Besondere Vorsicht bei der Anwendung von Atracurium-Actavis 10 mg/ml Injektionslösung ist erforderlich
Wie alle anderen Muskelrelaxantien lähmt auch Atracuriumbesilat die Atem- und Skelettmuskulatur, ohne das Bewusstsein zu beeinträchtigen. Deshalb darf Atracuriumbesilat nur unter adäquater Vollnarkose von einem erfahrenen Anästhesisten verabreicht werden. Adäquate Ausrüstung und Personal zur endotrachealen Intubation und zur künstlichen Beatmung müssen – ebenso wie ein Antidot – zur sofortigen Verfügung stehen.
Atracurium-Actavis 10 mg/ml Injektionslösung darf nicht intramuskulär appliziert werden.
Bei Patienten mit Erkrankungen, bei denen eine Potenzierung der Wirkung von nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien zu beobachten ist (Myasthenia gravis, Eaton-Lambert-Syndrom oder andere neuromuskuläre Erkrankungen) kann Atracurium massive klinische Effekte hervorrufen. Bei diesen Patienten ist eine Reduzierung der Dosis sowie die Überwachung der neuromuskulären Blockade mit Hilfe eines Nervstimulators besonders wichtig. Gleiche Vorsichtsmaßnahmen sind bei Patienten mit Carcinomatose oder auch schweren Störungen des Säure-Base- und/oder Elektrolythaushalts zu treffen.
Wie andere Muskelrelaxantien kann Atracuriumbesilat während der Verabreichung - bei entsprechend disponierten Patienten - zur Histaminfreisetzung führen. Die Verabreichung an Patienten mit einer Anamnese, die eine erhöhte Sensibilität gegen Histamin vermuten lässt, sollte deshalb mit Vorsicht erfolgen. Die Histaminfreisetzung kann verringert werden, wenn Atracuriumbesilat langsam oder in aufgeteilten Dosen über einen Zeitraum von mindestens einer Minute verabreicht wird.
Insbesondere bei Patienten mit einer Allergie- oder Asthmaanamnese ist in vereinzelten Fällen nach der Anwendung von Atracuriumbesilat mit einem Bronchospasmus zu rechnen. In solchen Fällen muss die Anwendung von Atracuriumbesilat unter besonders sorgfältiger ärztlicher Beobachtung erfolgen. Bei Asthmapatienten unter hochdosierter Gabe von Kortikosteroiden und Muskelrelaxantien in der Intensivmedizin ist ein CPK-Monitoring (Überwachung der Creatinphosphokinase) zu beachten.
Atracuriumbesilat ist hypotonisch und darf wegen möglicher Verursachung einer Hämolyse nicht über die Infusionsleitung einer Bluttransfusion zugeführt werden. Der pH-Wert von 3,2 – 3,7 ist zu beachten. (vgl. auch unter Inkompatibilitäten).
Bei Patienten, die besonders empfindlich auf einen Abfall des arteriellen Blutdrucks reagieren können, wie z.B. bei Patienten mit Hypovolämie, sollte Atracuriumbesilat langsam oder in geteilten Dosen über einen Zeitraum von 1-2 Minuten verabreicht werden.
Innerhalb des empfohlenen Dosisbereichs weist Atracuriumbesilat keine signifikanten Vagus- oder Ganglien-blockierenden Effekte auf. Infolgedessen hat Atracuriumbesilat innerhalb dieses Bereichs keinen bedeutsamen Einfluss auf die Herzfrequenz. Bradykardien nach Gabe anderer bei der Anästhesie verwendeter Arzneimittel oder nach Vagusreizung werden durch Atracuriumbesilat nicht kompensiert und treten daher möglicherweise verstärkt auf.
Wird Atracuriumbesilat in eine kleine Vene injiziert, sollte diese nach der Injektion mit physiologischer Kochsalzlösung durchgespült werden. Werden weitere Anästhetika durch den gleichen venösen Zugang wie Atracurium-Actavis 10 mg/ml Injektionslösung verabreicht, ist es wichtig, dass nach jedem Arzneimittel eine ausreichende Menge Wasser für Injektionszwecke oder physiologischer Kochsalzlösung nachgespült wird.
Bei Patienten mit Verbrennungen kann sich gegenüber nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien wie Atracuriumbesilat eine herabgesetzte Ansprechbarkeit entwickeln (vgl. auch unter Anwendung bei Patienten mit Verbrennungen).
Hinweise
Atracuriumbesilat hat keinen direkten Einfluss auf den Augeninnendruck und ist deshalb auch für den Einsatz bei chirurgischen Eingriffen in der Ophthalmologie geeignet.
Untersuchungen an Schweinen, die für das Auftreten der malignen Hyperthermie besonders disponiert sind, ergaben, dass Atracuriumbesilat dieses Syndrom nicht auslöst. Klinische Untersuchungen bei entsprechend disponierten Patienten erbrachten das gleiche Ergebnis.
Bei Anwendung von Atracurium-Actavis 10 mg/ml Injektionslösung mit anderen Arzneimitteln:
Bitte informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen/anwenden bzw. vor kurzem eingenommen/angewendet haben, auch wenn es sich um nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt.
Welche anderen Arzneimittel beeinflussen die Wirkung von Atracurium-Actavis 10 mg/ml Injektionslösung und was muss beachtet werden, wenn gleichzeitig andere Arzneimittel angewendet werden?
Die durch Atracuriumbesilat hervorgerufene neuromuskuläre Blockade kann durch die gleichzeitige Gabe von Inhalationsanästhetika wie z. B. Halothan, Isofluran, Enfluran, Sevofluran und Desfluran verstärkt werden.
Die im Folgenden aufgeführten Arzneimittel können bei gleichzeitiger Verabreichung mit nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien wie Atracuriumbesilat zu einer Verstärkung und/oder Verlängerung der neuromuskulären Blockade führen:
- Antibiotika einschließlich Aminoglykoside, Polymyxine, Spectinomycin, Tetrazykline, Lincomycin, Clindamycin und Vancomycin
- Antiarrhythmika: Procainamid, Chinidin, Lidocain
- Betablocker: Propranolol
- Calciumantagonisten
- Diuretika: Furosemid und möglicherweise Mannitol, Thiazid-Diuretika
- Acetazolamid
- Magnesiumsulfat
- Ketamin
- Lithiumsalze
- Dantrolen
- Ganglienblocker: Trimethaphan und Hexamethonium.
In seltenen Fällen können bestimmte Arzneimittel das Krankheitsbild einer bestehenden Myasthenia gravis verschlechtern, einer latenten Myasthenia gravis zum Ausbruch verhelfen oder selbst diese Erkrankung auslösen. In diesen Fällen ist mit einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Atracuriumbesilat zu rechnen.
Zu diesen Arzneimitteln, die die vorgenannten Ereignisse auslösen können, zählen:
- Verschiedene Antibiotika
- Betablocker: Propranolol, Oxprenolol
- Antiarrhythmika: Procainamid, Chinidin
- Chloroquin
- D-Penicillamin
- Trimethaphan
- Chlorpromazin
- Steroide
- Phenytoin
- Lithium.
Bei Patienten, die regelmäßig mit Antiepileptika (Phenytoin, Carbamazepin) behandelt werden, ist es wahrscheinlich, dass der Wirkungseintritt der nicht-depolarisierenden neuromuskulären Blockade verzögert und die Dauer der neuromuskulären Blockade verkürzt ist.
Die Verabreichung von Kombinationen anderer nicht-depolarisierender Muskelrelaxantien in Verbindung mit Atracuriumbesilat kann einen Relaxationsgrad hervorrufen, der ausgeprägter ist, als nach Gabe einer äquipotenten Atracuriumbesilat-Dosis zu erwarten wäre. Diese synergistischen Effekte können von einer Arzneistoff-Kombination zur anderen variieren.
Depolarisierende Muskelrelaxantien wie Suxamethoniumchlorid sollten nicht zur Verlängerung einer neuromuskulären Blockade, die durch nicht-depolarisierende Muskelrelaxantien wie Atracuriumbesilat hervorgerufen wurde, verabreicht werden, da dies zu einer verlängerten und komplexen neuromuskulären Blockade führen kann, die mit Cholinesterasehemmstoffen nur noch schwer zu antagonisieren ist.
Wichtigste Inkompatibilitäten:
Atracuriumbesilat darf in der Mischspritze nicht mit Thiopental oder anderen alkalischen Lösungen bzw. Substanzen gleichzeitig verabreicht werden, da alkalische pH-Werte zur vorzeitigen Inaktivierung von Atracuriumbesilat führen.
Daher muss zwischen der Infusion von Atracuriumbesilat und Thiopental eine Spülung der Kanüle erfolgen, um die Bildung von Aggregaten zu verhindern, die eine anaphylaktoide Reaktion hervorrufen können.
Schwangerschaft und Stillzeit
Fragen Sie vor der Einnahme/Anwendung von allen Arzneimitteln Ihren Arzt oder Apotheker um Rat.
Was muss in der Schwangerschaft und Stillzeit beachtet werden?
Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Atracuriumbesilat bei Schwangeren vor. Obwohl tierexperimentelle Untersuchungen keine Hinweise auf Störungen der Embryonalentwicklung ergeben haben, sollte Atracuriumbesilat nur nach sorgfältiger Nutzen-/Risiko-Abwägung in der Schwangerschaft verabreicht werden. Der Plazentaübergang ist gering. Der Einsatz im empfohlenen Dosisbereich bei Kaiserschnitt-Patientinnen hatte keine nachteiligen Folgen für die Neugeborenen. (s.a. Toxikologische Eigenschaften). Daher ist Atracuriumbesilat auch für die Muskelrelaxation während des Kaiserschnitts geeignet.
Es ist nicht bekannt, ob Atracuriumbesilat in die Muttermilch übertritt. Wegen der kurzen Halbwertszeit sind Auswirkungen auf den Säugling nicht zu erwarten, wenn die Mutter nach Abklingen der Substanzwirkung das Stillen (wieder)aufnimmt. Aus Vorsichtsgründen sollte das Stillen erst 24 Stunden nach Gabe von Atracuriumbesilat (wieder)aufgenommen werden.
Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen:
Was muss im Straßenverkehr sowie bei der Arbeit mit Maschinen und bei Arbeiten ohne sicheren Halt beachtet werden?
Da das Arzneimittel unter Vollnarkose verabreicht wird, darf der Patient nach der Narkose nicht am Straßenverkehr teilnehmen, keine Maschinen bedienen und nicht ohne sicheren Halt arbeiten. Über den Zeitfaktor hat der Arzt individuell zu entscheiden. Der Patient sollte sich nur in Begleitung nach Hause begeben und keinen Alkohol zu sich nehmen.