Olodaterol

Olodaterol

Grundlagen

Olodaterol (Markenname: Striverdi®) ist ein bronchienerweitender Wirkstoff, der aus der Gruppe der Beta-2-Sympthomimetika stammt. Eingesetzt wird er zur symptomatischen Dauerbehandlung von COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung), bei der die Atemwege dauerhaft verengt sind. Er verhilft den Betroffenen zu einer erleichterten Atmung. 

Er kann allein oder (seit 2016) in Kombination mit Tiotropium, einem Anticholinergikum, eingesetzt werden. 

Anwendung & Indikationen 

Olodaterol wird sowohl alleine als Lösung als auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen mit Hilfe des Inhalationsgerät Respimat inhaliert. 

Dieses funktioniert rein mechanisch und benötigt keine elektrische Energie, wie beispielsweise aus einer Batterie. Es erzeugt bei der Anwendung eine Sprühwolke, bestehend aus sehr feinen Tröpfchen, die sich nur sehr langsam ausbreiten. Dadurch wird im Gegensatz zu herkömmlichen Inhalationsgeräten eine besser koordinierbare Einnahme ermöglicht. Somit bleibt weniger Wirkstoff im Mund/ Rachen zurück und gelangt zu einem großen Teil direkt in die Lunge. 

Die empfohlene Dosis umfasst zwei Sprühstöße (2,5 µg/Hub), d.h. es muss zweimal hintereinander gesprüht und inhaliert werden. Diese Anwendung findet einmal täglich statt, jeweils immer zur selben Tageszeit, da die Wirkdauer von Olodaterol 24 Stunden beträgt. 

Diese Angaben gelten sowohl für Striverdi®, also auch für Spiolto®.

Medikamente mit Olodaterol

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Spiolto® Respimat® (wiederverwendbar) Olodaterol Tiotropiumbromid Boehringer Ingelheim (Schweiz) GmbH
Spiolto® Respimat® Olodaterol Boehringer Ingelheim (Schweiz) GmbH
Striverdi® Respimat®, Lösung zur Inhalation (wiederverwendbar) Olodaterol Boehringer Ingelheim (Schweiz) GmbH
Striverdi® Respimat® Olodaterol Boehringer Ingelheim (Schweiz) GmbH

Wirkung

Pharmakodynamik/Wirkmechanismus 

Olodaterol wirkt bronchienerweiternd, indem er mit sehr hoher Selektivität und starker Affinität an den Beta-2-Adrenozeptor - primär in der Lunge - bindet und diesen aktiviert. Nach der Bindung an den Rezeptor löst er sich nur langsam, was die langanhaltende Wirkung des Wirkstoffs erklärt. 

Durch die Aktivierung des Rezeptors werden Adenylatcyclasen stimuliert. Dadurch erhöht sich die Bildung von cyclischem Adenosinmonophosphat (cAMP), welches dann auch die cAMP-abhängige Proteinkinase A (PKA) aktiviert. Diese führt durch Phosphorylierungen zur Reduktion des intrazellulären Ca2+, wodurch die Kontraktion der glatten Atemwegsmuskulatur verhindert wird. 

Daraus resultiert eine Entspannung der glatten Muskulatur der Atemwege, wodurch dem COPD-Patienten das Atmen leichter fällt.  

Durch Nachahmung der körpereigenen Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin) übt Olodaterol somit als adrenerger Beta-2-Agonist eine bronchienerweiternde sowie teilweise entzündungshemmende Wirkung aus. 

Pharmakokinetik 

Nach Inhalation ist die maximale Plasmakonzentration des Wirkstoffs bereits nach 10-20 Minuten erreicht. Die Bioverfügbarkeit ist mit 30% hoch, da sie bei peroraler Einnahme (über den Mund) weniger als 1% beträgt. Sie ist auch abhängig von der individuellen Lungenabsorption und wie viel tatsächlich von dem Wirkstoff inhaliert wird, da jeder verschluckter oder im Mund verbleibender Teil unwesentlich für die Wirkung ist. 

Gelangt Olodaterol ins Stoffwechselsystem, dann wird er größtenteils mit dem Stuhl (53%) und über die Niere (38%) ausgeschieden. 

Wechselwirkungen 

  • Die Kombination von Olodaterol mit Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern (trizyklische Antidepressiva, Kortikosteroide, MAO-Hemmer, Makrolidantibiotika usw.) kann zu einer Verstärkung seiner Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem und in Folge zu kardiovaskulären Problemen führen.
  • Die gleichzeitige Einnahme weiterer adrenerger Wirkstoffe kann die Wirkung von Olodaterol verstärken.
  • Bei Einnahme von β-Adrenozeptor-Blockern und Olodaterol kann es zu einer Abschwächung der Wirkung kommen.
  • Es kann eine Hypokaliämie bei gleichzeitiger Therapie von Olodaterol mit Xanthin-Derivaten, Steroiden oder nicht Kalium-sparende Diuretika auftreten.

Toxizität

Kontraindikationen & Vorsichtsmaßnahmen 

Olodaterol darf nicht angewendet werden bei

  • einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff 
  • Asthma 
  • akutem Bronchospasmus (starken Verkrampfung der Atemwege)

Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen ist Vorsicht geboten, sowie bei Patienten mit Verlängerung des QT-Intervalls, da starke Wechselwirkungen auftreten können.  

Nebenwirkungen 

Nebenwirkungen, die sich im Rahmen von Untersuchungen und Studien ergeben haben, jedoch eher selten vorkamen, sind:

  • Infektion der oberen Atemwege
  • Bronchitis
  • Schwindel
  • Rückenschmerzen
  • Hautausschlag 
  • Hypokaliämien 

Schwangerschaft und Stillzeit 

Ob Olodaterol während er Schwangerschaft bedenkenlos eingesetzt werden kann, ist aufgrund fehlender Studien noch nicht bekannt. 

Da es sich bei dem Wirkstoff um einen Beta-2-Adrenorezeptor-Agonist handelt und es durch die Bindung an den Beta-2-Rezeptor es zu einer relaxierenden Wirkung kommt, kann es bei Applikation kurz vor der Geburt zur Relaxation der Uterusmuskulatur kommen und so der Geburtsvorgang gehemmt werden. Eine Einnahme während der Schwangerschaft kann daher vorerst nicht empfohlen werden.

Aus Tierversuchen ist hervorgegangen, dass Olodaterol und seine Abbauprodukte in die Muttermilch übertreten können. Es liegen noch keine genauen Daten vor. Es wird jedoch angenommen, dass aufgrund der geringen Menge an Wirkstoff die täglich eingenommen werden keine Auswirkungen auf das stillende Kind zu erwarten sind.

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code R03AC19
Summenformel C21H26N2O5
Molare Masse (g·mol−1) 386.448 g·mol−1
Aggregatzustand fest
CAS-Nummer 868049-49-4
PUB-Nummer 11504295
Drugbank ID DB09080

Redaktionelle Grundsätze

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Susann Osmen

Susann Osmen
Autor

Susann Osmen studiert Pharmazie an der Universität Wien und verfasst im Redaktionsteam von medikamio als Autorin durch präzises Recherchieren sowie ihrem Fachwissen ausführliche Texte zu den Wirkstoffen, den aktiven Bestandteilen einer Arzneiformulierung. Ihre Wirkweise im Körper hat sie immer schon fasziniert, wodurch sie sich mit großem Interesse und hohem Engagement dafür einsetzt.

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer
Lektor

Stefanie Lehenauer ist seit 2020 freie Autorin bei Medikamio und studierte Pharmazie an der Universität Wien. Sie arbeitet als Apothekerin in Wien und ihre Leidenschaft sind pflanzliche Arzneimittel und deren Wirkung.

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