Therapie der Migräne
Bei der Behandlung der Migräne muss man zwei unterschiedliche Methoden betrachten. Die erste ist die Akuttherapie, bei der Migräneattacken therapiert werden. Die zweite ist die Prophylaxe, bei der man medikamentös versucht, die Anzahl der Kopfschmerztage zu reduzieren.
Akuttherapie
Bei der Akuttherapie der Migräne kommen gleich mehrere Wirkstoffklassen zum Einsatz. Am wirksamsten ist die Wirkstoffklasse der Triptane. Die Triptane wirken, indem sie an die 1B und 1D Subtypen der Serotonin-Rezeptoren binden. Sie bewirken eine Gefäßverengung (Vasokonstriktion), welche somit die Schmerzen unterdrücken soll. Eine weitere Gruppe sind die Gepante. Sie wirken durch eine antagonistische Wirkung am CGRP-Rezeptor (Calcitonin Gene-Related Peptide). Die Aktivierung (Induktion) dieses Rezeptors verursacht ebenso eine Gefäßerweiterung (Vasodilatation). Einige weitere Wirkstoffklassen werden ebenfalls zur akuten Behandlung der Migräne verwendet, sind aber nicht so wirksam, wie die hier beschriebenen. Dazu gehören die Mutterkornalkaloide und Nicht-Opioid-Analgetika. Die Mutterkornalkaloide werden nur selten verschrieben, da das Nebenwirkungsprofil meist sehr groß ist und die Wirkung nicht so stark ist wie die der Triptane. Bei den Nicht-Opioid-Analgetika handelt es sich um die allseits bekannten Schmerzmittel wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (Aspirin), Diclofenac und viele mehr. Bei dieser Gruppe besteht das Problem, dass sich nicht gut genug wirken, um eine mittelschwere bis starke Migräneattacke adäquat therapieren zu können.
Prophylaxe
Übersteigt die Zahl der Migräneattacken 15 Kopfschmerztage im Monat, kann an eine Prophylaxe gedacht werden. Es wird versucht, mittels Medikamenten die Anfallsanzahl zu reduzieren. Die meisten Prophylaxemittel sind primär nicht für einen Einsatz bei der Migränebehandlung entwickelt worden, sondern stellten sich erst später als wirksam heraus. Zum Einsatz kommen hier etwa Betablocker, wie Metoprolol, Propranolol oder Bisoprolol. Diese sind eigentlich als Medikamente zur Therapie von Bluthochdruck gedacht. Sie werden grundsätzlich in Form von Tabletten eingenommen und sind die Wirkstoffklasse der Wahl bei der prophylaktischen Migränebehandlung. Am wirksamsten sind Metoprolol und Propranolol. Flunarizin ist zwar auch ein Medikament zur Behandlung von Bluthochdruck, gehört allerdings zu einer anderen Wirkstoffklasse und kann als einziger Vertreter dieser Klasse zur Migränevorbeugung eingesetzt werden. Antiepileptika, wie Topiramat oder Valproinsäure können nicht nur die Häufigkeit von epileptischen Anfällen reduzieren, sondern auch die der Migräneattacken. Zu beachten ist allerdings, dass diese beiden Vertreter erst dann eingesetzt werden, wenn keine Betablocker als Therapie infrage kommen, da die Antiepileptika ein größeres Nebenwirkungsprofil besitzen. Pizotifen und Methysergid wirken über eine Hemmung von Serotonin-Rezeptoren, werden aber aufgrund zahlreicher schwerer Nebenwirkungen kaum mehr eingesetzt. Die CGRP-Inhibitoren, wie Erenumab, Fremanezumab oder Glacanezumab sind monoklonale Antikörper, welche aus Tieren, meist Mäusen, entnommen, aufbereitet und dann verabreicht werden können. Diese zählen eigentlich zu den Mitteln der Krebstherapie, haben sich aber ebenfalls bei der Migränetherapie als wirksam erwiesen. Nachteil bei diesen Präparaten ist allerdings, dass sie entweder ins Unterhautfettgewebe oder in die Vene appliziert werden müssen und deshalb auch von geschultem Personal verabreicht werden müssen.