Ibuprofen und Paracetamol:
Genauso wie Acetylsalisylsäure (Kurz: ASS) und Diclofenac, zählt auch Ibuprofen zur Gruppe der sauren Nicht-Opioid-Analgetika. Diese reichern sich vorzugsweise im akut entzündeten Gewebe, im Magen-Darm-Trakt und in der Nierenrinde an. Paracetamol hingegen ist ein sogenanntes nichtsaures-Nicht-Opioid-Analgetikum, welches man in hoher Konzentration im Bereich des Gehirns und Rückenmark (bzw. zentrales Nervensystem) wiederfindet. Während Wirkstoffe wie Ibuprofen gute entzündungshemmende Eigenschaften haben, wirken Nichtsaure Analgetika wie Paracetamol schlecht entzündungshemmend – dafür können diese jedoch einen guten fiebersenkenden Effekt verzeichnen.
Unterschiedliche Empfehlungen:
Flüssige Ibuprofen-Zubereitungen sind seit dem 1. November 2020 für Kinder ab drei Monaten ohne Rezept erhältlich. Davor war für diese Kinder nur orales Paracetamol und Ibuprofen-Zäpfchen rezeptfrei verfügbar. Laut daten aus einer prospektiven Kohorte von 6476 Kindern, die seit der Geburt gefolgt wurden, waren rund 95% der Kinder im Alter von 9 Monaten Paracetamol ausgesetzt. Obwohl die Medikamente häufig angewendet werden variieren die Empfehlungen für Behandlungen von Kleinkindern– insbesondere bei Kindern unter 6 Monaten. Während Paracetamol in allen Ländern für die Anwendung bei Neugeborenen empfohlen wird, ist die maximale Tagesdosis unterschiedlich. Folglich sind in Neuseeland und im Vereinigten Königreich 60 mg/kg/Tag empfohlen – in Amerika bis zu 90 mg/kg/Tag.
Auch die Verwendungsempfehlung für Ibuprofen zur Behandlung von Fieber und Schmerzen bei Kleinkindern zeigt erhebliche Unterschiede. Die New Zealand Formulary for Children empfiehlt die Verwendung von Ibuprofen ab einem Monat mit 5 mg/kg – 3- bis 4-mal täglich, bis zu einer maximalen Dosis von 30 mg/kg/Tag. Die USA hingegen empfiehlt eine Verwendung nur für Kinder im Alter von mindestens 6 Monaten mit einer höheren maximalen Tagesdosis von 40 mg/kg/Tag.
Epidemiologische Studien aus Nordamerika, Großbritannien und Europa verzeichnen, dass Ibuprofen möglicherweise eine Rolle bei der Entwicklung einer bakteriellen Infektion bei Kleinkindern spielt. Obwohl Daten zu Risiken von Ibuprofen oder Paracetamol bei Neugeborenen häufig in Studien über das gesamte Altersspektrum aufgenommen werden, fehlen spezifische Analysen zum Risiko schwerwiegender unerwünschter Ereignisse und Überprüfungen der Wirksamkeit und Sicherheit bei Kindern unter 2 Jahren – besonders bei Säuglingen unter 6 Monaten.
Deswegen hat eine neue Metaanalyse die Sicherheit und Effektivität von oralem Ibuprofen und Paracetamol bei Kleinkindern verglichen.
Meta-Analyse:
Primäres Ziel dieser Untersuchung war es die fiebersenkende Wirkung, Schmerzmittel-Effektivität und Sicherheit von Paracetamol mit Ibuprofen zur kurzfristigen Behandlung von Fieber oder Schmerzen bei Kindern unter 2 Jahren zu vergleichen. Sekundäres Ziel beinhaltete die Gegenüberstellung der Sicherheit der beiden Wirkstoffe bei Kindern unter 6 Monaten. Dabei wurden Daten aus der MEDLINE-, Embase-, CINAHL-Datenbank sowie Datenquellen des Cochrane Central Register of Controlled Trials, des Studienregisters ClinicalTrial.gov und des australischen neuseeländischen Registers für klinische Studien analysiert. Alle Studien, an denen Kinder unter 2 Jahren teilnahmen und Paracetamol direkt mit Ibuprofen verglichen wurde, waren für diese Meta-Analyse signifikant.
Primären Ergebnisse waren Fieber oder Schmerzen innerhalt der ersten 4 Stunden nach Behandlungsbeginn.
Unterschiede und Ähnlichkeiten:
Aus insgesamt 19 Studien wurden 241.138 TeilnehmerInnen aus 7 Ländern und unterschiedlichen Gesundheitseinrichten in diese Analyse eingeschlossen. Dabei zeigte Ibuprofen im Vergleich zu Paracetamol eine Temperatursenkung nach weniger als 4 bis 24 Stunden und weniger Schmerzen nach 4 bis 24 Stunden. In allen Studien waren Nebenwirkungen ungewöhnlich. Nach vier Stunden und 4 bis 24 Stunden nach der Ibuprofen-Gabe waren Kinder mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ohne Fieber. Nach mehr als einem Tag waren jedoch keine Unterschiede zwischen den Medikamenten mehr zu sehen. Auch die Rate unerwünschter Wirkungen war für Ibuprofen und Paracetamol ähnlich – besonders die Wahrscheinlichkeit für Nierenschäden, Leberschäden und Asthma. Da nur zwei der analysierten Studien die Gruppe der Kinder unter 6 Monaten eingeschlossen hat, waren die Daten für diese Analyse nicht ausreichend. Zusätzlich waren leider keine Daten zur Schmerzminderung in den ersten vier Stunden verfügbar. Bei Frühgeborenen zeigen die beiden Medikamente ein ähnliches Sicherheitsprofil.
Fazit:
In dieser Analyse konnte die Verwendung von Ibuprofen im Vergleich zu Paracetamol bei Kindern unter 2 Jahren eine bessere Wirkung in Bezug zur Temperatursenkung und weniger Schmerzen innerhalb des ersten Tages nach Behandlung zeigen, wobei das Sicherheitsprofil beider Arzneimittel Ähnlichkeiten aufweisen.
Wirkstoffe: