Medroxyprogesteron

Medroxyprogesteron

Grundlagen

Medroxyprogesteron ist ein Wirkstoff, der zur Empfängnisverhütung in der Dreimonatsspritze verwendet wird. Es handelt sich dabei um ein synthetisch hergestelltes Präparat, das alle 3 Monate in den Oberschenkelmuskel injiziert wird. Der Wirkstoff soll den Eisprung und somit auch eine Schwangerschaft verhindern. In der Injektionssuspension wird es als Medroxyprogesteronacetat verwendet und liegt als weißes, kristallines Pulver vor, das in Wasser unlöslich ist. Der Wirkstoff wird auch in der Menopause als Hormonersatztherapie eingesetzt und soll klimakterische Beschwerden wie Hitzewallungen oder Schwitzen lindern.

Grafik Strukturformel des Wirkstoffs Medroxyprogesteron

Medikamente mit Medroxyprogesteron

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Prodafem® Medroxyprogesteron Medroxyprogesteronacetat Pfizer AG
Farlutal® Medroxyprogesteron Pfizer AG

Wirkung

Medroxyprogesteron wirkt, indem es die Gonadotropin-Hormonproduktion unterdrückt. Gonadotropin ist für die Ausschüttung des Hormons FSH (Follikel-stimulierenden Hormons) verantwortlich. Das FSH wiederum sorgt für die Follikelreifung. Im Follikel befindet sich die Eizelle. Der Follikel reift in der Zeit vom Ende der letzten Menstruation bis zum Eisprung. Während des Eisprungs platzt er und gibt die Eizelle frei, welche dann innerhalb von etwa 48 Stunden befruchtet werden kann. Bleibt die Follikelreifung aus, dann ereignet sich auch kein Eisprung und die Eizelle kann nicht befruchtet werden. Dadurch kann Medroxyprogesteron als Verhütungsmittel eingesetzt werden. 

Medroxyprogesteron wird hauptsächlich in der Leber umgewandelt und über die Nieren ausgeschieden. Die Halbwertszeit, also die Zeit, die der Körper benötigt, um die Hälfte des Wirkstoffes auszuscheiden, liegt bei etwa 40-60 Stunden. Der Wirkstoff ist zu 86% proteingebunden. Die maximale Plasmakonzentration (Cmax), also die maximale Konzentration des Wirkstoffes im Blutplasma (flüssigen zellfreien Anteil des Blutes), beträgt 4,69 nmol/L und wird nach etwa 4-5 Tagen erreicht. 

Dosierung

Nehmen Sie Medroxyprogesteron immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Erwachsene:

Die übliche empfohlene Dosis bei Erwachsenen beträgt 104 mg Medroxyprogesteron alle 13 Wochen. 

Beträgt der Abstand 14 Wochen oder mehr, sollte zusätzlich mit weiteren empfängnisverhütenden Methoden verhütet werden. 

Bei erstmaliger Anwendung ist darauf zu achten, dass die Injektion innerhalb der ersten 5 Tage eines normalen Menstruationszyklus erfolgt. 

Die Anwendung ist grundsätzlich innerhalb der ersten 5 Tage nach einer Geburt möglich, sollte aber aufgrund von Berichten über starke und anhaltende Blutungen mit Vorsicht betrachtet werden. 

Bei Wechsel auf andere Verhütungsmittel ist auf eine kontinuierliche Empfängnisverhütung zu achten. 

Kinder&Jugendliche:

Die übliche empfohlene Dosis bei jungen Frauen ab der Menarche (ersten Regelblutung) beträgt ebenfalls 104 mg Medroxyprogesteron alle 13 Wochen.

Da sich Jugendliche noch im Wachstum befinden und Medroxyprogesteron zu einer Abnahme der Knochendichte führen kann, ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung durchzuführen. 

Bei erstmaliger Anwendung ist darauf zu achten, dass die Injektion innerhalb der ersten 5 Tage eines normalen Menstruationszyklus erfolgt. 

Die Anwendung ist grundsätzlich innerhalb der ersten 5 Tage nach einer Geburt möglich, sollte aber aufgrund von Berichten über starke und anhaltende Blutungen mit Vorsicht betrachtet werden. 

Bei Wechsel auf andere Verhütungsmittel ist auf eine kontinuierliche Empfängnisverhütung zu achten. 

Nebenwirkungen

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

Häufig:

  • Depression
  • Schlaflosigkeit
  • Angst
  • affektive Störungen
  • Reizbarkeit
  • abgeschwächtes sexuelles Verlangen
  • Schwindel 
  • Kopfschmerzen
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Akne
  • Rückenschmerzen
  • Schmerzen in den Extremitäten
  • Ausbleiben der Monatsblutung
  • starke, häufige und/oder unerwartete Blutungen
  • unregelmäßige Blutungen
  • Periodenschmerzen
  • Schmerzen in der Brust
  • Erschöpfung
  • Reaktionen an der Injektionsstelle
  • Grübchen oder Knotenbildung an der Injektionsstelle
  • Schmerzen an der Injektionsstelle
  • Gewichtszunahme
  • veränderter Scheidenabstrich

Gelegentlich:

  • Abnahme der Knochendichte
  • verminderte Glukosetoleranz
  • veränderte Leberenzyme
  • Fieberanfälle
  • Ovarialzysten
  • Gebärmutterblutungen
  • vaginaler Ausfluss
  • sexuelle Funktionsstörungen
  • Milchproduktion ohne zu stillen
  • Beckenschmerzen
  • Scheidentrockenheit
  • prämenstruelles Syndrom
  • schmerzempfindliche Brust
  • Brustvergrößerung
  • Muskelkrämpfe
  • Gelenkschmerzen
  • Nesselsucht
  • Ausschlag
  • Hauterkrankungen
  • übermäßige Behaarung oder Haarausfall
  • Blähungen
  • Völlegefühl
  • Bluthochdruck
  • Bildung von Krampfadern
  • Hitzewallungen
  • schnelle Herzfrequenz
  • Migräne
  • Somnolenz
  • Nervosität
  • emotionale Störungen
  • Ausbleiben von Orgasmen
  • Arzneimittelüberempfindlichkeit
  • Ausscheiden von zu wenig Flüssigkeit
  • gesteigerter oder verminderter Appetit

Selten:

  • Brustkrebs
  • Abnahme von Fettgewebe
  • Kraftlosigkeit
  • Verfärbungen an der Injektionsstelle

Häufigkeit unbekannt:

Wechselwirkungen

Keine Wechselwirkungen bekannt.

Gegenanzeigen

Medroxyprogesteron darf in folgenden Fällen NICHT eingenommen werden:

  • bei Allergie gegen Medroxyprogesteron
  • bei Verdacht einer Schwangerschaft
  • bei vaginalen Blutungen ungeklärter Ursache
  • bei Lebererkrankungen
  • bei Brustkrebs oder Krebs der Geschlechtsorgane, aktuell oder in der Vergangenheit
  • bei tiefer Beinvenenthrombose
  • bei Lungenembolie
  • bei Kreislaufbeschwerden
  • bei Blutgerinnungsstörungen
  • bei Stoffwechselerkrankungen der Knochen
  • bei zerebrovaskulären Erkrankungen

Altersbeschränkung

Medroxyprogesteron kann aber der ersten Regelblutung (Menarche) angewendet werden. 

Schwangerschaft & Stillzeit

In der Schwangerschaft sollte Medroxyprogesteron NICHT angewendet werden. Da Medroxyprogesteron ein Mittel zur Schwangerschaftsverhütung ist, ist es in der Schwangerschaft kontraindiziert. Bei der meist versehentlichen Einnahme zu Beginn der Schwangerschaft (wenn man noch nicht weiß, dass man schwanger ist) wurde kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko beim ungeborenen Baby beobachtet. Selbst bei Injektion nach der Empfängnis besteht kein erhöhtes Risiko. 

Im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel sollte Medroxyprogesteron NICHT angewendet werden. Erfahrungen liegen nicht vor. 

In der Stillzeit sollte Medroxyprogesteron erst 6 Wochen nach der Entbindung angewendet werden. Es gibt zwar keine Berichte oder Studien zu negativen Auswirkungen innerhalb der ersten 6 Wochen, allerdings ist das Enzymsystem von Säuglingen 6 Wochen nach der Geburt besser entwickelt.  

Geschichte zum Wirkstoff

Zu einem Skandal rund um Medroxyprogesteron kam es im Sommer 2002. Damals wurde bekannt, dass ein Pharmaproduzent Abfälle aus der Industrie, welche den Wirkstoff enthielten, bei einer Umwelttechnologiefirma ablieferte. Die Abfälle wurden von einem belgischen Bio-Zuckerunternehmen in Tierfutter eingearbeitet und in Deutschland verkauft. Medroxyprogesteron wurde daraufhin in Glukosesirup und Schweinefleisch festgestellt.

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code G03AC06, G03DA02, L02AB02
Summenformel C22H32O3
Molare Masse (g·mol−1) 344,488
Aggregatzustand fest
Dichte (g·cm−3) 1,1
Schmelzpunkt (°C) 221,75
Siedepunkt (°C) 488
PKS Wert 17,73
CAS-Nummer 520-85-4
PUB-Nummer 10631
Drugbank ID DB00603

Redaktionelle Grundsätze

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Thomas Hofko

Thomas Hofko
Autor

Thomas Hofko befindet sich im letzten Drittel seines Bachelorstudiums der Pharmazie und ist Autor und Lektor für pharmazeutische Themen. Er interessiert sich besonders für die Bereiche Klinische Pharmazie und Phytopharmazie.

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Die dargestellten Inhalte ersetzen nicht die originale Beipackzettel des Arzneimittels, insbesondere im Bezug auf Dosierung und Wirkung der einzelnen Produkte. Wir können für die Korrektheit der Daten keine Haftung übernehmen, da die Daten zum Teil automatisch konvertiert wurden. Für Diagnosen und bei anderen gesundheitlichen Fragen ist immer ein Arzt zu kontaktieren. Weitere Informationen zu diesem Thema sind hier zu finden