Spinalstenose

Spinalstenose
Internationale Klassifikation (ICD) M48.-

Grundlagen

Als Spinalstenose wird eine Verengung des Wirbelkanals bezeichnet, die lokal begrenzt ist und als Folge eines Verschleißes der Wirbelsäule auftreten kann. Wenn aufgrund einer Einengung, die im Wirbelkanal befindlichen Blutgefäße und Nervenfasern gequetscht werden, kann dies Rückenschmerzen und andere Beschwerden verursachen.

Charakteristisch sind hier vor allem Schmerzen im Bereich des unteren Rückens, die beim Gehen an Stärke zunehmen und über das Gesäß in die Beine ausstrahlen. Eine Besserung der Schmerzen ist beim Vorbeugen des Rumpfes zu bemerken.

Zu einer Spinalstenose kommt es gehäuft im höheren Alter. Vorwiegend ist der Bereich der Lendenwirbelsäule von einer Verengung des Wirbelkanals betroffen.

Ursachen

Als häufigster Grund für eine Spinalstenose gilt eine Abnutzung der Wirbelsäule. Mit zunehmendem Alter wird der Raum zwischen zwei Wirbelkörpern kleiner, da die dort befindlichen Bandscheiben an Flüssigkeit und in Folge an Höhe verlieren. Dadurch lassen die Bänder in ihrer Spannung nach und verdicken, wodurch die Wirbelsäulensegmente an Stabilität nachlassen und gegeneinander verschiebbar werden (Wirbelgleiten, Spondylolisthesis). Auf diesen Vorgang reagiert der Körper mit Ausgleichversuchen, indem knöcherne Randphänomene an den Wirbelkörpern (Osteophyten) gebildet werden. Eine Vergrößerung der Wirbelgelenke (Facettengelenke) kann durch eine Arthrose dieser hervorgerufen werden.

Weiters begünstigt zunehmende Belastung auf Grund- und Deckplatte der Wirbelkörper die Entstehung einer Spinalstenose. Somit kommt es auch hier zu einer Knochenverdichtung. In Summe führen diese Veränderungen zu einer signifikanten Verengung des Wirbelkanals (zentrale Stenose). Sind hingegen hauptsächlich die Zwischenwirbellöcher, durch die Spinalnerven austreten, von der Verengung betroffen, wird dies als laterale Stenose bezeichnet.

Ist die Rumpfmuskulatur untrainiert, können diese degenerativen Veränderungen zu Beschwerden führen, da sich die Wirbelsäule in diesem Fall nicht von allein stabilisieren kann.

Seltener können auch noch andere Ursachen für eine Spinalstenose vorliegen:

  • Wirbelkanalenge von Geburt an; hier treten die Beschwerden bereits schon mit 30 bis 40 Jahren auf
  • Verengungen in Folge von Wirbelsäulenoperationen
  • Hormonveränderungen, z.B.: Morbus Cushing
  • Knochenerkrankungen, z.B.: Morbus Paget. Bei dieser Krankheit kommt es zu lokal begrenztem Um- und Anbau von Knochen, vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule, des Becken oder der Ober- und Unterschenkelknochen

Symptome

Die allgemeinen Symptome einer Spinalstenose sind vielfältig und wenig speziell. Sie entwickeln sich über Monate langsam und treten niemals plötzlich auf.

Unspezifische Symptome sind unter anderem:

  • Rückenschmerzen (Lumbago) kombiniert mit Einschränkungen der Beweglichkeit im Bereich der Lendenwirbelsäule und Muskelverspannungen im Bereich des unteren Rückens
  • Rückenschmerzen mit häufig einseitiger Ausstrahlung in die Beine (Lumboischialgie)

Mit fortschreitendem Schweregrad der Spinalstenose kommt es zu folgenden Symptomen:

  • Gefühlsstörung in den Beinen
  • Missempfindung in den Beinen wie etwa Brennen, Ameisenlaufen, Kältegefühl, Watte unter den Füßen
  • Schwächegefühl in den Beinen
  • Blasen-/ Mastdarmstörungen
  • Gestörte sexuelle Funktion

Ist der Krankheitsverlauf bereits schon fortgeschritten, kommt es zu klassischen Symptomen einer Spinalstenose. So tritt zum Beispiel im Sitzen, oder ähnlichen Positionen, in denen der Rumpf nach vorne gebeugt ist, eine Besserung der Beschwerden auf. Dies ist damit zu erklären, da sich durch die Beugung nach vorne die Wirbelsäule dehnt, der Wirbelkanal sich somit weitet und der Druck auf die Nerven nachlässt. Diese Symptomatik wird auch als Caudicatio spinalis bezeichnet.

Diagnose

Da die Krankheitssymptome der Spinalstenose meistens unspezifisch sind, können bildgebende Verfahren dem Arzt helfen, das Ausmaß der Verengung zu erkennen. Mittels Röntgenbild können Ursachen wie knöcherne Veränderungen, Wirbelkörperanbauten, Wirbelgelenkarthrosen und Bandscheibenerniedrigungen erkannt werden. Die Spinalstenose selbst kann jedoch nicht im Röntgenbild erkannt werden, weshalb eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (Kernspintomografie, MRT) angewendet werden muss, mit der sich Einengungen im Wirbelkanal erkennen lassen. Die Magnetresonanztomografie hat gegenüber der Computertomografie den Vorteil, dass auch Weichteilstrukturen wie Bandschreiben oder Nervenwurzeln ersichtlich werden. Aus diesem Grund gilt diese Untersuchungsmethode als bevorzugte Wahl.

Eine weitere Diagnosemethode ist die Myelografie, bei der Kontrastmittel in den Duralsack, der das Rückenmark und den Anfang eines Nervs umhüllt, verabreicht wird und anschließend eine Röntgenaufnahme angefertigt wird. Um diese Untersuchung zu gewährleisten, muss sich der Patient strecken und beugen, damit der Arzt sehen kann, an welcher Stelle das Rückenmark oder der Nerv eingeengt werden.

Als zuverlässigste Untersuchungsmethode gilt die CT- Untersuchung (Myelo-CT), die aufgrund des Kontrastmittels aussagekräftiger ist. Besitzt der Patient zum Beispiel einen Herzschrittmacher, kann eine Kernspintomographie nicht durchgeführt werden, weshalb man auf Myelographie und Myelo-CT zurückgreifen muss. Ebenfalls sinnvoll ist die Durchführung einer Myelo-Kernspinuntersuchung.

Anhand einer neurologischen Untersuchung, kann das eventuelle Ausmaß einer Nervenschädigung erkannt werden. Laboruntersuchungen (Blutuntersuchung, Gehirnwasseruntersuchungen) zeigen, ob andere Erkrankungen als Ursache für die Beschwerden vorliegen.

Therapie

Das Ausmaß der Beschwerden entscheidet über die Form der Therapie. So steht der Grad der Einengung in keinem ersichtlichen Verhältnis zu den Beschwerden.

Die Entscheidung, ob operativ vorgegangen wird, oder nicht, richtet sich danach, ob die Rückenschmerzen der Spinalstenose im Vordergrund stehen oder bereits Nervenschädigungen vorliegen. Bei Letzterem muss operativ vorgegangen werden, um ein Fortschreiten der Nervenschädigung zu vermeiden.

Krankengymnastik kann helfen die Beschwerden zu lindern, indem sie die Rumpfmuskulatur trainiert. Hinzu kommen spezielle Gehschulungen und hilfreiche Tipps für den Alltag. Kommt es jedoch zu stärkeren Schmerzen, sollt eine medikamentöse Schmerztherapie in Betracht gezogen werden. Auch das Tragen eines Korsetts kann hilfreich sein, da es einer zu starken Krümmung der Lendenwirbelsäule nach hinten und die damit verbundene Einengung des Wirbelkanals entgegenwirkt. Dabei sollte jedoch drauf geachtet werden, dass das Korsett nicht dauerhaft getragen wird, da es sonst zu einer Rückbildung der Rumpfmuskulatur kommen kann. Manche Ärzte empfehlen auch Akupunkturtherapie zur Schmerzlinderung. Kommt es zu starken Rückenschmerzen, kann zur Linderung ein lokales Betäubungsmittel und Kortison direkt in den Wirbelkanal verabreicht werden (Epidurale Infiltration). Durch Kortison kann der Druck, der die Schwellung und Entzündung des Nerven hervorruft, eine gewisse Zeit rückgängig gemacht werden.

In manchen Fällen muss operativ gegen eine Spinalstenose vorgegangen werden. Das Ziel hierbei ist, den Druck von den Nervenfasern zu nehmen (Dekompressionschirurgie). Eine der vielen Operationsverfahren ist, die teilweise oder vollständige Entfernung des Wirbelbogens (Hemilaminektomie beziehungsweise Laminektomie). Diese wird hauptsächlich angewendet, wenn:

  • Nervenausfälle wie Lähmung Taubheitsgefühl oder Funktionsstörungen auftreten
  • Die Aktivität durch die Beschwerden eingeschränkt wird, wie etwa Einschränkung der Gehfähigkeit oder der ausgeübten Arbeit
  • Die Bauchpresse für den Stuhlgang infolge der starken Schmerzen verhindert wird

Je nach Ursache können auch Implantate zur Behandlung eingesetzt werden, die in ihrer Wirkungsweise Ähnlichkeit zu mechanischen Abstandhaltern zwischen den Wirbelfortsätzen haben und daher den Wirbelkanal freihalten. Gelegentlich kommt es auch zur Versteifung der Wirbelsäule im verengten Bereich (dorsale Fusion).

Prognose

Die Spinalstenose ist langsam fortschreitend und lässt sich auf verschiedene Arten behandeln. Die Ursachen der Verengung können jedoch nicht eliminiert werden. Sehr wohl kann jedoch mithilfe konservativer Therapie die Spinalstenose über mehrere Jahre stabilisiert werden. Somit empfinden die Betroffenen eine Linderung der Beschwerden ohne Einschränkung der Lebensgewohnheiten.

Die Ergebnisse einer Operation sind in den meisten Fällen positiv, da sie bei dem Großteil gut verläuft. Dennoch sollte nach Ende der Therapie (konservativ oder operativ) sofort mit krankengymnastischen Maßnahmen oder gegebenenfalls mit einer Schmerzbehandlung begonnen werden.

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Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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