Probiotika definiert:
Probiotika sind Zubereitungen, die möglicherweise gesundheitswirkende lebende Mikroorganismen wie zum Beispiel Hefen oder Milchsäurebakterien (d.h. Bestandteil der menschlichen Darmflora) enthalten sollen. Dabei sind Probiotika sowohl als Nahrungeergänzungsmittel als auch Arzneimittel am Markt verfügbar. Aufgrund noch fehlender großflächiger, klinischer Studien werden in medizinischen Leitlinien daher meistens mehr „Kann“- als „Soll“-Empfehlungen vorgegeben.
Jedoch existieren evidenzbasierte Untersuchungen, welche festhalten, dass bestimmte Probiotika bei Krankheiten wie Reizdarm-Syndrom, Antibiotika-assoziiertes Diarrhö und einigen Darmerkrankungen positive Wirkungen erzielt haben.
Evidenz einer positiven Wirkung:
Eine im Jahr 2019 veröffentlichte, randomisierte und kontrollierte Untersuchung erforschte die Probiotika-Wirkung in Bezug auf den häufig auftretenden Antibiotika-assoziierten Durchfall (Kurz: AAD). Dabei sollen die Mikroorganismen einen AAD verhindern, indem eine Darmbarriere, eine Wiederherstellung der Darmflora und andere Wirkmechanismen bereitgestellt werden. Das primäre Endziel war die Auswertung der Effizienz und Sicherheit von Probiotika jeglichen Stammes oder Dosis, welche zur Vorbeugung von AAD bei Kindern verwendet werden.
Dabei wurden Kinder zwischen 0 und 18 Jahren in die Studie einbezogen. Diese erhielten zusätzlich zu Antibiotika eine Dosis Probiotika, welche mit einem Placebo, aktiver alternativer Prophylaxe oder keiner Behandlung verglichen wurden, um die Inzidenz von AAD zu messen.
In der mit Probiotika behandelten Gruppe trat bei nur 8% der Kinder eine AAD auf, während die Kontrollgruppe bis zu 19% aufzeichnete, wobei die effizientesten Ergebnisse zur Prophylaxe einer AAD die Milchsäurebakterien Lactobacillus rhamnosus und Saccharomyces boulardii in einer Verabreichungsdosis von 5 bis 40 Mrd. KBE pro Tag lieferten (d.h. koloniebildende Einheit).
Studienresultate:
Die allgemeine Evidenz deutet auf eine mäßige Schutzwirkung von Probiotika zur Vorbeugung von AAD hin. Außerdem gibt es auch Hinweise darauf, dass Probiotika die Dauer von Durchfall moderat verkürzen können, was einer Verkürzung um fast einen Tag entspricht. Um eindeutige Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit und Sicherheit von Probiotika als Zusatz zu Antibiotika bei Kindern zu ziehen, benötigen diese Ergebnisse größeren, multizentrische, randomisierte Studien.
Clostridioides difficile:
Antibiotika können menschliche Mikroorganismen stören, wodurch in weiterer Folge die Resistenz gegen Krankheitserreger wie das Bakterium Clostridioides difficile vermindert werden kann. Ein im Jahr 2017 publizierter Review von Cochrane, einem globalen, unabhängigen Netzwerk aus Wissenschaftlern und Ärzten, untersuchte 8672 mit Antibiotika behandelte Patienten. Dabei konnte laut Studienergebnissen gezeigt werden, dass während einer Antibiotikatherapie verabreichte Probiotika das Risiko für eine bestimmte Bakterien-assoziierten Diarrhö (d.h. Clostridioides difficile) möglicherweise reduzieren können, ohne jedoch die Infektion mit dem Bakterium verhindern zu können. Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö zeigt sich meistens als eine Form der Antibiotika-assoziierten Diarrhö – wird jedoch nicht mit ihr gleichgesetzt.
Eine gefährliche Wirkung?
Im Jahr 2008 publizierte das Fachjournal The Lancet eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie, die Auswirkungen der probiotischen Vorbeugung bei Patienten mit diagnostizierter schwerer akuter Pankreatitis untersuchte. Hauptsorge bei akuter Pankreatitis sind infektiöse Komplikationen und die damit verbundene Mortalität bei Patienten. Dabei zeigte sich laut Studie bei knapp 300 Patienten eine Übersterblichkeit in der Probiotika-Gruppe, wobei der schon vorher erwähnte Hefepilz Saccharomyces boulardii möglicherweise Pilzinfektionen auslösen könnte.
Fazit:
Eine probiotische Vorbeugung sollte laut Studienergebnissen bei dieser Patientenkategorie grundsätzlich nicht angewendet werden. Folglich ist die individuelle Beratung durch Mediziner signifikant, um Komplikationen zu verhindern. Auch wenn evidenzbasierende Probiotika-Studien publiziert wurden, benötigt man weitere, randomisierte, placebokontrollierte multizentrische Studien um deren genaue Wirksamkeit untersuchen zu können.