Besteht ein Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebsrisiko?

Arzt, der fettleibiges menschliches Körperfett misst. Fettleibigkeit und Gewichtsverlust.

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Adipositas ist Studien zufolge eine weltweit aufsteigende Trendlinie zu verzeichnen – denn schon im Jahre 2016 waren global 124 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 19 Jahren stark übergewichtig. Die Beziehungen zwischen Übergewicht und Mortalität aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind schon lange bekannt – im Zusammenhang mit Krebsrisiko jedoch noch nicht, weswegen jüngste Untersuchungen nun dies analysiert haben.

Arzt, der fettleibiges menschliches Körperfett misst. Fettleibigkeit und Gewichtsverlust.

shutterstock.com / kurhan

Adipositas:

Adipositas oder auch Fettleibigkeit, ist eine anerkannte, chronische Erkrankung. Der Definition der Deutschen Adipositas Gesellschaft nach, ist diese eine über das normale Maß hinausgehende Ansammlung von Fettgewebe im menschlichen Körper und gehört zu den hormonellen, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten. Eine Adipositas kann zu einer Insulinresistenz, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörung führen. Obwohl die Wissenschaft weiß, dass Adipositas auch ein wichtiger Faktor für die Mortalität durch Karzinome ist, begrenzt sich dieses Wissen durch die Wissenslücke von der Relation zur Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit. 

Frühere Studien konnten Korrelationen zwischen Adipositas und erhöhtem Risiko für Karzinomerkrankungen des Endometriums (d.h. innere Schleimhaut der Gebärmutter), der Niere, Gallenblase, Brust (bei Frauen nach der Menopause) und des Dickdarms zeigen. Schon 1998 wurde Adenokarzinom der Speiseröhre in Verbindung mit Adipositas gebracht. Analysen zu Krebserkrankungen der Bauchspeicheldrüse, Prostata, Leber, Gebärmutterhalses und der Eierstöcke sind durch die begrenzte Anzahl der Studien seltener oder durch rauchbedingte Krebserkrankungen inkonsistent bzw. in der Auswertung verzerrt. Um den Einfluss von starkem Übergewicht für erhöhtes Krebsrisiko besser charakterisieren zu können, untersuchte eine 2003, im New England Journal of Medicine publizierte Studie diesen Zusammenhang.

16 Jahre lange Studie:

Dazu wurden mehr als 900.000 Erwachsene in den USA (404.576 Männer und 495.477 Frauen) über einen Zeitraum von 16 Jahren von 1982 bis 1998 prospektiv beobachtet. Alle TeilnehmerInnen waren zu Beginn Krebsfrei – in den 16 Jahren wurden 57.145 krebsbedingte Todesfälle verzeichnet. Die Forscher untersuchten die Beziehung zwischen dem BMI wert von 1982 (d.h. Body-Mass-Index) und dem Krebsrisiko bei allen Krebsarten und bei Krebsarten an bestimmten Standorten des menschlichen Körpers, während auch andere Risikofaktoren berücksichtigt wurden. Durch Risikoschätzungen damaliger Studien und Schätzungen der Prävalenz von Adipositas in der erwachsenen US-Bevölkerung, wurde der Anteil aller durch Krebs verursachten Todesfälle, welche auf Übergewicht zurückzuführen waren, berechnet. 

Studie assoziiert Inzidenzfälle:

Männliche Kohortenteilnehmer mit dem größten BMI von mindestens 40 (d.h. Gewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Metern) verzeichneten bei allen Arten von Krebs 52 % höhere Sterblichkeitsraten als Männer und Frauen mit „normalem“ BMI-Wert. Stark übergewichtige Frauen hatten sogar ein um 62 % höheres Krebsrisiko als die Vergleichsgruppe. 

Bei beiden Geschlechtern war der BMI-Wert mit einer erhöhten Todesrate aufgrund von Speiseröhren-Karzinom, Dickdarm-, Leber-, Gallenblase, Bauchspeicheldrüsen- und Nierenkrebs in Verbindung gebracht.  Bei Männern wurde ein zunehmendes Risiko mit höheren BMI-Werten für Tod durch Magen- und Prostatakrebs und bei Frauen durch Brust-, Gebärmutter-, Gebärmutterhals-, und Eierstockkrebs assoziiert.  Der Studie zufolge wird geschätzt, dass die aktuellen Muster von Übergewicht und Adipositas in Amerika bei Männern für rund 14% aller Krebstoten und für 20% bei Frauen verantwortlich sein könnten. Dabei ist zu beachten, dass die Daten zwischen 1982 und 1998 erhoben wurden. Statistiken zufolge waren 1990 rund 23% der amerikanischen Bevölkerung übergewichtig – im Jahr 2015 waren es schon 38,5%. 

Ein altes Muster:

Weitere Studien indizieren bei bestimmten Karzinom-Arten einen Anstieg der Krebsinzidenz auch bei jüngeren Erwachsenen. Dazu untersuchte eine im Jahr 2020, im Fachjournal Cancer publizierte Studie die Inzidenzfälle für 28 Krebsarten in Kanada. Dabei wurden kanadische Inzidenzdaten für 20- bis 84- Jährige aus der Datenbank Cancer Incidence in Five Continents Plus bewertet und die Gruppen nach Alter und Geburtsjahr von 1983 bis 2012 eingeteilt. Die Untersuchungen haben herausgefunden, dass Menschen im Jahre 1988 geboren, ein doppelt so hohes Risiko für Kolonkarzinom und ein fünfmal so hohes Risiko für Rektalkarzinom hatten, als Menschen, die 1943 geboren wurden. Im Gegensatz dazu war das Risiko auf Lungenkrebs bei späteren Generationen rund 60% geringer als davor.

Fazit: 

Ein stark erhöhtes Körpergewicht könnte laut Studien mit einer erhöhten Sterblichkeitsrate für bestimmte Krebsarten und Krebserkrankungen an spezifischen Körperstellen in Verbindung gebracht werden. Dabei nimmt die Inzident unter jungen Erwachsenen bei einigen mit starkem Übergewicht-assoziierten Karzinom-Arten zu, während Krebs-Arten, welche mit Infektionen oder Rauchen in Verbindung gebracht werden, abnehmen. Trotz der Notwenigkeit weiterer Studien - um aktuelle Statistiken damit überprüfen zu können und die Ursache für früh einsetzende Krebserkrankungen besser verstehen zu können - sollten Junge Erwachsene den Ergebnissen zufolge ein nachhaltiges gesundheitliches Verhalten fördern. 

Quellenangaben

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

Letztes Update

09.08.2021

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