Raynaud-Syndrom definiert:
Morbus Raynaud, oder auch als Raynaud-Syndrom bezeichnet, ist eine Erkrankung der menschlichen Gefäße, welche durch sogenannte Vasospasmen (d.h. Gefäßkrämpfe) hervorgerufen werden kann. Diese treten paroxysmal (d.h. anfallsweise auftretend) in den meisten Fällen an den Fingern, weniger häufig auch an den Zehen oder anderen Körperteilen, auf. Durch diese Krämpfe verringert sich die Blutzufuhr zu den betroffenen Körperpartien, welche folglich blass und kalt werden. Deswegen spricht man bei dem Syndrom auch von einer Leichenfinger- oder Weißfingerkrankheit. Die Auslöser können niedrigere Temperaturen (unter 10°C) in Verbindung mit Feuchtigkeit oder auch psychische Belastung wie Stress sein. Die 1862 beschriebene, nach dem Entdecker Maurice Raynaud benannte, Krankheit wird heute in zwei Formen unterschieden. Beim primären Raynaud-Syndrom ist die Ursache unbekannt. Die zweite Form - sekundäres Raynaud-Syndrom - tritt im Rahmen anderer Erkrankungen auf. Dies könnte zum Beispiel bei Sklerodermie (d.h. Bindegewebserkrankung), nach Verletzungen oder medikamentöse Überdosierungen der Fall sein. Die ersten Symptome des primären Raynaud-Syndroms machen sich im Alter von 14 bis 40 Jahren bemerkbar, wobei Frauen etwa fünfmal häufiger betroffen sind als Männer. Bei der männlichen Bevölkerung tritt die Erkrankung im späteren Lebensabschnitt auf.
Drei Stufen der Verfärbung:
Diese Krankheit ist durch das Weißwerden einzelner Finger (oder deren Teile) oder der ganzen Hand gekennzeichnet. Dabei ziehen sich die Arteriolen durch Kälte oder Stress zusammen und die Durchblutung wird schwächer (Ischämie). Anschließend können sie sich in Folge von mangelnder Sauerstoffzufuhr bläulich verfärben (Hypoxie). Falls die Finger wieder stärker durchblutet werden, weiten sich die Blutgefäße und eine rötliche Verfärbung ist sichtbar (reaktive Hyperämie). Häufig sind nicht alle drei Verfärbungs-Phasen vorhanden, wobei auch nur das Weißwerden der Finger sichtbar sein könnte. In diesem Stadium können die Digiti (d.h. Finger) schmerzen oder sie fühlen sich taub an. Dabei können diese Phasen eine Dauer von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden anhalten.
Medikamentenmaßnahme mit Kalziumantagonisten:
Falls die allgemeinen Maßnahmen wie Wärmehandschuhe oder Stressabbau nicht mehr ausreichend sind, gibt es die Möglichkeit Medikamente gegen das Syndrom einzunehmen. Dabei gehören zu der wichtigsten Medikamentengruppe sogenannte Kalziumantagonisten (d.h. Kalziumkanalblocker), wie zum Beispiel Nifedipin oder Nitroglyzerin. Letzteres wirkt dabei als gefäßerweiternde Substanz. Diese Arzneistoffe können jedoch möglicherweise auch Nebenwirkungen wie das Anschwellen der Finger oder Kopfschmerzen verursachen. Im Falle eines durch verengte Gefäße verursachten, sekundären Raynaud-Syndroms könnte auch eine Therapie mit Acetylsalicylsäure (kurz: ASS) und einem Cholesterinsenker (d.h. Statin) vom Arzt empfohlen werden.
Begrenzte Therapie:
Kalziumkanalblocker sind die am meisten verschriebenen Medikamente für Personen mit primären Raynaud-Syndrom. Ein im Jahre 2016, in der wissenschaftlichen Datenbank Cochrane Library, publizierter Review hat dabei mehrere randomisierte Kontrollstudien untersucht, um die Auswirkungen verschiedener Kalziumkanalblocker auf das primäre Raynaud-Syndrom zu beobachten. Dabei wurden anhand von Angriffsraten, Schweregraden, Präferenzwerten der Teilnehmer und physiologischen Messungen 296 Teilnehmer aus sieben Studien bewertet. In vier Studien wurden Nifedipin und in den restlichen drei Nicardipin untersucht. In sechs Studien wurden Vergleiche mit Placebo und in der letzten sowohl mit Placebo als auch mit Dazoxiben (d.h. Wirkstoff eingesetzt bei Raynaud-Patienten) durchgeführt. Dabei zeigte die Auswertung des Cochrane-Reviews einen minimalen Effekt auf die Häufigkeit von Attacken. Wenn auch nur gering, ergab die Untersuchung qualitative Beweise dafür, dass ein Effekt auf den Schweregrad der Attacken vorhanden war.
Konklusion:
Während bei sekundären Raynaud-Syndrom vor allem gilt, die Grunderkrankung zu behandeln, ist es wichtig zu bemerken, dass nicht jede Person, die öfter kalte Hände oder Füße hat, an der Erkrankung leidet. Andere Ursachen wie niedriger Blutdruck könnten dabei möglicherweise ein Grund sein. Wie immer gilt, bei Verdacht eine professionelle Fachkraft wie einen Arzt aufzusuchen und sich beraten zu lassen.
Wirkstoffe: