Positiver kollateraler Effekt für Metformin an Diabetikern mit COVID-19?

Vektorillustration von Coronavirus 2019-nCoV und Virushintergrund mit Krankheitszellen und roten Blutkörperchen.COVID-19 Corona-Virus ausgebrochenes und pandemisches Konzept für das medizinische Gesundhei

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Schon seit rund einem Jahr herrscht die aktuelle globale COVID-19-Situation als Mittelpunkt der Politik, Wirtschaft und Medizin. Das Virus kann tödlich enden - in besonderem Zusammenhang bei Typ-2-Diabetikern, die auch laut Robert Koch-Institut zur Risikogruppe zählen. Aktuelle Untersuchungen zeigen einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Arzneistoff Metformin und der Mortalitätsrate von Diabetikern.

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shutterstock.com / Fotomay

Metformin bei Diabetikern:

Metformin ist ein Wirkstoff, der bei Typ-2-Diabetikern für die orale Anwendung zugelassen ist, sobald sich der eigene Glukosespiegel (d.h. Blutzuckerspiegel) durch körperliche Betätigung oder Umstellung der Ernährung nicht ausreichend herabsenken lässt. Bei Schwangerschaftsdiabetes und sogenannter Prädiabetes, also einem Diabetes-Vorstadium, kann es auch Off-Label (d.h. außerhalb der zugelassenen Anwendungsgebiete) zur Verwendung kommen. Häufig wird der Arzneistoff über einen längeren Zeitraum eingenommen, damit der eigene Stoffwechsel positiv beeinflusst werden kann. 

Die Wirkung von Metformin umfasst das Hemmen der Produktion von Glukose durch die Leber. Dadurch kann der typischerweise hohe nüchterne Blutzuckerspiegel (d.h. gemessen nach einem bestimmten Zeitraum ohne Nahrungsaufnahme) umgehen werden. Der Arzneistoff kann auch die Aufnahme von Glukose im Darm verzögern, wodurch die Blutzuckerwerte nach Mahlzeiten niedrig gehalten werden. Zusätzlich wird auch die Insulinsensitivität, also die Empfindlichkeit der entsprechenden Körperzellen gegenüber Insulin (d.h. dadurch wird die Zuckerverwertung verbessert), erhöht. 

Studie während der Pandemie:

Eine retrospektive Studie untersuchte unlängst den Zusammenhang zwischen Metformin bei COVID-19-Patienen mit Typ-2-Diabetes und deren Mortalitätsrate. Die, im Januar 2021, in der Fachzeitschrift Frontiers in Endocrinology veröffentlichte Untersuchung erforschte die Überlebenschancen anhand von 25,326 Patienten, welche im Zeitraum 25.02.2020 bis 22.06.2020 positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Von 604 Patienten, die im südöstlichen Teil Amerikas in der Klinik University of Alabama Hospital während der ersten Welle behandelt wurden, hatten 39,6% (239 Patienten) Diabetes. 67 Patienten überlebten die Erkrankung nicht – davon waren 45 Diabetiker (67,2%). Diejenigen, die Diabetes Mellitus hatten, zeigten ein mehr als dreifach höheres Risiko, an den Folgen von SARS-CoV-2 zu sterben, als Menschen ohne Diabetes. Die besondere Kontroverse bildet dabei die Gruppe der Typ-2-Diabetiker, welche bereits vorher mit Metformin behandelt wurde. Hier wurden 8 Todesfälle verzeichnet. Die Studie berechnete ein Quotenverhältnis von 0,38, wodurch die Mortalität um zwei Drittel niedriger war (d.h. Messzahl aus der Statistik, welche die Stärke eines Zusammenhangs von zwei Merkmalen aussagt. Weniger als 1 bedeutet, dass die Chancen der ersten vergleichenden Gruppe kleiner sind.).

Bemerkung: Diese Studien beweisen nicht, dass eine Behandlung mit dem Arzneistoff für eine vorteilhaftere Überlebenschance verantwortlich ist, da es möglich ist, dies auf andere Eigenschafften zurückzuführen. 

Protektive Wirkung?

Falls die Diabetes-Erkrankung im fortgeschrittenen Stadium ist, werden die Patienten öfter mit Insulin behandelt. In der Analyse konnte auch bei einer Insulinbehandlung ein leicht vermindertes Sterberisiko untersucht werden.  Die 2020 im wissenschaftlichen Fachjournal Diabetologia publizierte CORONADO-Studie zeigte ähnliche Ergebnisse im Zusammenhang mit Metformin, denn das Sterberisiko der Diabetiker sank um 41%, falls diese schon vor der Erkrankung mit dem Arzneistoff behandelt worden waren. 

Auch die American Society of Tropical Medicine and Hygiene untersuchte die Mortalitätsrate der Diabetes-Patienten mit COVID-19 im Zusammenhang mit einer Metformin Behandlung. Während die Sterblichkeit bei dieser Gruppe bei 2,9% (3 von 104) lag, zeigte die "Nicht-Metformin" Gruppe eine Mortalitätsrate von 12,3% (22 von 179).

Eine letzte Studie aus der USA, die 2021 im Journal Lancet Healthy Longevity veröffentlich wurde, präsentierte Untersuchungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass Frauen mit Diabetes ein signifikant vermindertes Sterberisiko aufzeichneten, falls sie mit Metformin behandelt wurden.

Ungewisse Ergebnisse?

Solche retrospektiven Auswertungen können jedoch schnell einen Fehler beinhalten, da auch die restlichen Risikofaktoren signifikante Ausmaße für die Ergebnisse liefern können. Zu beachten ist, dass die Patienten, die kein Metformin erhalten hatten, zumindest in der letzten Studie älter waren, häufiger erhöhten Blutdruck aufwiesen, öfter mit einer koronaren Herzkrankheit/Herzinsuffizienz diagnostizierten wurden und vermehrt chronische Nierenerkrankungen vermerkten. 

Dieses Ungleichgewicht wurde vermieden, indem man nur Patienten mit ähnlichen Eigenschaften verglichen hat. Dadurch ergab sich kein Vorteil für die Metformingabe in Bezug zur Mortalitätsrate – außer bei den Frauen. Bei weiblichen Patientinnen konnte man eine Metformin-Einnahme mit einer ungefähr 20% geringeren Sterblichkeitsrate in Verbindung setzen. Vorige Studien haben auch zeigen können, dass der Arzneistoff bei Frauen eine effizientere Wirkung aufweisen konnte. 

Weitere Untersuchungen notwendig: 

Um den Arzneistoff mit genaueren Parametern testen zu können, benötigt man mit Sicherheit randomisierte klinische Studien. Genau solche sind schon in der Minnesota School of Medicine mit rund 70 Patienten in Planung, um einen signifikanten Nutzen von Metformin in diesem Zusammenhang untersuchen zu können. 


Wirkstoffe: 

    Quellenangaben

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    Danilo Glisic

    Danilo Glisic
    Autor

    Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

    Letztes Update

    29.01.2021

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