Ein Urintest zum Aufspüren von Gebärmutterkrebs?

Illustration einer menschlichen Gebärmutter. Uterussymbol der Frau.

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Gebärmutterkrebs zählt mit rund 12.000 Neuerkrankungen pro Jahr zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen in Deutschland. Zurzeit werden Frauen mithilfe eines schmalen Teleskops im Mutterleibinneren untersucht. 31 % davon verzeichnen dabei technische Schwierigkeiten oder unerträgliche Schmerzen – und müssen daher das Verfahren wiederholen. Deshalb haben britische Forscher nun eine simple, nicht invasive Diagnose-Methode entwickelt.

Illustration einer menschlichen Gebärmutter.

shutterstock.com / Anatolir

Gebärmutterkrebs erklärt:

Die Gebärmutter, auch Uterus genannt, ist ein muskulöses Hohlorgan. In seiner Form ähnelt es einer auf dem Kopf stehenden Birne und wird wie folgt aufgeteilt:

  • Gebärmutterhöhle (Cavum uteri): Im inneren des Uterus mit einem flachen Innenraum.
  • Gebärmutterkörper (Corpus uteri): Die oberen zwei Drittel der Gebärmutter. Dabei ist im obersten Teil die sogenannte Kuppel (Fundus uteri). 

Gebärmutterkrebs, oder auch Uteruskarzinom (bzw. Korpuskarzinom) genannt, entsteht im oberen Teil des Uterus und ist ein bösartiger Tumor des Gebärmutterkörpers. Dieser entwickelt sich fast ausschließlich aus dem Endometrium, der Schleimhaut im inneren der Gebärmutter und nicht, wie bei vielen anderen Krebsarten, aus der Muskelschicht. Das Uteruskarzinom gilt als vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen – wobei das durchschnittliche Erkrankungsalter bei ungefähr 68 Jahren liegt. Die meisten Diagnosen wird dabei in den Wechseljahren gestellt, da es in dieser Zeit zu Veränderungen in der Schleimhaut kommt, wobei sich einzelne Zellen durch Mutation in Krebszellen ändern können. In der Fachsprache wird daher auch der Begriff Endometriumkarzinom verwendet.

Ein Endometriumkarzinom manifestiert sich meistens mit einer Blutung – einer sogenannten postmenopausalen Blutung. (Vorsicht: Umgekehrt liegen nur 5-10 % von postmenopausalen Blutungen einem Uteruskarzinom zugrunde.) Derzeit werden bösartige Erkrankungen durch transvaginale Ultraschalluntersuchungen, ambulante Hysteroskopie (d.h. Verfahren mit schmalem Teleskop im Mutterleibinneren) und Endometriumbiopsie diagnostiziert. Aufgrund von technischem Versagen oder unerträglichen Schmerzen müssen bis zu 31 % der Frauen die Untersuchung unter Vollnarkose wiederholen.   

Nicht-invasiver Test:

In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen zu vollziehen, damit ein möglicher Tumor frühzeitig entdeckt und behandelt werden kann. Um die Früherkennung zu erleichtern, sind neue Strategien deshalb dringend erforderlich, um eine heilbare Hysterektomie (d.h. teilweise oder ganze operative Entfernung der Gebärmutter) bei Frauen mit aggressiven Erkrankungen zu ermöglichen.

Zurzeit werden jedes Jahr Millionen von Frauen ohne Endometriumkarzinom diesen invasiven Tests unterzogen, wodurch finanzielle Auswirkungen für die Gesundheitsdienstleister entstehen und Frauen persönliche Kosten tragen. Aufgrund dessen haben nun Forscher einen einfachen, leicht zu verwaltenden, nicht-invasiven Test erstellt, mit dem Frauen mit Uteruskarzinom untersucht werden können, während die Mehrheit der gesunden Frauen durch diese Testung Unsicherheiten beseitigen würden. 

Die in der Fachzeitschrift Nature Communications publizierte Analyse der University of Manchester beschreibt den nicht-invasiven Test, der von Frauen von Zuhause aus eingesammelt werden kann. Dabei wird das Karzinom durch eine Urin- oder Vaginal-Probe unter einem Mikroskop diagnostiziert. 

Neue Untersuchung:

Insgesamt nahmen 216 Frauen an dieser Studie teil. 103 davon hatten bekanntes oder vermutetes Uteruskarzinom und 113 noch ungeklärte postmenopausale Blutungen. Das mittlere Alter betrug 61 Jahre und ihr BMI 30 kg/m2. Frauen mit Endometriumkarzinom waren im Durchschnitt 68,5 Jahre, während die Gruppe mit postmenopausalen Blutungen im Mittel 58 Jahre verzeichnete. 

Vielversprechende Ergebnisse:

Dabei hat das neue Testverfahren 91,7% der Frauen mit Gebärmutterkrebs identifizierten können. Der Anteil ohne Uteruskarzinom, der mit dem neuen Test negativ getestet wurde, betrug dabei 88,9%.

Der Studie zufolge konnten diese Ergebnisse zeigen, dass Gebärmutterkrebszellen in Urin- und Vaginalproben mit einem Mikroskop nachgewiesen werden können. Demnach können positiv getestete Frauen für diagnostische Analysen weitergeleitet werden, während bei negativ-Getesteten kein invasiver Eingriff erforderlich wäre. Da es schon bekannt ist, dass Gebärmutterkrebs maligne Zellen durch den Gebärmutterhals in den unteren Genitaltrakt abgibt, können diese Zellen durch Spülung oder aus selbst gesammelten Urinproben entnommen werden. Das als Zytologie bekannte Verfahren zum Testen der Zellen könnte dabei eine hilfreiche Methode sein, da das dazu benötigte Fachwissen und Infrastruktur, welche dafür notwendig ist, in Gesundheitseinrichtungen meistens schon vorhanden ist. Die Forscher sind der Meinung, dass der neue Test eine simple und einfach zu verabreichende Lösung darstellt, welche als Triage-Methode (d.h. Priorisierung medizinischer Hilfeleistungen) für Frauen mit Verdacht auf Uteruskarzinom zur Verwendung kommen könnte. Niedrigere Kosten, schnelle Bearbeitungszeiten und das Potenzial für eine patientennahe Labordiagnostik (d.h. Diagnose direkt im Krankenhaus, beim Arzt oder in der Apotheke) könnten dabei zu den Vorteilen einer solchen Methode zählen. 

Fazit:

Studien zufolge ist Gebärmutterkrebs mit rund 380.000 Diagnosen jährlich die sechsthäufigste Krebsart bei Frauen global. Während die meisten Frauen mit einer postmenopausalen Blutung gute Prognose-Chancen haben, besitzen nur 5-10% davon eine bösartige Pathologie. Der neu entwickelte, nicht invasive Urintest könnte Untersuchungen zufolge dabei helfen, die Mehrheit der Frauen durch diese schnellere, kostengünstige und patientennahe Methode effektiver zu diagnostizieren. Trotz vielversprechenden Ergebnissen werden noch weitere, größere diagnostische Studien an Frauen mit ungeklärten postmenopausalen Blutungen benötigt, um eine eindeutige diagnostische Untersuchung bestätigen zu können.

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

Letztes Update

30.08.2021

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