Der Begriff Hyperthyreose ist keine eigene Erkrankung und beschreibt lediglich eine erhöhte Hormonproduktion der Schilddrüse. Hierfür kommen verschiedene Ursachen infrage.
Der Morbus Basedow beschreibt eine Autoimmunerkrankung, bei der die Schilddrüse vom Immunsystem als fremd erkannt wird. Etwa zwei Drittel der Krankheitsfälle manifestieren sich nach dem 35. Lebensjahr, wobei Frauen etwa fünfmal so häufig betroffen sind wie Männer. Das Immunsystem produziert hier Antikörper gegen Proteine der Schilddrüsenzellenoberfläche, die schilddrüsenstimulierend wirken. Vor allem der TSH-Rezeptor Antikörper (TRAK), spielt bei Morbus Basedow eine wichtige Rolle.
TRAKs binden an den TSH-Rezeptor der Schilddrüsenzellen und führen so zu einer erhöhten Hormonproduktion sowie zu einer Entzündung. Begleitend sind gelegentlich auch die Antikörper gegen Thyreoglobulin (Tg-AK) und gegen thyreoidale Peroxidase (TPO-AK) im Blut erhöht. Die genaue Ursache der Erkrankung ist derzeit noch nicht bekannt. Neben den klassischen Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion bestehen manchmal auch Augenbeschwerden (endokrine Orbitopathie) oder Schwellungen im Bereich der Unterschenkel (prätibiales Myxödem).
Schilddrüsenautonomie
Eine Hyperthyreose kann auch durch eine Schilddrüsenautonomie ausgelöst werden, wobei sich die Mehrzahl der Erkrankungsfälle im höheren Alter manifestiert. Normalerweise wird die Produktion der Schilddrüsenhormone von einem Hormon (TSH), welches in der Hirnanhangdrüse gebildet wird, reguliert. Eine kleine Menge unabhängiger (autonomer) – das heißt nicht dem TSH folgender Areale – in der Schilddrüse sind normal. Treten diese Bereiche jedoch vermehrt auf, kann eine Schilddrüsenüberfunktion entstehen.
Die häufigste Ursache einer Schilddrüsenautonomie sind Jodmangelstrumen. Die Schilddrüse benötigt zur Produktion der Schilddrüsenhormone das Spurenelement Jod. Ein Mangel von Jod führt in der Schilddrüse zu einem vermehrten Wachstum sowie zu einer Knotenbildung.
In geografischen Gebieten, wo ein Jodmangel der Bevölkerung vorherrscht, kann der Anteil an autonomen Arealen in der Schilddrüse groß sein, ohne dass eine Schilddrüsenfunktionsstörung auftritt. Kommt es in Folge jedoch zu einer normalen oder übermäßigen Einnahme von Jod (etwa durch Röntgenkontrastmittel), kann dies aufgrund des vermehrten autonomen Schilddrüsengewebes zu einer erhöhten Hormonproduktion und anschließend zu einer Hyperthyreose führen.
Schilddrüsenentzündungen (Thyreoiditis)
Im Rahmen einer Schilddrüsenentzündung können, durch die Zerstörung von Schilddrüsenzellen, vermehrt Schilddrüsenhormone in das Blut übergehen. Dies ist beispielsweise am Beginn einer chronischen Schilddrüsenentzündung (Hashimoto-Thyreoiditis) der Fall. Ursächlich können auch eine akute bakterielle Thyreoiditis oder eine schmerzhafte, subakute Thyreoiditis de Quervain sein.
Medikamenten- oder Jodinduziert
Eine erhöhte Jodaufnahme kann eine Schilddrüsenüberfunktion begünstigen. Jod kann dabei entweder direkt eingenommen werden oder auch durch jodhaltige Medikamente wie beispielsweise Amiodaron oder Röntgenkontrastmittel zugeführt werden.
Die Schilddrüsenüberfunktion durch eine exogene Zufuhr von Schilddrüsenhormonen bezeichnet man auch als Hyperthyreosis factitia. Diese Form der Schilddrüsenüberfunktion kann entweder durch eine unbeabsichtigte Übersubstitution von Schilddrüsenhormonen entstehen oder auch durch einen absichtlichen Missbrauch von Hormonen ausgelöst werden. Da eine hyperthyreote Stoffwechsellage generell zu einem Gewichtsverlust führt, betrifft die Hyperthyreosis factitia oftmals Patienten mit Magersucht (Anorexia nervosa).
Seltene Ursachen
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann auch andere seltene Ursachen haben. Dazu zählen etwa:
Schilddrüsenkrebs
TSH-Produktion im Rahmen eines Tumors (paraneoplastisch)
Schwangerschaftshyperthyreose: Diese tritt oftmals in der Frühschwangerschaft (8.-20. SSW) vorübergehend auf und ist meist nicht behandlungsbedürftig.
Störung der zentral regelnden Hormone (Zentrale Hyperthyreose): Die zentrale Hyperthyreose kann beispielsweise durch einen gutartigen Tumor der Hypophyse (Hypophysenadenom) ausgelöst werden.