Eine wichtige Therapiemöglichkeit besteht darin, die Ursachen des Tinnitus zu erkennen und zu beheben. Häufig lassen sich diese jedoch nicht exakt bestimmen. Je nachdem ob ein akuter oder ein chronischer Tinnitus vorliegt, existieren klare Behandlungsrichtlinien, welche sich am Zeitverlauf sowie dem Schweregrad der Erkrankung orientieren.
Akuter Tinnitus
Beim akuten Tinnitus ist es besonders wichtig, dass mit der Behandlung so früh wie möglich begonnen wird – bestenfalls innerhalb der ersten Tage nach dem Auftreten der Ohrgeräusche. Folgende Maßnahmen können unter anderem durchgeführt werden:
- Infusionstherapie: Hierbei werden dem Patienten über eine Infusion durchblutungsfördernde Medikamente verabreicht, wodurch eine verbesserte Versorgung des Innenohrs mit Blut und Sauerstoff erreicht werden soll.
- Kortison: Besteht der Verdacht, dass dem Tinnitus eine entzündliche Ursache zugrunde liegt, wird eine Infusion mit Kortison durchgeführt.
- Druckkammertherapie (hyperbare Sauerstofftherapie): Falls die oben genannten Therapien keine Besserungen erzielen, kann eine Druckkammertherapie durchgeführt werden.
- Physikalisch-medizinische oder krankengymnastische Behandlung: Diese Verfahren können eingesetzt werden, falls Verletzungen oder Fehlstellungen der Halswirbelsäule die Ursache des Tinnitus sind.
- Kieferorthopädische Behandlung: Diese wird durchgeführt, falls Fehlstellungen des Gebisses oder des Kiefergelenks den Tinnitus auslösen.
Chronischer Tinnitus
Leidet der Patient unter chronischem Tinnitus, kommt der intensiven ärztlichen Betreuung eine besondere Bedeutung zu. Es ist wichtig, dass der Patient lernt, im Alltag mit seinen ständigen Ohrgeräuschen umzugehen. Durch Stressabbau und speziellen Entspannungsverfahren wie Autogenes Training oder Yoga kann zudem der Heilungsprozess gefördert werden.
Mithilfe von psychotherapeutischen Ansätzen kann besonders denjenigen Patient geholfen werden, die durch den Tinnitus verunsichert, depressiv oder ängstlich sind. Hierbei hat sich unter anderem die kognitive Verhaltenstherapie bewährt.
Durch die Verwendung spezieller Hörsysteme wie zum Beispiel Tinnitusmasker oder Rauschgeneratoren kann die Wahrnehmung des Tinnitus unterdrückt werden. Sie haben optisch eine Ähnlichkeit mit Hörgeräten und produzieren kontinuierlich ein Rauschgeräusch, welches von den Tinnitusgeräuschen ablenkt oder diese ganz überdeckt. In manchen Fällen wird zusätzlich noch eine Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) durchgeführt. Bei der TRT wird eine Anpassung der Hörsysteme durchgeführt. Zudem werden über einen Zeitraum von etwa 18 Monaten mehrere Beratungssitzungen, in der Aufklärung und Beratung (Counseling) und eine psychotherapeutische Begleitung angeboten werden, absolviert. Durch die Verwendung dieser speziellen Hörsysteme in Verbindung mit einer Tinnitus-Retraining-Therapie können gute Behandlungserfolge erzielt werden.
Liegt zusätzlich zum Tinnitus eine Verminderung des Hörvermögens vor, kann der Einsatz von Hörgeräten sinnvoll sein. Bei einer schwersten Innenohrschwerhörigkeit kann diese durch eine Innenohrelektrode (Cochlea-Implantat) behandelt werden. In vielen Fällen verschwindet der Tinnitus durch das Wiedererreichen des Hörvermögens ganz oder es tritt zumindest eine Besserung der Beschwerden ein.