Alter von 19 Jahren (im Bereich von 14 bis 20 Jahren), zeigten 64 der Patientinnen, rund 80 %, eine Verbesserung der Akne bei einer Behandlung mit Spironolacton (durchschnittliche Dosis von 100 mg täglich). 22,5 % davon zeigte ein vollständiges Ansprechen, 58,8 % verzeichnete entweder eine vollständige oder teilweise Reaktion von mehr als 50%. Genau 21,3 % der Patientinnen hatte eine teilweise Antwort von weniger als 50 %, während 20 % keine Reaktion zeigten. Erste und maximale Antworten wurden nach durchschnittlich 3 bzw. 5 Monaten beobachtet, wobei die Patientinnen eine Spironolacton-Behandlung über einen mittleren Zeitraum von 7 Monaten mit begrenzten Nebenwirkungen erhielten.
Der jugendliche Anteil, welcher bei gleicher Dosis vollständig auf die Therapie ansprach, war im Vergleich zu den zuvor publizierten Untersuchungsergebnissen bei erwachsenen Frauen mit 22,5 % zu 66,1 % viel höher. Auch die Rate der Nebenwirkungen (10,4 % zu 3,8 %) war unter den Jugendlichen geringer als bei den Erwachsenen. Dieser Unterschied könnte eventuell aufgrund kürzerer Dauer der Behandlung erklärt werden, da Erwachsene im Durchschnitt 13 Monate lang Spironolacton einnahmen - Jugendliche hingegen nur 7 Monate. Laut Studie sind Verbesserungen der Symptome oft erst nach mehreren Monaten sichtbar, wodurch es möglicherweise zu einem zu frühen Therapieabbruch durch die Patientinnen gekommen war.
Fazit:
Laut Ergebnissen der Untersuchung zeigte Spironolacton Wirksamkeit bei der Behandlung von Akne bei jugendlichen Frauen und ist bei diesen Patienten möglicherweise eine sichere Alternative zu oralen Antibiotika. Jedenfalls sind weitere prospektive Untersuchungen nötig, um die Wirkung dieses Wirkstoffes besser zu analysieren. Da mehrere Patientinnen in dieser Studie zusätzlich zu Spironolacton mit weiteren Arzneimitteln behandelt wurden, würde eine reine Spironolacton-Therapie auch eventuell genauere Ergebnisse zur Wirksamkeit liefern können.
Wirkstoffe: