Atropin

Atropin

Grundlagen

Atropin ist ein Anticholinergikum, auch Parasympatholytikum genannt. Es kommt natĂŒrlicherweise in NachtschattengewĂ€chsen wie der Tollkirsche und der Alraune vor. Medizinisch wird es als Antidot bei Alkylphosphatvergiftungen (z.B. durch Pflanzenschutzmittel) und bei bradykarden Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Als Augentropfen eingesetzt verursacht das Medikament eine Weitstellung der Pupille und ermöglicht damit beispielsweise eine Untersuchung des Augenhintergrundes. ZusĂ€tzlich wird es bei kolikartigen Schmerzen zur Spasmolyse eingesetzt.

Medikamente mit Atropin

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
BellafitÂź N Atropin STREULI PHARMA
Atropine SDU Faure Atropin Atropinsulfat Théa PHARMA S.A.

Wirkung

Pharmakodynamik
Das Medikament wirkt antagonistisch an Muskarinrezeptoren, indem es Acetylcholin kompetitiv und reversibel verdrĂ€ngt. Dies verringert die AktivitĂ€t des Parasympathikus, wodurch sich die zahlreichen Wirkungen erklĂ€ren. Atropin steigert die Herzfrequenz und verringert die atrioventrikulĂ€re Überleitungszeit, erweitert die Bronchien in der Lunge, entspannt die glatte Muskulatur und verringert dadurch die Peristaltik und Sekretion im Magen-Darm-Trakt. Weiterhin reduziert es die Schweiß- und Speichelbildung.

Pharmakokinetik
Die BioverfĂŒgbarkeit betrĂ€gt nur etwa 25 %., die Eliminations-Halbwertszeit zwei Stunden. Etwa die HĂ€lfte des Medikaments wird unverĂ€ndert im Urin
ausgeschieden, der restliche Teil wird zunĂ€chst hepatisch metabolisiert und erst danach renal ausgeschieden. Der pharmakologische Effekt setzt bereits nach einer Minute ein und hĂ€lt fĂŒr 30 bis 60 Minuten an.

Wechselwirkungen
Durch gemeinsame Anwendung mit anderen anticholinergen Substanzen wie trizyklischen Antidepressiva, Antihistaminika, Antipsychotika oder verschiedener Parkinsonmedikamente können die Nebenwirkungen verstÀrkt werden.

ToxizitÀt

Nebenwirkungen
Eine Überdosierung zeigt sich als anticholinerges Syndrom mit VerstĂ€rkung der oben genannten Effekte mit Harnverhalt, Fieber, Delir und Halluzinationen. In der Folge können Bewusstlosigkeit, AtemlĂ€hmung und KrampfanfĂ€lle auftreten.

Toxikologische Daten
Bei Kindern kann der Verzehr von drei bis fĂŒnf Tollkirschen (entsprechen etwa 2 mg Atropin) tödlich sein, bei Erwachsenen erst ab 10 bis 20 Beeren. Als Gegengift wird Physostigmin verwendet, welches die Konzentration von Acetylcholin an den Synapsen erhöht und das Parasympatholytikum dadurch verdrĂ€ngt.

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code A03BA01, G04BD15, S01FA01, V03AB44
Summenformel C17H23NO3
Molare Masse (g·mol−1) 289,375
Aggregatzustand fest
Dichte (g·cm−3) 1,2
Schmelzpunkt (°C) 118,5
Siedepunkt (°C) 429
PKS Wert 9,43
CAS-Nummer 51-55-8
PUB-Nummer 174174
Drugbank ID DB00572

Redaktionelle GrundsÀtze

Alle fĂŒr den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprĂŒften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter UniversitĂ€ten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Markus FalkenstÀtter, BSc

Markus FalkenstÀtter, BSc
Autor

Markus FalkenstÀtter ist Autor zu pharmazeutischen Themen in der Medizin-Redaktion von Medikamio. Er befindet sich im letzten Semester seines Pharmaziestudiums an der UniversitÀt Wien und liebt das wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Naturwissenschaften.

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer
Lektor

Stefanie Lehenauer ist seit 2020 freie Autorin bei Medikamio und studierte Pharmazie an der UniversitÀt Wien. Sie arbeitet als Apothekerin in Wien und ihre Leidenschaft sind pflanzliche Arzneimittel und deren Wirkung.

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