Natriumpicosulfat

Natriumpicosulfat

Grundlagen

Natriumpicosulfat ist ein Wirkstoff, der zur Behandlung von Verstopfung und zur Darmentleerung eingesetzt wird. Er gehört zur Gruppe der Abführmittel. Es ist sehr eng mit Bisacodyl verwandt. und liegt meist als weißes kristallines Pulver vor. Natriumpicosulfat ist ein Prodrug, das heißt, dass der Wirkstoff als inaktive Form vorliegt und erst im Körper durch die Umwandlungsprozesse in die aktive Form, das Diphenol Bis-(p-hydroxyphenyl)-pyridyl-2-methan (BHPM) , überführt wird. Die Umwandlung erfolgt durch bestimmte Darmbakterien. Der Vorteil von Natriumpicosulfat ist, dass es aufgrund fehlender Absorption nicht in magensaftresistenter Form vorliegen muss.

Grafik Strukturformel des Wirkstoffs Natriumpicosulfat

Medikamente mit Natriumpicosulfat

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Agaffin - Abführgel Natriumpicosulfat P&G Health Germany GmbH
Guttalax - Tropfen Natriumpicosulfat Opella Healthcare Austria GmbH
Laxasan - Tropfen Natriumpicosulfat Gebro Pharma GmbH
Guttalax Perl - Kapseln Natriumpicosulfat Boehringer Ingelheim
Picosalax 10 mg Tabletten Natriumpicosulfat Ferring

Wirkung

Natriumpicosulfat wirkt, indem es die Darmschleimhaut zur vermehrten Wasser- und Elektrolytsekretion anregt. Der Stuhl wird somit weicher und flüssiger. Zusätzlich werden auch die Darmbewegungen durch Natriumpicosulfat häufiger. Beide Effekte zusammen sind der Grund für die abführende Wirkung. Ein weiterer Vorteil ist, dass Natriumpicosulfat nur im Dickdarm wirkt und somit die Nährstoffresorption im Dünndarm nicht gestört wird. Durch diese Selektivität im Dickdarm kommt es auch zu keinem First-Pass-Effekt und die Wirkung tritt somit schneller ein. 

Der First-Pass-Effekt tritt bei den meisten Wirkstoffen ein, die im Magen oder Dünndarm absorbiert werden. Der Wirkstoff wird durch die Magen- oder Dünndarmschleimhaut aufgenommen und durch die Pfortader (Vena portae) zur Leber transportiert. In der Leber kommt es dann, noch bevor der Wirkstoff in den Körperkreislauf gelangt, zu einer ersten Verstoffwechselung, sodass der Wirkstoff danach in geringerem Ausmaß dem Körper zur Verfügung steht. Der First-Pass-Effekt hat einen großen Einfluss auf die Bioverfügbarkeit der jeweiligen Wirkstoffe im Körper. Die Bioverfügbarkeit gibt an, zu wie viel Prozent der Wirkstoff im Blut verfügbar ist.

Dosierung

Nehmen Sie Natriumpicosulfat immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Die übliche empfohlene Dosis liegt bei Erwachsenen zwischen 5-10 mg Natriumpicosulfat

Die empfohlene Einnahme bei Kindern ab 4 Jahren liegt bei 2,5-5 mg Natriumpicosulfat. 

Die Wirkung tritt nach 6 bis 12 Stunden ein und sollte abends eingenommen werden, um die Stuhlentleerung am nächsten Morgen auszulösen. 

Natriumpicosulfat sollte nur sehr kurz eingenommen werden, da durch den Wirkstoff nur die Symptome, nicht aber die Ursachen einer Verstopfung behoben werden. 

Nebenwirkungen

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

Sehr häufig:

Häufig:

Gelegentlich:

Häufigkeit unbekannt:

  • Überempfindlichkeitsreaktionen
  • Ohnmacht
  • Hautreaktionen wie Schwellungen, Juckreiz oder Ausschlag
  • Atemnot (Angioödem)

Bei langandauernder oder hochdosierter Einnahme kann es zu erhöhten Verlusten von Wasser und Elektrolyten führen, wodurch es zu weiteren Beschwerden wie einer beeinträchtigten Herzfunktion oder Muskelschwäche kommen kann. 

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

  • bei Einnahme von harntreibenden Mitteln (Diuretika) kann es zu einem verstärkten Kaliumverlust im Körper kommen
  • bei Einnahme von Nebennierenrindenhormonen (Adrenocorticosteroiden) kann es zu einem verstärkten Kaliumverlust im Körper kommen
  • bei Einnahme von Antibiotika kann die Wirkung von Natriumpicosulfat beeinträchtigt werden
  • Durch verstärkten Kaliumverlust im Körper kann es zu Herzbeschwerden kommen bzw. die Wirkung von bestimmten Medikamenten, die die Herzfunktion beeinflussen, gestört werden.

Gegenanzeigen

Natriumpicosulfat darf in folgenden Fällen NICHT eingenommen werden:

  • bei Allergie gegen Natriumpicosulfat
  • bei Darmverschluss oder Störungen der Magen-Darm-Durchgängigkeit
  • bei akut-entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen
  • bei starkten Bauchschmerzen mit und ohne Fieber
  • bei starkem Wasserverlust des Körpers

Altersbeschränkung

Natriumpicosulfat ist ab 4 Jahren freigegeben.

Schwangerschaft & Stillzeit

In der Schwangerschaft kann Natriumpicosulfat nach Rücksprache mit Ihrem Arzt eingenommen werden. Natriumpicosulfat wird seit Jahrzehnten bei Schwangeren angewendet, ohne Berichte über schädigende Wirkungen für das ungeborene Baby. Auch im Tierversuch wurde über keine schädigenden Effekte berichtet. Allerdings ist die Studienlage zu Natriumpicosulfat in der Schwangerschaft  sehr dünn. 

In der Stillzeit kann Natriumpicosulfat nach Rücksprache mit Ihrem Arzt eingenommen werden. Wegen der sehr geringen Bioverfügbarkeit ist nicht mit einem Übergang in die Muttermilch zu rechnen. Ein Stillen ohne Einschränkungen ist möglich. 

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code A06AB08
Summenformel C18H15NO8S2
Molare Masse (g·mol−1) 437,444
Aggregatzustand fest
Dichte (g·cm−3) 1,6
Schmelzpunkt (°C) 286,09
Siedepunkt (°C) 657,33
PKS Wert 4,08
CAS-Nummer 10040-34-3
PUB-Nummer 5243
Drugbank ID DB09268

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.

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Die dargestellten Inhalte ersetzen nicht die originale Beipackzettel des Arzneimittels, insbesondere im Bezug auf Dosierung und Wirkung der einzelnen Produkte. Wir können für die Korrektheit der Daten keine Haftung übernehmen, da die Daten zum Teil automatisch konvertiert wurden. Für Diagnosen und bei anderen gesundheitlichen Fragen ist immer ein Arzt zu kontaktieren. Weitere Informationen zu diesem Thema sind hier zu finden