Wirkung
Physiologie und Pharmakodynamik
Oxytocin spielt eine wichtige Rolle bei den Wehen und der Geburt. Das Hormon wird im Hypothalamus produziert und vom paraventrikulĂ€ren Kern an die hintere Hypophyse abgegeben, wo es gespeichert wird. WĂ€hrend der Geburt wird es dann in SchĂŒben freigesetzt, um die Uteruskontraktionen auszulösen.
Oxytocin bindet an Oxytocin-Rezeptoren (OXTR) im Uterusmyometrium, wodurch die G-Protein-gekoppelte Rezeptor-Signaltransduktionskaskade ausgelöst wird, die zu erhöhten intrazellulĂ€ren Calciumkonzentrationen fĂŒhrt. Erhöhte Calciumkonzentrationen aktivieren die Myosin-Leichtkettenkinase, die wiederum das kontraktilen Proteins Aktomyosin beeinflusst. Dies stimuliert unter anderem die Kontraktionen der glatten Muskulatur der GebĂ€rmutter. Oxytocin stimuliert auch die glatte Muskulatur in den BrustdrĂŒsen und fĂŒhrt so zur Laktation. Die Dichte von Oxytocinrezeptoren auf dem Myometrium (Muskelschicht der GebĂ€rmutterwand) nimmt wĂ€hrend der Schwangerschaft deutlich zu und erreicht in den frĂŒhen Wehen einen Höhepunkt, wodurch der Effekt von Oxytocin in dieser Zeit besonders stark ist.
Oxytocin ist eines der wenigen Hormone im Körper, das durch positive RĂŒckkopplung und nicht durch negative RĂŒckkopplung reguliert wird. Wird beispielsweise durch den Kopf des Fötus Druck auf den GebĂ€rmutterhals ausgeĂŒbt, bewirkt das die Freisetzung von mehr Oxytocin aus dem Hypophysenhinterlappen. Das vermehrt ausgeschĂŒttete Oxytocin wandert dann zum Uterus, wo es die Uteruskontraktionen stimuliert und weiter verstĂ€rkt. Die ausgelösten Uteruskontraktionen stimulieren dann wiederum die Freisetzung zunehmender Mengen von Oxytocin. Diese positive RĂŒckkopplungsschleife setzt sich bis zur Geburt des Kindes fort.
Da exogen verabreichtes und endogen ausgeschĂŒttetes Oxytocin die gleichen Wirkungen auf das weibliche Reproduktionssystem haben, kann synthetisches Oxytocin in bestimmten FĂ€llen wĂ€hrend der Geburtsvorbereitung und nach der Geburt eingesetzt werden, um Uteruskontraktionen auszulösen oder zu verstĂ€rken.
Pharmakokinetik
Oxytocin wird als intravenöse Infusion oder intramuskulĂ€re Injektion verabreicht. Die Wirkung tritt schnell ein, in der Regel innerhalb weniger Minuten. Die Dauer der Wirkung hĂ€ngt von der Dosis und individuellen Faktoren ab. Oxytocin wird in der Leber abgebaut und ĂŒber den Urin ausgeschieden. Das Enzym Oxytocinase ist maĂgeblich fĂŒr den Stoffwechsel und die Regulation des Oxytocinspiegels wĂ€hrend der Schwangerschaft verantwortlich.
Wechselwirkungen
- Prostaglandine können die Wirkung von Oxytocin verstĂ€rken, da sie zu einer Sensibilisierung der Muskelschicht der GebĂ€rmutterwand fĂŒr Oxytocin fĂŒhren. Ein Abstand von 6 Stunden zwischen der Verabreichung von Prostaglandinen und Oxytocin sollte eingehalten werden.
- Arzneimittel, die gleichzeitig das QT-Intervall verlÀngern, sollte nicht mit Oxytocin kombiniert werden
- Methylergometrin verstÀrkt die kontrahierende Wirkung von Oxytocin
- Blutdrucksteigernde Sympathomimetika und Oxytocin verursachen zusammen einen verlÀngerten Druckanstieg
- Die Wirkung von Antihypertonika kann unter Oxytocin gesteigert sein
- Halothan-Narkosen und Oxytocin können einen besonders starken Blutdruckabfall auslösen