Clonazepam

Clonazepam

Grundlagen

Clonazepam ist ein Arzneistoff, der häufig zur Behandlung von Panikstörungen, schweren Angstzuständen und Krampfanfällen eingesetzt wird.

Anwendung und Indikationen

Clonazepam ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Benzodiazepine. Das Hauptindikationsgebiet ist die Behandlung aller Arten der Epilepsie bei Erwachsenen und Kindern. Es wird zudem bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung als Mittel der ersten Wahl eingesetzt. Weitere Indikationen sind die Behandlung des Restless-Legs-Syndroms und von Angst- und Panikstörungen sowie die Behandlung von besonders stark ausgeprägtem Schlafwandeln.

Geschichte

Clonazepam wurde 1960 von der Firma Roche patentiert und 1975 erstmals in den Vereinigten Staaten auf den Markt gebracht. Es ist mittlerweile als Generikum erhältlich.

Medikamente mit Clonazepam

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Rivotril "Roche" 0,5 mg - Tabletten Clonazepam Roche Austria GmbH
Rivotril "Roche" 2 mg - Tabletten Clonazepam Roche Austria GmbH
Rivotril 0,5 mg - Tabletten Clonazepam Cheplapharm Arzneimittel GmbH
Rivotril 2 mg - Tabletten Clonazepam Cheplapharm Arzneimittel GmbH

Wirkung

Pharmakodynamik und Wirkmechanismus

Die pharmakodynamischen Eigenschaften von Clonazepam sind denen anderer Benzodiazepine sehr ähnlich und umfassen antikonvulsive, sedierende, muskelrelaxierende und angstlösende Wirkungen.

Gamma-Aminobuttersäure (GABA) gilt als der wichtigste hemmende Neurotransmitter im menschlichen Körper. Wenn GABA an GABA-Rezeptoren in den Synapsen von Nervenzellen bindet, werden Chloridionen über einen Ionenkanal in den Rezeptoren durch die Membranen der Nervenzellen geschleust. Bei ausreichendem Einstrom von Chloridionen kommt es zu einer Hyperpolarisation der lokalen, assoziierten Nervenzellmembranpotentiale, was die Auslösung von Aktionspotentialen erschwert oder unwahrscheinlicher macht und letztlich zu einer verminderten Erregung der Nervenzellen führt.

Clonazepam ist in der Lage, an GABA-Rezeptoren zu binden. Durch diese Bindung wird die Wirkung von GABA verstärkt, indem die Affinität von GABA für seinen Rezeptor erhöht wird. Diese verstärkte Ligandenbindung des inhibitorischen Neurotransmitters GABA an die Rezeptoren erhöht den Chloridfluss, was zu einer Hyperpolarisation der Zellmembran führt, die eine weitere Erregung der assoziierten Nervenzellen verhindert. Diese Rezeptoren kommen sowohl in der Peripherie als auch im ZNS vor, was die verschiedenen Wirkungen wie Sedierung, Hypnose, Skelettmuskelrelaxation, antikonvulsive Aktivität und angstlösende Wirkung ermöglicht.

Pharmakokinetik

Clonazepam wird nach oraler Verabreichung schnell und fast vollständig resorbiert. Die Plasmaspitzenkonzentrationen von oral verabreichtem Clonazepam werden innerhalb von 1-4 Stunden erreicht, und die damit verbundene Absorptionshalbwertszeit beträgt etwa 25 Minuten. Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt etwa 90 %. Die Plasmaproteinbindung von Clonazepam liegt zwischen 82 und 86 %. Clonazepam wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert. Ungefähr 50-70% einer Clonazepam-Dosis werden mit dem Urin und 10-30% mit den Fäkalien als Metaboliten ausgeschieden. Die für Clonazepam ermittelte mittlere Eliminationshalbwertszeit ist unabhängig von der verabreichten Dosis und liegt bei etwa 30-40 Stunden.

Wechselwirkungen

Die Einnahme von Clonazepam zusammen mit anderen Medikamenten kann zu unerwünschten Nebenwirkungen und veränderter Wirkung führen.

Dazu gehören beispielsweise:

  • Opioide
  • Schlafmittel
  • Muskelrelaxantien
  • Angstlösende Arzneimittel
  • Antiepileptika

Toxizität

Kontraindikationen

Clonazepam sollte nicht eingenommen werden:

  • ein Engwinkelglaukom besteht
  • eine schwere Lebererkrankung besteht
  • eine Allergie gegen Clonazepam oder andere Vertreter der Benzodiazepine bekannt ist

Nebenwirkungen

Die Einnahme kann eine Reihe von schweren unerwünschten Nebenwirkungen auslösen:

  • neue oder sich verschlimmernde Krampfanfälle
  • schwere Schläfrigkeit
  • schwache oder flacher Atmung
  • Ungewöhnliche Veränderungen der Stimmung oder des Verhaltens
  • Verwirrung, Paranoia, Albträume, Halluzinationen
  • Gedanken an Selbstmord oder Selbstverletzung
  • ungewöhnliche oder unwillkürliche Augenbewegungen

Häufige Clonazepam Nebenwirkungen können sein:

  • Schläfrigkeit, Schwindelgefühl
  • Müdigkeit oder Niedergeschlagenheit
  • Gedächtnisprobleme
  • Probleme beim Gehen oder bei der Koordination

Schwangerschaft und Stillzeit

Clonazepam kann während der Schwangerschaft eingenommen werden, insbesondere wenn es zur Kontrolle der Epilepsie benötigt wird. Die Einnahme von Clonazepam in der Spätschwangerschaft kann sich jedoch auf das Kind auswirken, und erhöhte Schläfrigkeit und Entzugserscheinungen auslösen.

Es gibt wenige Informationen über die Einnahme von Clonazepam während der Stillzeit, aber es wird angenommen, dass es in sehr geringen Mengen in die Muttermilch übergeht. In der Regel verursacht Clonazepam bei gestillten Säuglingen keine unerwünschten Wirkungen.

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code N03AE01
Summenformel C15H10ClN3O3
Molare Masse (g·mol−1) 315,71
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt (°C) 236,5–238,5
PKS Wert 1,57
CAS-Nummer 1622-61-3
PUB-Nummer 2802
Drugbank ID DB01068

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Markus Falkenstätter, BSc

Markus Falkenstätter, BSc
Autor

Markus Falkenstätter ist Autor zu pharmazeutischen Themen in der Medizin-Redaktion von Medikamio. Er befindet sich im letzten Semester seines Pharmaziestudiums an der Universität Wien und liebt das wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Naturwissenschaften.

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