Rotaviren

Rotaviren

Grundlagen

Die häufigste Ursache für eine akute, schwere Durchfallerkrankung im Säuglings- und Kindesalter ist eine Infektion mit Rotaviren. Dabei handelt es sich um einen hoch ansteckenden Virus, der sich besonders in den Monaten Februar bis April schnell ausbreitet. Schon der Kontakt mit geringsten Mengen an Viruspartikeln löst eine Erkrankung aus.

Von Rotavireninfektionen am stärksten betroffen sind vor allem Kleinkinder in der Altersgruppe zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Dies liegt daran, dass in diesem Alter das Immunsystem noch nicht voll ausgeprägt ist. Oftmals leiden jedoch auch ältere Kinder und Personen über 60 Jahren unter einer durch Rotaviren ausgelösten Durchfallerkrankung. Bei Jugendlichen und Erwachsenen löst eine Rotavireninfektion normalerweise nur leichten Durchfall aus – die schwereren Formen von Magen-Darm-Infekten gehen in dieser Altersgruppe zumeist auf Infektionen mit Noroviren zurück.

Ansteckend ist die Erkrankung, solange die Viren mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Dieser infektiöse Zeitraum dauert in der Regel ab Beginn der Symptome für etwa acht Tage an.

Die Bezeichnung Rotavirus beruht auf der radförmigen Struktur (lateinisch rota für Rad) der Viren bei der Vergrößerung mit einem Elektronenmikroskop. Es werden sieben unterschiedliche Virengruppen (Serotypen A bis G) unterschieden, die jeweils wieder in verschiedene Untergruppen unterteilt werden. Der Serotyp A hat klinisch die größte Bedeutung.

In Deutschland zählt eine Infektion mit dem Rotavirus zu den meldepflichtigen Erkrankungen, in Österreich ist dies hingegen nicht der Fall.

Ursachen

Eine Infektion mit Rotaviren wird normalerweise fäkal-oral von Mensch zu Mensch durch eine Schmierinfektion übertragen. In manchen Ländern kann die Infektion auch über kontaminierte Lebensmittel oder kontaminiertes Trinkwasser übertragen werden. Da die Viren äußerst widerstandsfähig sind, sind sie auf infizierten Gegenständen oder Händen bis zu zwei Tage überlebensfähig. Auch durch eine Behandlung mit Desinfektionsmitteln fällt es schwer, sämtliche Erreger sicher abzutöten.

Da bei Kindern bis zum zweiten Lebensjahr das Immunsystem noch nicht voll ausgeprägt ist, sind sie für eine Rotavireninfektion besonders empfänglich. Ab dem zweiten Jahr gelingt es dem Immunsystem zumeist, die Erkrankung durch Antikörper abzuwehren. Da es zahlreiche Subtypen der Rotaviren gibt, kann die Durchfallerkrankung jedoch auch in späteren Lebensjahren immer wieder auftreten.

Symptome

Die Inkubationszeit (Zeitspanne von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome) beträgt bei einer Rotavirenerkrankung ein bis drei Tage. Anschließend leiden die Betroffenen zumeist unter Magenschmerzen, Erbrechen, hohem Fieber und leichtem bis starkem, wässrigen Durchfall.

In schweren Fällen kann der Durchfall bis zu fünf Tage anhalten, wodurch aufgrund des starken Wasser- und Elektrolytverlusts eine Exsikkose (Austrocknung des Körpers) ausgelöst wird, die ohne Behandlung innerhalb kurzer Zeit zum Tode führt. Schätzungen zufolge sterben jährlich weltweit bis zu eine Million Kinder vor allem in Entwicklungsländern an einer Rotavireninfektion.

Diagnose

Durch die charakteristischen Symptome bei Kleinkindern kann der Arzt schnell eine Verdachtsdiagnose auf eine Infektion mit Rotaviren stellen. Zur sicheren, labordiagnostischen Abklärung eignet sich das ELISA-Verfahren. Dabei werden Antikörper gegen das Virus in einer Stuhlprobe nachgewiesen, wodurch sich des Weiteren auch der genaue Virus-Serotyp bestimmen lässt.

Weitere Möglichkeiten zur Diagnose wären der Nachweis der Viren mittels Elektronenmikroskop oder anderen molekularbiologischen Verfahren. Diese sind jedoch weitaus aufwändiger und werden daher in der Regel nicht angewendet.

Therapie

Eine spezifische Therapie gegen eine Infektion mit Rotaviren existiert nicht. Besonders wichtig ist es, viel zu trinken, da durch den Durchfall ein lebensbedrohlicher Flüssigkeitsverlust verursacht werden kann. Bei der Behandlung von Säuglingen und Kleinkindern kann eine stationäre Aufnahme in ein Krankenhaus notwendig werden. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme wird hierbei in Form von Trinklösungen oder über eine Infusion erreicht. Zusätzlich wird auch der durch den starken Durchfall verursachte Elektrolytverlust (Verlust an Mineralsalzen) wieder ausgeglichen.

Es kann lediglich eine symptomatische Therapie durchgeführt werden – eine direkte Bekämpfung der Erreger durch Medikamente (antivirale Therapie genannt) ist bei Rotaviren nicht möglich.

Prognose

Das Sterberisiko aufgrund einer Rotaviren-Erkrankung ist in den Ländern Westeuropas dank einer guten medizinischen Versorgung sehr gering. Bei knapp 50% der Erkrankungsfälle von Kindern unter fünf Jahren ist jedoch eine stationäre Behandlung im Krankenhaus notwendig. Von den Erkrankungsfällen bei Erwachsenen nach dem 60. Lebensjahr muss etwa jeder dritte in ein Krankenhaus eingewiesen werden.

Vorbeugen

Die einzige Möglichkeit, einer Infektion mit Rotaviren vorzubeugen, ist die Einhaltung einer strikten Hygiene und Verwendung von speziellen Desinfektionsmitteln, falls man in Kontakt mit ansteckenden Erkrankten kommt. Rotaviren können auf andere Menschen übertragen werden, solange die Erkrankten Viren über den Stuhl ausscheiden – dies ist in der Regel für den Zeitraum ab Beginn der Symptome bis etwa acht Tage danach der Fall. Vor allem nach dem Wickeln von erkrankten Babys und Kleinkindern sollten die Hände und die Wickelunterlage gut desinfiziert werden.

Auch stehen zur Vorbeugung einer Infektion mit Rotaviren zwei verschiedene Impfstoffe zur Verfügung, welche seit 2006 zugelassen sind. Derzeit gibt es jedoch keine generelle Impfempfehlung zum Schutz vor Rotaviren-Erkrankungen. Es muss individuell der Nutzen gegen das Risiko einer Impfung abgewogen werden.

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Danilo Glisic

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Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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