Nandrolon

Nandrolon

Grundlagen

Nandrolon wird bei Erkrankungen, die mit einem starken Abbau von Muskelmasse (Kachexie) einhergehen, eingesetzt. Es ist ein mit dem mĂ€nnlichen Sexualhormon Testosteron verwandter Arzneistoff. 

Anwendung und Indikationen

Nandrolon ist strukturell dem Sexualhormon Testosteron sehr Àhnlich. Dadurch kann es Àhnliche Wirkungen auf Muskeln und Auswirkungen auf typisch mÀnnliche Merkmale haben. Da die Wirkung auf die Muskeln wesentlich stÀrker ausgeprÀgt ist, wird Nandrolon hauptsÀchlich zum Anregen des Muskelwachstums bei Krankheiten, welche mit einem Muskelverlust einhergehen, verwendet. Dazu gehören beispielsweise AIDS, Nierenerkrankungen und starke Lungenerkrankungen wie COPD. ZusÀtzlich kann Nandrolon die Knochenmasse aufbauen, weshalb es bei der Behandlung der Osteoporose eingesetzt wird.

Nandrolon wird in der Regel in Form einer Injektionslösung unter die Haut (subkutane Injektion) verabreicht. Dadurch wird ein Depot-Effekt erzielt, welcher das Dosierungsintervall erhöht. Dadurch muss Nandrolon normalerweise nur alle 3 Wochen injiziert werden.

Geschichte

Nandrolon wurde im Jahr 1950 erstmals synthetisiert und ab den 1960er Jahren therapeutisch eingesetzt.

Wirkung

Pharmakodynamik und Wirkmechanismus

Nandrolon ist, wie Testosteron, ein Agonist am Androgenrezeptor. Durch Bindung an diesen Rezeptor kann es die selben Wirkungen wie Testosteron entfalten, jedoch in einem unterschiedlichen Ausmaß. Nandrolon wirkt wesentlich stĂ€rker anabol und schwĂ€cher androgen als Testosteron. Dies liegt daran, dass Nandrolon nicht in das sehr stark androgene Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt wird, sondern in das wesentlich schwĂ€cher wirksame Dihydronandrolon (DHN).  Dadurch hat es ein milderes Nebenwirkungsprofil und ist besonders fĂŒr die Verwendung bei Frauen und Kindern geeignet.

Pharmakokinetik

Die Wirksamkeit von Nandrolon ist nach oraler Einnahme etwa zehnmal geringer als bei der subkutanen Injektion. Daher wird es in Form einer Depotformulierung, meist als Decanoat, unter die Haut appliziert. Nandrolon hat eine sehr geringe AffinitĂ€t zum "Serumprotein sex hormone-binding globulin" (SHBG), weshalb es großteils ungebunden vorliegt. Der Abbau erfolgt hauptsĂ€chlich durch das Enzym 5-α-Reduktase. Die Wirkdauer betrĂ€gt bei der Verabreichung als Decanoat etwa 3-4 Wochen.

ToxizitÀt

Kontraindikationen

In einigen FĂ€llen ist der Einsatz von Nandrolon streng kontraindiziert:

  • Prostatakrebs oder Brustkrebs beim Mann
  • Porphyrie (eine seltene Stoffwechselerkrankung)
  • bei bekannter Schwangerschaft

Nebenwirkungen

Die möglichen Nebenwirkungen sind abhÀngig von der Dosierung und AnwendungshÀufigkeit:

  • FlĂŒssigkeitsretention (Ödeme)
  • Muskelschmerzen
  • Erhöhte Blutfettwerte
  • Übelkeit
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • gesteigerte oder herabgesenkte Libido
  • Unruhe und NervositĂ€t
  • LeberschĂ€digung
  • Hautausschlag
  • verĂ€nderungen der Stimme

Nebenwirkungen, die speziell bei Frauen auftreten können:

  • Heiserkeit
  • verstĂ€rkte Körperbehaarung
  • Akne
  • Haarausfall
  • VergrĂ¶ĂŸerung der Klitoris
  • Ausbleiben oder VerĂ€nderungen des Intervalls der Monatsblutung

Nebenwirkungen, die speziell bei MÀnnern auftreten können:

  • BegĂŒnstigung des Wachstums eines Prostatakarzinoms (welches zuvor schon bestanden hat)
  • BrustvergrĂ¶ĂŸerung
  • Hodenverkleinerung
  • schmerzhafte Erektionen
  • gutartige ProsatavergrĂ¶ĂŸerung
  • verminderte Spermienanzahl und damit einhergehende verminderte ZeugungsfĂ€higkeit

Schwangerschaft und Stillzeit

Eine Anwendung wÀhrend der Schwangerschaft oder wÀhrend der Stillzeit ist streng kontraindiziert, da hormonelle Auswirkungen auf das Kind möglich sind.

MissbrÀuchliche Anwendung

Da Nandrolon eine gĂŒnstige Wirkung auf Muskelwachstum bei vergleichweise niedriger androgener Wirkung aufweist, wird es oftmals als Doping-Substanz eingesetzt. Vor allem im Kraftsport und Leistungssport wird Nandrolon zur Anregung des Muskelwachstums und zur Senkung der Regenerationszeit eingesetzt.

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code A14AB01, S01XA11
Summenformel C18H26O2
Molare Masse (g·mol−1) 274,40
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt (°C) 120
CAS-Nummer 10161-33-8
PUB-Nummer 9904
Drugbank ID DB13169

Redaktionelle GrundsÀtze

Alle fĂŒr den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprĂŒften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter UniversitĂ€ten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Markus FalkenstÀtter, BSc

Markus FalkenstÀtter, BSc
Autor

Markus FalkenstÀtter ist Autor zu pharmazeutischen Themen in der Medizin-Redaktion von Medikamio. Er befindet sich im letzten Semester seines Pharmaziestudiums an der UniversitÀt Wien und liebt das wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Naturwissenschaften.

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