Gürtelrose (Herpes Zoster)

Gürtelrose (Herpes Zoster)
Internationale Klassifikation (ICD) B02.-

Grundlagen

Gürtelrose (Herpes Zoster) bezeichnet einen schmerzhaften Hautausschlag, der durch das Varicella-Zoster-Virus, das zur Familie der Herpes-Viren gehört, ausgelöst wird. Kommt der Betroffene erstmals in Kontakt mit dem Varicella-Zoster-Virus, kommt es zum Auftreten von Windpocken (Varizellen). Charakteristisch für Herpes-Viren ist, dass sie trotz durchstandener Infektion in bestimmten Teilen des Nervensystems verbleiben. Kommt es zu einer neuerlichen Aktivierung, resultiert daraus eine Gürtelrose. Auch die Impfung gegen Windpocken bietet keinen sicheren Schutz.

Sowohl Windpocken, als auch Gürtelrose sind hoch infektiös für Menschen, die noch nicht mit dem Virus in Kontakt gekommen sind. Jede Altersgruppe kann von Gürtelrose betroffen sein, wobei ältere oder immungeschwächte Patienten (wie etwa Tumor-Patienten oder HIV-Infizierte) anfälliger sind. Am häufigsten tritt Gürtelrose zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf.

Ursachen

Auslöser für eine Gürtelrose (Zoster) ist eine Infektion mit dem Varicella-Zoster-Virus. Kommt es zum Erstkontakt, erkrankt der Patient an Windpocken (Varizellen). Nach erfolgter Krankheit, bewegt sich das Virus entlang der Nervenbahnen zu den Nervenwurzeln und verbleibt dort in einem Stadium, das Ärzte auch „schlafenden“ Zustand nennen. Mehr als 95 Prozent aller Erwachsenen besitzen dieses Virus, das im späteren Verlauf wieder aktiviert werden kann. Ist dies der Fall, bewegt sich das Virus wieder entlang dieser Nervenbahnen zur Haut zurück und löst dort das Krankheitsbild aus.

Zoster kann aber auch durch ein geschwächtes Immunsystem hervorgerufen werden. Zur Hauptrisikogruppe zählen vor allem HIV-Infizierte, Patienten, die Chemotherapien oder Immunsuppressiva einnehmen oder an bösartigen Tumoren leiden.

Weiters können Faktoren wie Stress, eine schwere Grippe und Sonneneinwirkung auslösend sein.

Symptome

  • Im Anfangsstadium weist die Gürtelrose, neben den klassischen Symptomen wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit, ein brennendes Gefühl an den Nervenbahnen auf. Diese Stellen (Dermatome) sind vor allem im Rumpfbereich zu finden, wo sie gürtelförmig von der Wirbelsäule in Richtung des Brustbeins verlaufen. Die Schmerzen, die von der Gürtelrose ausgelöst werden, sowie der nachfolgende Hautausschlag treten meistens nur halbseitig auf, je nachdem wie der Verlauf der betroffenen Nervenbahnen ist.
  • Nach zwei bis drei Tagen tritt zusätzlich noch der charakteristische Hautausschlag auf. Dieser äußert sich in kleinen Blasen auf geschwollenem und gerötetem Untergrund. Der Ausschlag hat Ähnlichkeit zu Windpocken, beschränkt sich jedoch nur auf einen bestimmten Bereich.
  • Der Höhepunkt des Ausschlags wird nach rund zwei bis sieben Tagen erreicht. Es kommt zum Aufplatzen der Blasen und zur Entstehung von kleinen Wunden, die mit der Zeit von Schorf bedeckt werden, der nach zwei bis drei Wochen wieder abfällt.
  • Gemeinsam mit dem Ausschlag kann es auch zu Fieber kommen.
  • In manchen Fällen kann es auch zum Anschwellen der umliegenden Lymphknoten kommen.
  • Einige Patienten können Wochen oder Monate später noch unter Schmerzen, sogenannten Nervenschmerzen (postzosterische Neuralgie), an der einstmals betroffenen Körperstelle leiden. Diese Schmerzen treten meistens dann auf, wenn die Therapie zu spät oder unzureichend erfolgte. Auch das Alter ist ausschlaggebend. Vor allem ältere Menschen leiden an diesen Monate bis Jahre andauernden Schmerzen.

Diagnose

Oft genügt schon die Krankengeschichte (Anamnese) um Gürtelrose zu diagnostizieren. Zusammen mit dem charakteristischen halbseitigen, klar abgegrenzten Ausschlag, kann der Arzt schnell auf eine Gürtelrose schließen. In den meisten Fällen sind keine weiteren Untersuchungen mehr nötig.

Ist sich der Arzt über die Diagnose jedoch nicht sicher, können die Viren der Gürtelrose durch einen Wundabstrich oder Antikörper gegen das Virus im Blut nachgewiesen werden. Doch auch diese Methode ist nicht zu 100 Prozent zuverlässig, denn Menschen, die in ihrer Kindheit bereits Windpocken hatten, zeigen stets Antikörper im Blut. Der Arzt muss auch eine zugrunde liegende Erkrankung, die das Immunsystem schwächt und somit Auslöser für eine Gürtelrose sein kann, ausschließen.

Therapie

Besteht der Verdacht auf Gürtelrose, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Danach sollte möglichst schnell die Medikamenteneinnahme erfolgen, um so die Vermehrung der Viren zu unterbinden (Virustatika wie Aciclovir oder Brivudin). Durch diese Maßnahmen werden der Krankheitsverlauf verkürzt und mögliche Folgeschäden und Nervenschmerzen verhindert.

Wichtig ist auch, dass das Medikament binnen weniger Stunden eingenommen wird. Gegen eventuell auftretende Schmerzen können schmerzstillende Mittel verwendet werden.

Erfolgt die Behandlung zu spät, muss der Betroffenen noch Wochen später mit starken und anhaltenden Nervenschmerzen (Postzosterneuralgie) rechnen. Solche Schmerzen werden meistens mit starken Schmerzmitteln, kombiniert mit Antidepressiva, die die schmerzstillende Wirkung fördern, behandelt.

Hilfreich können auch Medikamente sein, die eigentlich gegen Epilepsie (Antiepileptika) eingesetzt werden. Zu diesen zählen die Wirkstoffe Carpamazepin oder Gabapentin. Auch Salben, die ein lokales Betäubungsmittel oder Capsaicin enthalten, können eine Schmerzlinderung verschaffen.

Prognose

Im Normalfall heilt die Gürtelrose bei Patienten mit nicht geschädigtem Immunsystem innerhalb weniger Wochen ab. Bei älteren Menschen kommt es häufiger zu Folgeschmerzen. In dieser Gruppe leiden bis zu 70 Prozent unter Postzosterischer Neuralgie.

In seltenen Fällen kann es zu folgenden Komplikationen kommen:

  • Narbenbildung
  • Sind die Augen befallen, kann es zur Vernarbung der Hornhaut (Cornea) kommen.
  • Der Befall der Gesichtsnerven kann eine Hörminderung, Lähmung der Gesichtsmuskeln (Fazialisparese) und den Verlust des Geschmackssinns auslösen.
  • Von generalisiertem Herpes Zoster spricht man, wenn der gesamte Körper betroffen ist. Diese Form der Gürtelrose betrifft vor allem Menschen mit einem schwachen Immunsystem und kann zu lebensbedrohlichen Organschäden führen.

Vorbeugen

Kommt es zum Erstkontakt mit dem Varizellen-Zoster-Virus treten immer Windpocken auf. Dies ist auch im Erwachsenenalter der Fall. Besteht also keine Windpocken-Erkrankung sollte jeglicher Kontakt zu Menschen mit Gürtelrose vermieden werden.

Personen, für die ein erhöhtes Risiko an der schwer verlaufenden Form von Gürtelrose zu erkranken besteht, können eine vorbeugende Behandlung in Betracht ziehen. Diese muss binnen vier Tagen nach Kontakt mit einer erkrankten Person stattfinden. Ein erhöhtes Risiko haben vor allem Schwangere und Immungeschwächte (bei Krebs, Chemotherapie, Immunsuppression und AIDS). Es besteht die Möglichkeit einer einmaligen Infusion, die Antikörper gegen das Varizella-Zoster-Virus (Zoster-Immunglobulin) enthält, oder eine siebentägige Behandlung mit einem Medikament, das die Vermehrung von Viren unterbindet (Virustatikum).

Menschen, die ein normal intaktes Immunsystem besitzen, aber nicht gegen Windpocken geimpft sind, können binnen drei Tagen nach einer vermeintlichen Ansteckung geimpft werden (aktive Immunisierung). Diese Impfung verspricht zwar keinen 100% Schutz zu 100 Prozent vor der Gürtelrose, diese verläuft jedoch, wenn sie auftritt, viel leichter.

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Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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