Parodontitis

Parodontitis
Internationale Klassifikation (ICD) K05.-

Grundlagen

Unter einer Parodontitis versteht man eine bakterielle EntzĂŒndung des Zahnhalteapparates (fachsprachlich als Parodont bezeichnet). Dieser besteht aus folgenden Elementen:

  • Zahnfleisch (Gingiva propria)
  • Zahnzement (Cementum): Beim Zahnzement handelt es sich um den Ă€ußeren, vom Zahnfleisch umschlossenen Teil des Zahnes.
  • Wurzelhaut (Periodontium, Desmodont): Die Wurzelhaut umgibt den Zahnzement und stellt die Verbindung zwischen Zement und dem aus Knochen bestehenden Zahnfach dar.
  • Zahnfach (Alveole)

Die Parodontitis stellt neben den Karies die hĂ€ufigste Mundkrankheit dar. Umgangssprachlich wird hĂ€ufig das Wort Parodontose verwendet, jedoch handelt es sich fachlich korrekt bezeichnet zumeist um eine Parodontitis (die Endung „-itis“ ist lateinisch fĂŒr „EntzĂŒndung“). Die hĂ€ufigste Ursache der Erkrankung sind Bakterien, die sich im Plaque (Zahnbelag) befinden. Eine Parodontitis ist der hĂ€ufigste Grund fĂŒr Zahnverlust im Erwachsenenalter. In vielen FĂ€llen geht der Parodontitis eine Gingivitis (ZahnfleischentzĂŒndung) voraus.

In vielen Studien wurde ein Zusammenhang zwischen einer Parodontitis und der Entstehung einer Arteriosklerose festgestellt. Es ist jedoch nicht gesichert, ob dieser Zusammenhang tatsÀchlich besteht oder nur zufÀllig als solch einer erscheint.

Ursachen

Die Hauptursache fĂŒr die Entwicklung einer Parodontitis ist eine nicht ausreichende Mundhygiene, wodurch es zur Entstehung von Plaque (Zahnbelag) kommt. Der Plaque besteht aus Speichelbestandteilen, Speiseresten und und großen Mengen an Bakterien. Diese Bakterienauflagerung kann unter anderem Karies hervorrufen, wenn die Bakterien den Zucker in der Nahrung verdauen und dabei SĂ€uren freisetzen, welche den Zahnschmelz schĂ€digen. Zudem können die Bakterien eine EntzĂŒndung des Zahnfleisches (Gingivitis) auslösen. Wenn der Plaque nicht entfernt wird, lagern sich mit der Zeit Mineralien ein, wodurch Zahnstein entsteht.

Mit Fortschreiten der ZahnfleischentzĂŒndung tritt die EntzĂŒndung auf den Zahnhalteapparat ĂŒber, was nun als Parodontitis bezeichnet wird. Bei der Parodontitis kommt es zunĂ€chst zur Ausbildung einer Zahnfleischtasche. Sobald auch der knöcherne Anteil des Zahnhalteapparates von der EntzĂŒndung betroffen ist, kann zudem eine Knochentasche gebildet werden. Anschließend greift der Zahnbelag auch auf diese Taschen ĂŒber, wodurch der EntzĂŒndungsprozess immer weiter in Richtung Zahnwurzelspitze fortschreitet. Dies hat zur Folge, dass sich der Zahn mit der Zeit lockert.

Des weiteren existieren zahlreiche Faktoren, welche die Entstehung einer Parodontitis fördern:

  • ZĂ€hflĂŒssiger Speichel: dieser besitzt eine schlechter reinigende Wirkung als dĂŒnnflĂŒssiger Speichel
  • Mundatmung: bei der Atmung durch den Mund trocknen die SchleimhĂ€ute aus
  • Bestimmte Allgemeinerkrankungen: beispielsweise LeukĂ€mie oder Diabetes Mellitus
  • Allergien
  • Genetische Veranlagung
  • Rauchen

Symptome

Die Parodontitis schreitet zumeist nur langsam voran und macht sich erst nach lĂ€ngerer Zeit mit umfangreichen SchĂ€den an den ZĂ€hnen bemerkbar. Da einer Parodontitis hĂ€ufig zunĂ€chst eine EntzĂŒndung des Zahnfleisches (Gingivitis) vorausgeht, gelten die Symptome der ZahnfleischentzĂŒndung als ernst zu nehmendes Signal. Bei dieser kommt es zu einer Schwellung, Rötung und leichten Blutung (beispielsweise beim ZĂ€hneputzen) des entzĂŒndeten Zahnfleisches.

Des weiteren Ă€ußert sich eine Parodontitis mit folgenden Symptomen:

  • Übler, starker Mundgeruch
  • Austritt von Eiter aus den Taschen
  • VerĂ€nderung der Zahnstellung
  • Freigelegte ZahnhĂ€lse
  • Gelockerte ZĂ€hne bis hin zu Zahnverlust

Diagnose

Das Vorliegen einer ZahnfleischentzĂŒndung (Gingivitis) und Zahnfleischbluten sind Symptome, die auf eine Parodontitis hinweisen können.

Zur weiteren Diagnose untersucht der Zahnarzt das Zahnfleisch und, falls die Erkrankung bereits fortgeschritten ist, die Zahntaschen. Die Tiefe dieser Taschen wird mittels einer speziellen Parodontalsonde bestimmt, die vom Rand des Zahnfleisches am Zahn entlang in die Tasche eingefĂŒhrt wird, bis auf einen Widerstand gestoßen wird. Bei stabil festsitzenden ZĂ€hnen ist dieses Verfahren als Grundlage fĂŒr die Diagnosestellung sowie Therapieplanung ausreichend.

Des weiteren wird mithilfe einer Desmodontometrie die Zahnfestigkeit gemessen. Dabei wird versucht, die ZĂ€hne mittels zwei Instrumentengriffen in verschiedene Richtungen zu drĂŒcken, wobei das Ausmaß der Beweglichkeit bestimmt wird.

Falls die Parodontitis bereits dermaßen weit fortgeschritten ist, dass die ZĂ€hne nur noch locker im Zahnhalteapparat festsitzen, muss das ganze Ausmaß der SchĂ€den genau bestimmt werden. Dabei sind bildgebende Verfahren wie beispielsweise eine Röntgenuntersuchung hilfreich, um eventuelle SchĂ€den an den Knochen festzustellen.

Mittels eines Abstrichs aus dem EntzĂŒndungsherd kann die genaue Zusammensetzung der Bakterien bestimmt werden.

Therapie

Die vollstĂ€ndige Entfernung der bakteriellen ZahnbelĂ€ge stellt einen wichtigen Teil der Parodontitis-Behandlung dar. Um dies zu erreichen, werden im Rahmen einer professionellen Zahnreinigung (PZR) weiche und harte ZahnbelĂ€ge ĂŒber dem Rand des Zahnfleisches entfernt. Somit handelt es sich bei der PZR nicht nur um eine wichtige Vorsorgemaßnahme, sondern auch um einen zentralen Bestandteil der Parodontitis-Therapie.

Anschließend wird eine Versorgung der beschĂ€digten ZĂ€hne, zum Beispiel mit FĂŒllungen, durchgefĂŒhrt. Dabei ist wichtig, dass zuvor sĂ€mtliche ZahnbelĂ€ge und Bakterien mittels KĂŒrette (speziell geformtes Instrument) oder UltraschallgerĂ€ten aus den Zahntaschen entfernt werden. Da die Entfernung der Plaques manchmal Schmerzen verursachen kann, kann das Verfahren je nach Wunsch des Patienten unter lokaler BetĂ€ubung durchgefĂŒhrt werden. Nach etwa zwei bis drei Wochen wird das Ergebnis der Plaqueentfernung kontrolliert. Unter UmstĂ€nden muss die Behandlung an manchen Stellen wiederholt werden.

Handelt es sich um sehr schwere Formen der Parodontitis, mĂŒssen gegebenenfalls Antibiotika verabreicht werden, um die entzĂŒndungsauslösenden Bakterien erfolgreich bekĂ€mpfen zu können. Auch eine GlĂ€ttung der ZahnwurzeloberflĂ€che und eine Entfernung von krankem Gewebe kann erforderlich sein.

Falls die Parodontitis bereits sehr weit fortgeschritten ist, ist in manchen FĂ€llen ein chirurgischer Eingriff notwendig. Dabei wird der erkrankte Bereich aufgeschnitten, anschließend werden die ZahnbelĂ€ge entfernt. Die Wunde wird geklebt oder vernĂ€ht. Sitzen die ZĂ€hne nur noch locker im Zahnhalteapparat, kann es unter UmstĂ€nden notwendig sein, die Knochentaschen mit Knochenersatzmaterialien aufzufĂŒllen.

Um dauerhaft eine erfolgreiche Therapie gewĂ€hrleisten zu können, ist eine gute Nachsorge besonders wichtig. Etwa alle drei bis sechs Monate sollte eine Kontrolle der der ZĂ€hne und der Zahnfleischtaschen beim Zahnarzt durchgefĂŒhrt werden. Zudem hilft eine regelmĂ€ĂŸige professionelle Zahnreinigung dabei, das Risiko einer erneuten Parodontitis stark zu senken.

Ein weiteres wichtiges Ziel einer nachhaltigen Parodontitis-Behandlung stellt eine ausfĂŒhrliche AufklĂ€rung des Patienten ĂŒber die Erkrankung und die Leistung von Hilfestellungen zur optimalen Pflege der ZĂ€hne dar. Durch eine gute Zahnhygiene kann der Patient selbst den wesentlichsten Beitrag fĂŒr eine gute Gesundheit des Zahnfleisches und der ZĂ€hne leisten.

Prognose

Die Prognose einer Parodontitis ist stark vom AusprÀgungsgrad der Erkrankung sowie einer engen Kooperation zwischen Arzt und Patient abhÀngig. Gelegentlich kann sich eine Parodontitis-Behandlung sehr langwierig gestalten.

Wird die Parodontitis zu einem frĂŒhen Zeitpunkt diagnostiziert und behandelt, ist die Prognose zumeist gĂŒnstig. Der Heilungsprozess beginnt, sobald die OberflĂ€che der Zahnwurzel geglĂ€ttet ist und die Bakterien erfolgreich entfernt sind. Der Verlauf des Heilungsprozesses ist zudem vom Gesundheitszustand des Patienten abhĂ€ngig – bei Personen mit geschwĂ€chtem Immunsystem ist der Krankheitsverlauf hĂ€ufig weniger gut. Des weiteren spielt das Alter der Patienten eine Rolle, da die FĂ€higkeit des Gewebes, sich zu erneuern, sowie die WundheilungsfĂ€higkeit mit steigendem Lebensalter nachlassen.

LĂ€ngerfristig lĂ€sst sich eine gute Prognose nur erreichen, wenn die Betroffenen eine optimale Zahnpflege und Mundhygiene einhalten und regelmĂ€ĂŸig Kontrollen beim Zahnarzt durchfĂŒhren lassen. Andernfalls besteht eine großes Risiko fĂŒr ein erneutes Auftreten der Parodontitis.

Bleibt eine Parodontitis unbehandelt, fĂŒhrt sie mit der Zeit fast ausnahmslos zum Verlust der ZĂ€hne.

Vorbeugen

Durch die Einhaltung einer konsequenten Zahnpflege sowie Mundhygiene lĂ€sst sich gut einer Parodontitis vorbeugen. Die ZĂ€hne sollten tĂ€glich morgens und insbesondere abends grĂŒndlich gereinigt werden – bestenfalls nach jedem Essen. Zudem sollte die ZahnbĂŒrste regelmĂ€ĂŸig gewechselt werden.

Da mittels einer normalen ZahnbĂŒrste nur die Vorderseite der ZĂ€hne, nicht jedoch die ZahnzwischenrĂ€ume gereinigt werden, kann es in manchen FĂ€llen trotz einer konsequenten Zahnpflege zu einer Parodontitis kommen. Um auch diese Stellen effektiv zu reinigen, empfiehlt sich die Verwendung von InterdentalbĂŒrstchen (Zahnzwischenraum-BĂŒrstchen) oder Zahnseide. Auf diese Weise kann das Risiko einer ZahnfleischentzĂŒndung und einer Parodontitis sehr stark gesenkt werden.

Bei Plaque (Zahnbelag) handelt es sich um einen dĂŒnnen, unsichtbaren Biofilm, der fest auf der ZahnoberflĂ€che haftet und mit der Zeit eine Parodontitis verursachen kann. Eine grĂŒndliche Entfernung des Plaques bietet somit den besten Schutz vor der Entstehung von Parodontitis oder Karies. Folgende Punkte sollten beachtet werden, um Zahnbelag vorzubeugen:

  • Zweimal jĂ€hrlich sollte eine professionelle Zahnreinigung durchgefĂŒhrt werden. Dabei werden mithilfe spezieller Instrumente die ZĂ€hne und ZahnzwischenrĂ€ume vom Zahnstein befreit. Als Ergebnis haben die ZĂ€hne danach absolut glatte OberflĂ€chen, wodurch sich der Zahnbelag nicht so leicht anhaften kann.
  • Fragen Sie Ihren Zahnarzt, wie man die ZĂ€hne optimal reinigt und wie die Zahnseide richtig angewendet wird.
  • Zweimal pro Jahr sollte eine Routinekontrolle beim Zahnarzt durchgefĂŒhrt werden.
  • SĂŒĂŸigkeiten (wie beispielsweise Bonbons, Schokolade, zuckerhaltige Kaugummis, zuckerhaltige GetrĂ€nke) sollten nicht ĂŒber den ganzen Tag verteilt konsumiert werden, da die Bakterien im Mund ansonsten regelmĂ€ĂŸig mit Zucker versorgt werden. Es ist empfehlenswert, SĂŒĂŸes nur direkt nach den Hauptmahlzeiten zu essen und im Anschluss die ZĂ€hne zu putzen.

Redaktionelle GrundsÀtze

Alle fĂŒr den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprĂŒften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter UniversitĂ€ten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner AffinitÀt zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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