Progesteron

Progesteron

Grundlagen

Progesteron ist ein Hormon, das natĂŒrlicherweise bei Frauen vorkommt und fĂŒr die EmpfĂ€nglichkeit der GebĂ€rmutterschleimhaut, die Einnistung des Embryos und den erfolgreichen Eintritt einer Schwangerschaft unerlĂ€sslich ist. Eine niedrige Progesteronkonzentration oder eine unzureichende Reaktion auf Progesteron kann zu Unfruchtbarkeit und Schwangerschaftsverlust fĂŒhren. Progesteron wird in verschiedenen empfĂ€ngnisverhĂŒtenden PrĂ€paraten zur Verhinderung des Eisprungs und der Befruchtung sowie in anderen Formulierungen zur Förderung und UnterstĂŒtzung der Schwangerschaft eingesetzt. Es wird meist als Lösung zur parenteralen Anwendung oder in Form einer Kapsel verabreicht.

Medikamente mit Progesteron

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
UtrogestanÂź Progesteron Vifor (International) Inc.
ProgestogelÂź Progesteron Vifor (International) Inc.
CrinoneÂź 8% Progesteron Merck (Schweiz) AG
ProlutexÂź 25 mg Progesteron IBSA Institut Biochimique SA

Wirkung

Pharmakodynamik

Progesteron bindet und aktiviert seinen nukleÀren Rezeptor, PR, der eine wichtige Rolle bei der Signalisierung von Reizen spielt, die die GebÀrmutterschleimhaut wÀhrend ihrer Vorbereitung auf die Schwangerschaft aufrechterhalten. Der Progesteronrezeptor ist ein Mitglied der Familie der ligandenabhÀngigen Transkriptionsfaktoren des nukleÀren/steroidalen Hormonrezeptors, der vor allem im weiblichen Fortpflanzungsgewebe sowie im Zentralnervensystem exprimiert wird. Infolge seiner Bindung an das mit ihm assoziierte Steroidhormon Progesteron moduliert der Progesteronrezeptor die Expression von Genen, die die Entwicklung, Differenzierung und Proliferation von Zielgeweben regulieren. Beim Menschen wird PR in den Stromazellen (Bindegewebszellen) wÀhrend der Sekretionsphase und wÀhrend der Schwangerschaft stark exprimiert.

Progesteron kann eine Schwangerschaft verhindern, indem es die Konsistenz des Zervixschleims so verĂ€ndert, dass er fĂŒr das Eindringen der Spermien ungĂŒnstig ist, und indem es das follikelstimulierende Hormon (FSH) hemmt, das normalerweise den Eisprung bewirkt. Bei einwandfreier Anwendung liegt die Versagerrate im ersten Jahr bei oralen Kontrazeptiva mit Gestagen allein bei etwa 0,5%. Die typische Misserfolgsrate wird jedoch auf ca. 5% geschĂ€tzt, was auf verspĂ€tete oder verpasste Pillen zurĂŒckzufĂŒhren ist.

Pharmakokinetik

Progesteron liegt zu 96%-99% an Serumproteine gebunden vor, hauptsĂ€chlich an Serumalbumin (50%-54%) und Transcortin (43%-48%). Progesteron wird hauptsĂ€chlich von der Leber verstoffwechselt. Nach oraler Verabreichung sind die wichtigsten Plasmametaboliten, die gefunden wurden, 20 a-Hydroxy-Δ4 a-Prenolon und 5 a-Dihydroprogesteron. Progesteron-Metaboliten werden hauptsĂ€chlich ĂŒber die Nieren ausgeschieden.

Wechselwirkungen

Da es sich bei Progesteron um ein natĂŒrlich vorkommendes Hormon handelt, ist nicht mit Wechselwirkungen zu rechnen.

ToxizitÀt

Es sollten nur Formen von Progesteron verwendet werden, die auf der Produktkennzeichnung fĂŒr Schwangere angegeben sind. Einige Formen von Progesteron sollten in der Schwangerschaft nicht verwendet werden.

Progesteron in hohen Dosen ist ein AntifertilitÀtsprÀparat, und es ist zu erwarten, dass hohe Dosen die Fruchtbarkeit bis zum Ende der Schwangerschaft beeintrÀchtigen. Das Progesteron-Kontrazeptivum sollte wÀhrend der Schwangerschaft nicht angewendet werden.

Es hat sich gezeigt, dass Progesteron bei Tieren die Bildung von Tumoren der Eierstöcke, der GebĂ€rmutter, der Brust und des Genitaltrakts induziert oder fördert. Diese Erkenntnisse lassen sich jedoch nur bedingt auf den Menschen ĂŒbertragen. 

Progesteron kann in die Muttermilch ĂŒbertreten und sollte deshalb nicht in der Stillzeit eingenommen werden.

Toxikologische Daten

LD50 (Ratte, intraperitoneal): 327 mg/kg-1

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code G03DA04, G03DD01
Summenformel C21H30O2
Molare Masse (g·mol−1) 314,47
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt (°C) 127–131
PKS Wert 18.92, -4.8
CAS-Nummer 57-83-0
PUB-Nummer 5994
Drugbank ID DB00396

Quellenangaben

Redaktionelle GrundsÀtze

Alle fĂŒr den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprĂŒften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter UniversitĂ€ten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Markus FalkenstÀtter, BSc

Markus FalkenstÀtter, BSc
Autor

Markus FalkenstÀtter ist Autor zu pharmazeutischen Themen in der Medizin-Redaktion von Medikamio. Er befindet sich im letzten Semester seines Pharmaziestudiums an der UniversitÀt Wien und liebt das wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Naturwissenschaften.

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer
Lektor

Stefanie Lehenauer ist seit 2020 freie Autorin bei Medikamio und studierte Pharmazie an der UniversitÀt Wien. Sie arbeitet als Apothekerin in Wien und ihre Leidenschaft sind pflanzliche Arzneimittel und deren Wirkung.

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