Grundlagen
Mifepriston ist ein Progesteron-Rezeptor-Blocker, der zum medikamentösen Abbruch einer Schwangerschaft eingesetzt wird. Der Wirkstoff hemmt die Effekte des Schwangerschaftshormons Progesteron. Dadurch löst sich die Gebärmutterschleimhaut ab und durch die darauffolgende Einnahme eines Prostaglandins (Misoprostol) nach 48 Stunden wird eine künstliche Fehlgeburt ausgelöst.
In Tablettenform unter dem Handelsnamen Mifegyne® ist Mifepriston seit 1998 in Frankreich, seit 1991 in Großbritannien, seit 1992 in Deutschland und Schweden und seit 1999 im Großteil anderer europäischer Länder zugelassen.
Das Arzneimittel ist während der gesamten Schwangerschaft wirksam, darf aber nur bis zum 49. Tag bzw. 7. Woche und 63. Tag bzw. 9. Woche (in Schweden und Großbritannien) nach Einsetzen der letzten Regelblutung auf Verschreibung und unter Aufsicht eines behandelnden Arztes eingenommen werden. In medizinischen Ausnahmefällen, wie zur Vorbereitung eines chirurgischen Schwangerschaftsabbruchs oder zur Weheneinleitung nach einem frühzeitigen fetalen Tod, ist Mifepriston auch zu späteren Zeitpunkten zugelassen. Aufgrund der Muttermund-öffnenden Eigenschaften wird das Medikament auch bei nicht schwangeren Frauen vor manchen gynäkologischen Eingriffen angewendet.
Neben dem Progesteron-Rezeptor hemmt Mifepriston auch die Aktivität des Glukokortikoid-Rezeptors und wird daher auch zur Behandlung von Hyperkortisolismus (Cortisol-Überschuss) bzw. eines Cushing-Syndroms (mit Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes mellitus oder Glukoseintoleranz) eingesetzt.