Antidiabetikum zeigt Wirkung bei motorischen Symptomen von Parkinson-Patienten

Ein älterer Mensch haltet sich beim Essen die Hand.

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Da Morbus Parkinson eine langsam voranschreitende Erkrankung des Nervensystems und Gehirns ist, werden die ersten Anzeichen meistens nicht gleich wahrgenommen. Die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung weltweit betrifft etwa 4% der über 85-Jährigen und ist trotz Therapien nicht vollkommen heilbar. Eine unlängst publizierte Studie untersuchte dabei das Antidiabetikum Exenatid als Therapieform gegen Parkinson-Symptome.

Ein älterer Mensch haltet sich beim Essen die Hand.

shutterstock.com / Kotcha K

Antidiabetikum Byetta und Wirkstoff Exenatid:

Im Jahr 2017 zeigte eine Studie des Instituts für Neurologie am University College London, dass die Gabe vom Wirkstoff Exenatid die motorischen Symptome bei Parkinson-Patienten mit moderater Erkrankung signifikant bessern könnte. 

Der ursprünglich aus dem Gift der Gila-Krustenechse gewonnene Wirkstoff Exenatid ist ein antidiabetisches und blutzuckersenkendes (biotechnologisch hergestelltes) Arzneimittel, welches bei der Behandlung von Typ 2-Diabetes verwendet wird. Dies ist eine Krankheit, bei der das Pankreas (d.h. die Bauchspeicheldrüse) nicht genügend Insulin produzieren kann (bzw. nicht wirksam genug nutzen kann) und folglich den Blutzuckerspiegel nicht regulieret. 

Wirkung bei Typ 2-Diabetes:

Der im Antidiabetikum Byetta vorhandene Wirkstoff Exenatid gehört zu den Inkretin-Mimetika (d.h. GLP-1-Rezeptor-Agonisten). Zur Unterstützung der Kontrolle des Blutzuckerspiegels erhöht es bei der Aufnahme von Nahrung die Menge des (vom Pankreas freigesetzten) Insulins. Dadurch wirkt es genauso wie menschliche Inkretine (d.h. im eigenen Darm produzierte Hormone).

Wirkung bei Parkinson:

Diese GLP-1-Rezeptoren hausen nicht nur im Magen-Darm-Trakt, sondern auch im Gehirn. Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (kurz: DGN) ist es möglich, dass der Wirkstoff Exenatid dort zur Stabilisierung von (auf Dopamin reagierenden) Neuronenverbindungen führt und dadurch zu „anhaltenden Verbesserung der Parkinson-Symptome“. 

Morbus Parkinson:

Die weltweit zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung Morbus Parkinson tritt mit steigendem Alter häufiger auf. Als neurodegenerativ wird ein Prozess bezeichnet, bei dem im Krankheitsverlauf die eigenen Dopamin-produzierenden Nervenzellen absterben und verloren gehen. Unser Neurotransmitter (d.h. Botenstoff) Dopamin ist für die Koordination von Bewegungsabläufen von großer Bedeutung und für Mimik, Gestik und allen unwillkürlich ablaufenden Bewegungen verantwortlich. Da die Erkrankung nur langsam voranschreitet, sind die typischen Symptome wie Akinese (d.h. Bewegungsarmut oder Bewegungslosigkeit) oder Tremor (d.h. nicht willkürliches Zittern der Muskeln), erst nachdem mehr als die Hälfte der Dopamin-produzierenden Zellen verloren gegangen sind, sichtbar. 

Studienmethode:

Genau diese motorischen Symptome der Krankheit hat eine 2017 publizierte Studie mithilfe des Antidiabetikums Exenatid untersucht. An der in The Lancet veröffentlichten Forschung nahmen insgesamt 62 Patienten im Alter von 25 bis 75 Jahren mit leichter Symptomatik teil. Diese waren bis vor Beginn der Studie im Durchschnitt schon sechs Jahre lang mit gängigen Parkinson-Medikamenten behandelt worden. Deren Wirkung hat jedoch nachgelassen. In dieser randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten, Single-Center Studie wurde den Parkinson-Patienten, zusätzlich zu ihrer regulären Medikation, 48 Wochen lang einmal wöchentlich 2 mg Exenatid oder ein Placebo verabreicht. Darauf folgte eine 12-wöchige Auswaschphase. Die idiopathische Parkinson-Krankheit der Teilnehmer (d.h. Es wurde keine greifbare Ursache für die Erkrankung gefunden.) und deren Stadium wurde nach offiziellen Kriterien der Queen Square Brain Bank und Hoehn und Yahr Skala gemessen. Nach 60 Wochen wurden bestimmte Veränderungen in der Motorik nach der MDR-UPDRS-Punkteskala (Movement Disorders Society Unified Parkinson's Disease Rating Scale Part III) gemessen. 

Ergebnisse der Studie:

Die Studiengruppe zeigte eine signifikante Verbesserung von +1,0 Punkten, währen die placebokontrollierte Gruppe einen negativen Wert von -2,1 Punkten aufwies. 2018 wurde eine statistische Auswertung dieser Studie durchgeführt, um einerseits zu untersuchen, ob sich das Ausmaß der Wirkung auf Exenatid vorhersagen lassen könnte und andererseits, ob die Effekte in den verschiedenen Untergruppen (d.h. Klassifizierung nach Alter, motorischem Erscheinungsbild der Krankheit, Dauer und Schwere der Erkrankung) der Patienten vergleichbar sind. In allen Subgruppen haben sich Verbesserungen der motorischen und nicht-motorischen Symptome gezeigt. Älteren Patienten und Patienten mit einer Krankheitsdauer von mehr als zehn Jahren konnten weniger erfolgreich auf solch eine Therapie ansprechen.

Fazit:

Trotz der Notwendigkeit weiterer Studien, um den Effekt sicher nachweisen zu können, bietet die Wirkung vom Antidiabetikum Exenatid bei der Parkinson-Krankheit neue Erkenntnisse zum Wirkungsmechanismus im Einsatzgebiet.   


Wirkstoffe:

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    Danilo Glisic

    Danilo Glisic
    Autor

    Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

    Letztes Update

    19.01.2021

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