Phenprocoumon

Phenprocoumon

Grundlagen

Phenprocoumon ist ein langwirksames orales Antikoagulans und ein Derivat des Cumarins. Es ist ein Vitamin-K-Antagonist, der die Gerinnung hemmt, indem er die Synthese der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X blockiert. Es wird zur Prophylaxe und Behandlung von thromboembolischen Erkrankungen (Thrombose/Lungenembolie) und zur Prophylaxe des Herzinfarktes bei Kammerflimmern eingesetzt. Es ist das in Deutschland verwendete Standard-Cumarin. Es wird in Form von peroralen und parenteralen Zubereitung verabreicht.

Medikamente mit Phenprocoumon

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Marcoumar - Tabletten Phenprocoumon Mylan Österreich GmbH
Phenprocoumon "Ratiopharm" 3 mg - Tabletten Phenprocoumon Teva B.V.
Phenprolys 3 mg Tabletten Phenprocoumon Dermapharm

Wirkung

Pharmakodynamik

Phenprocoumon hemmt das Enzym Vitamin-K-Reduktase, was zu einem Mangel der reduzierten Form von Vitamin K (Vitamin K2) fĂŒhrt. Da Vitamin K ein Kofaktor fĂŒr die Carboxylierung von  Vitamin-K-abhĂ€ngigen Proteinen ist, wird dadurch die Gamma-Carboxylierung und anschließende Aktivierung der Vitamin-K-abhĂ€ngigen Gerinnungsproteine eingeschrĂ€nkt. Die Synthese der Vitamin K-abhĂ€ngigen Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X sowie der gerinnungshemmenden Proteine C und S wird gehemmt. Dies fĂŒhrt zu einem verminderten Prothrombinspiegel was wiederum zu einer Verminderung von Thrombin fĂŒhrt. Thrombin ist maßgeblich an der Vernetzung der BlutplĂ€ttchen beteiligt. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit von thromboembolischen Ereignissen entscheidend verringert.

Pharmakokinetik

Die BioverfĂŒgbarkeit liegt bei nahezu 100 %. Die Proteinbindung betrĂ€gt 99 %. Phenprocoumon wird durch hepatische mikrosomale Enzyme (hauptsĂ€chlich CYP2C9 ) zu inaktiven hydroxylierten Metaboliten und durch Reduktasen zu reduzierten Metaboliten metabolisiert. Die Eliminationshalbwertszeit betrĂ€gt zwischen 5 und 6 Tagen.

Wechselwirkungen

Generell sollte eine Kombination mit anderen Blutgerinnungshemmern vermieden werden, da dies eine starke Blutungsneigung zur Folge haben kann.

ToxizitÀt

Nebenwirkungen

HĂ€ufige Nebenwirkungen:

  • HĂ€matome nach Verletzungen
  • Blut im Urin
  • Nasenbluten
  • Zahnfleischbluten

In seltenen FĂ€llen kann es auch zu einer LeberentzĂŒndung und gefĂ€hrlichen Gehirnblutungen kommen. 

Weitere seltenere Nebenwirkungen:

  • Haarausfall
  • Abnahme der Knochendichte
  • graufĂ€rbung der Haut
  • Urtikaria
  • Hautnekrosen

Toxikologische Daten

LD50 (Ratte, oral): 200 mg·kg−1

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code B01AA04
Summenformel C18H16O3
Molare Masse (g·mol−1) 280,32
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt (°C) 179–180
PKS Wert 4,20
CAS-Nummer 435-97-2
PUB-Nummer 54680692
Drugbank ID DB00946

Quellenangaben

  • Drugbank
  • PubChem
  • Aktories, Förstermann, Hofmann, Starke: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Elsvier, 2017

Redaktionelle GrundsÀtze

Alle fĂŒr den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprĂŒften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter UniversitĂ€ten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Markus FalkenstÀtter, BSc

Markus FalkenstÀtter, BSc
Autor

Markus FalkenstÀtter ist Autor zu pharmazeutischen Themen in der Medizin-Redaktion von Medikamio. Er befindet sich im letzten Semester seines Pharmaziestudiums an der UniversitÀt Wien und liebt das wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Naturwissenschaften.

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer
Lektor

Stefanie Lehenauer ist seit 2020 freie Autorin bei Medikamio und studierte Pharmazie an der UniversitÀt Wien. Sie arbeitet als Apothekerin in Wien und ihre Leidenschaft sind pflanzliche Arzneimittel und deren Wirkung.

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